Studentin bricht Dissertation ab

Verfasst von Laura Hörner

Dissertation abbrechen: 5 Gründe aufzugeben

Wenn sich die Doktorarbeit für Juristen nicht mehr lohnt

Eine Doktorarbeit zu schreiben ist eine Aufgabe, welche die meisten Juristen an ihre Grenzen bringt – kaum jemand erzählt von seiner Dissertation und schwärmt davon, wie entspannt sein Alltag gerade ist. Gerade Jurastudenten wissen, wie viel Druck ein Studium mit sich bringen kann. Einige entscheiden sich aber trotzdem oder gerade deswegen dafür, noch einen Doktortitel obendrauf zu packen. Wenn du diese Entscheidung gerade bereust und dich fragst, ob du deine Jura-Dissertation lieber abbrechen solltest, dann findest du hier ein Für und Wider, welches dir deinen Entschluss erleichtern soll.

Grund 1: Keine Lust mehr auf Studium

Der erste Grund für eine mögliche Aufgabe ist ganz simpel: Dir fehlt die Motivation. Du hast keine Lust mehr, morgens aufzustehen und bis in die Nacht in der Bibliothek zu sitzen. Stattdessen möchtest du lieber die Arbeitswelt kennenlernen oder die Welt entdecken. Fehlende Motivation ist ein guter Grund, deine Doktorarbeit aufzugeben – vor allem, wenn noch kein Ende in Sicht ist. Allerdings solltest du dir wirklich sicher sein, dass es sich nicht um ein bloßes vorübergehendes Motivationsloch handelt, sondern dass du langfristig kein Interesse mehr an deinem Thema und an der Forschung hast.

In solch einem Moment kann es sinnvoll sein, daran zurückzudenken und sich folgende Fragen zu stellen:

  • Warum hast du dich für die Dissertation entschieden?
  • Haben sich deine Ziele seitdem verändert?
  • Hast du (realistische) alternative Pläne?


Wäge gut ab, ob es sich nicht vielleicht doch lohnen könnte, das Ganze noch bis zum Ende durchzuziehen. Vielleicht siehst du die Sache in ein paar Wochen ja schon wieder ganz anders.

Grund 2: Ein verlockendes Jobangebot

Wenn Geld und Karriere winken, kann die Uni oft nicht mithalten. Gerade wenn du ein gutes Examen gemacht hast, kann gut es sein, dass du schon vor Beendigung deiner Dissertation interessante Jobangebote bekommst – da kann deine Entschlossenheit zum Doktortitel ganz schön auf die Probe gestellt werden. Oft kommt dann die Frage auf, ob sich die Promotion überhaupt noch lohnt.

Auch wenn der Doktortitel natürlich noch immer ein gewisses Prestige mit sich bringt, ist er für Juristen keinesfalls eine Voraussetzung für eine gut bezahlte Stelle. Geht es dir also „nur ums Geld“, kann ein gutes Jobangebot ein legitimer Grund sein, deine Promotion abzubrechen oder zumindest zu unterbrechen. Möchtest du jedoch an der Uni arbeiten oder liegt dir die Promotion aus persönlichen Gründen am Herzen, dann findest du sicher auch nach dem Abschluss einen Job, der zu dir passt. Eine Option könnte es auch sein, die Dissertation in Teilzeit fertig zu schreiben, wenn du dich mit deinem Arbeitgeber auf ein passendes Modell einigen kannst.

Grund 3: Probleme mit dem Betreuer

Beim Thema Betreuer ist es ein bisschen wie beim Roulette: Du kannst den Hauptgewinn machen, aber auch komplett daneben liegen. Hast du einen Betreuer, mit dem du auf persönlicher Ebene überhaupt nicht zurechtkommst, der sich gar nicht für deine Arbeit interessiert oder dir in der Forschung keine Freiräume lässt, dann kann das sehr demotivierend sein.

Abbrechen musst du deine Dissertation deshalb nicht: Ein Betreuerwechsel ist in der Regel möglich, wenn du dich an eine Beratungsstelle wendest. Hast du gleich mehrmals hintereinander Pech, sieht die Sache schon anders aus – denn eine schlechte Betreuung kann demotivierend sein und letztendlich auch die Qualität deiner Arbeit negativ beeinflussen. Solch ein Fall könnte tatsächlich Anlass sein, deine Dissertation abzubrechen.

Grund 4: Veränderte Karrierepläne

Vom Uniprofessor zum Wirtschaftsjuristen: Pläne ändern sich, und zwar besonders dann, wenn du noch jung bist. Eine Doktorarbeit ist ein zeitintensives Unterfangen und da kann es schon einmal vorkommen, dass sich in der Zwischenzeit deine Zukunftspläne um 180 Grad drehen. Vielleicht passt dein angestrebter Doktortitel gar nicht mehr zu den neuen Karriereträumen und ein LL.M im Ausland würde dich viel besser weiterbringen? Eine Dissertation rein aus Prinzip zu beenden, ist nicht besonders sinnvoll – dafür verschwendest du viel zu viel wertvolle Zeit, die anderweitig sinnvoller investiert wäre.

Grund 5: Selbstzweifel und psychische Probleme

Eine Dissertation zu verfassen, ist eine große Aufgabe: Und manchmal ist der Preis dafür zu hoch. Nicht selten kommen mit der Doktorarbeit auch psychische Probleme einher. Kein Wunder, denn der Druck und die Ansprüche sind hier besonders hoch. Wenn dich deine Promotion so sehr belastet, dass du zum Beispiel unter Schlafstörungen oder gar Depressionen oder Angststörungen leidest, dann solltest du dir auf jeden Fall Hilfe suchen. Die bekommst du einerseits bei einem Psychologen, aber auch deine Universität bietet vielleicht eine psychologische Beratung oder eine Beratung speziell für Doktoranden an. Wende dich an diese Stellen, spreche mit deiner Familie oder deinen Freunden über deine Probleme und ziehe es auf jeden Fall in Betracht auch deine Dissertation abzubrechen, wenn du zu sehr unter dem Druck leidest. Deine Gesundheit sollte an erster Stelle stehen!

Wenn dich persönliche Probleme wie ein Todesfall, eine Trennung oder eine Krankheit belasten, kann es auch empfehlenswert sein, deine Dissertation zu unterbrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufzunehmen.

 

Es gibt viele legitime Gründe, deine Doktorarbeit abzubrechen. Im Lebenslauf sieht das natürlich nicht unbedingt vorteilhaft aus, besonders, wenn du schon einige Zeit investiert hast. Kannst du den Abbruch gut begründen und passt sonst alles, schauen viele Arbeitgeber jedoch gerne über solche Knicks im CV hinweg. Dennoch solltest du die Entscheidung zum Abbruch nicht leichtsinnig fällen: Stehst du bereits kurz vor dem Schlusssprint, kann es sich durchaus lohnen, noch ein paar Wochen oder Monate die Zähne zusammenzubeißen und den Titel zu erwerben, auf den zu so lange hingearbeitet hast. Hast du deinen Doktortitel einmal in der Tasche, kann ihn dir so schnell niemand mehr nehmen.

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.