Und immer diese Gretchenfrage: „Doktortitel oder LL.M.?“ Würden Sie sich jederzeit wieder für eine Promotion entscheiden, oder würde Ihre Wahl heute eher auf einen LL.M. fallen?
Robert Brahmstaedt: Die Entscheidung für eine Promotion will gut überlegt sein. Schließlich ist es nach dem langen Jura-Studium, evtl. sogar – wie bei mir – erst nach dem 2. Staatsexamen, noch einmal eine Menge „Lebenszeit“, die man in dieses Projekt investiert. Diese Zeit kann man – je nach individuellen Wünschen – natürlich auch anders sinnvoll nutzen, z. B. endlich in den Job einsteigen, Auslandsaufenthalte einlegen oder sich in BWL und / oder Steuern fortbilden.
Vor allem letzteres ist für eine Tätigkeit in der Restrukturierung enorm wichtig. Andererseits ist der Doktortitel eine Qualifikation, die nach außen sichtbar ist und zumindest in Deutschland auch von den Mandanten wertgeschätzt, wenn nicht sogar erwartet wird. Mit einem LL.M. können Fachfremde häufig nichts anfangen. Auch sind die beiden Qualifikationen nicht in jedem Fall gleichwertig, da es LL.M.-Programme gibt, die den Titel durch das Bestehen von verschiedenen Klausuren ermöglichen, also kein Beleg für fundiertes wissenschaftliches Arbeiten sind.
Betrachten Sie längere Auslandsaufenthalte wie beispielsweise während Ihres LL.M. in Sydney, Australien, als essentiell für eine erfolgreiche Karriere? Wie kam es hierzu?
Robert Brahmstaedt: Definitiv ja. Ein Studium im Ausland ermöglicht es, eine Fremdsprache auf einem völlig anderen Niveau zu erlernen als in der Schule. Englisch ist für meine Tätigkeit unverzichtbar. Es kann häufig in einem Fall das Bedürfnis geben, auf Englisch zu kommunizieren, weil Gesellschafter oder Investoren einen internationalen Hintergrund haben.
Der im englischsprachigen Ausland erworbene LL.M. ist daher ein Beleg dafür, dass man die erforderlichen fachspezifischen Englischkenntnisse hat. Für mich war der LL.M. daher der richtige Karrierebaustein, der mir in der täglichen Arbeit sehr hilft.
Das gilt auch heute noch im Zeitalter internetbasierter Übersetzungstools, da auch diese richtig bedient werden wollen. In der Schule hatte ich mich leider gegen das Auslandsjahr entschieden. Daher war der LL.M. die Möglichkeit für mich, einen längeren Auslandsaufenthalt mit fundierten Englischkenntnissen und der Erweiterung des juristischen Horizonts zu verbinden.
Herzensangelegenheit. Herr Dr. Punte, welche juristischen Fragestellungen lassen Ihr Anwaltsherz höherschlagen?
Jan-Henric M. Punte: Besonders gerne mag ich knifflige Fragestellungen aus dem Bereich des Gesellschaftsrechts, zu denen es bislang weder Rechtsprechung noch Kommentarliteratur gibt. In diesem Fall ist man gezwungen, kreativ zu sein und eigene Lösungen zu entwickeln.
Sie haben neben einem LL.M. noch zusätzlich promoviert – Wie kam es zu der Entscheidung beide Wege zu beschreiten?
Jan-Henric M. Punte: Um ehrlich zu sein, war ich lange Zeit unentschlossen, ob ich promovieren oder einen LL.M. im Ausland machen sollte. Der Doktortitel hat in Deutschland einen relativ hohen Stellenwert und war daher als fachliche Zusatzqualifikation sehr reizvoll. Gleichzeitig wusste ich aus meiner Studienzeit in Spanien, wie spannend und gewinnbringend ein längerer Auslandsaufenthalt ist.
Es sprachen also gute Gründe für beide Optionen. Da mir die finale Entscheidung schwer fiel, habe ich mich letztlich dazu entschlossen, sowohl den LL.M. zu machen als auch zu promovieren. Ich habe diese Entscheidung auch nie bereut und bin froh darüber, sie damals so getroffen zu haben.