Pro: Mehr als nur ein Titel
Es ist völlig legitim, sich 3 Jahre mit höchster Fleißarbeit an ein Thema zu setzen, um am Ende den Titel zu haben. Das ist keine Schande und für manche Karrierewege sogar notwendig. Insbesondere Großkanzleien bevorzugen promovierte Absolventen vor Bewerbern, die „nur“ ein 2. Staatsexamen aufweisen können.
Doch glücklicherweise bringt diese Promotionszeit nicht nur einen Titel mit sich, sondern viele Erfahrungen, die sowohl im Referendariat, als auch in der Arbeitswelt von großem Vorteil sein können: Arbeiten unter Druck. Völlig selbstständiges Arbeiten, Denken und Planen. Routiniertes und geschliffenes Schreiben von langen Texten, Aufsätzen und Vorträgen. Lange Texte schnell lesen.
Eine eigene Herangehensweise an neue und unbekannte Themengebiete entwickeln. Und vor allem – eine hohe Frustrationsschwelle. Denn es gab noch einen Promovierenden, der durch keine Durststrecke gegangen ist und nicht mit Frust und Unsicherheit gekämpft hat.
Contra: Zeitdruck
Durchschnittlich sind Examinanden zwischen 25-27 Jahre alt. Veranschlagt man für eine Promotion 3 Jahre, was nicht großzügig ist, sind wir bereits bei 28-30 Jahren. Danach noch 2 Jahre Referendariat und plötzlich sind wir 30-32 Jahre alt beim Berufseinstieg. Das kann durchaus Druck verursachen, möglichst schnell fertig zu werden.
Tatsächlich macht die Reihenfolge dann zwar keinen Unterschied mehr, aber gefühlsmäßig ist es eine völlig andere Situation, ob die Ausbildung mit dem zweiten Examen bereits vollkommen abgeschlossen ist und noch eine Promotion angeschlossen wird, oder ob immer noch Ausbildungszeit und Prüfungen vor einem liegen.
Pro: Freiheit
Aus der richtigen Perspektive betrachtet, kann die Promotion ein „Studentenleben Deluxe“ sein. Man verdient Geld, häufig steht ein eigenes Büro an der Uni zur Verfügung, man ist Herr über die eigene Zeit.
So viel Freiheit und Flexibilität, inklusive finanzieller Absicherung, kommt so schnell nicht wieder. Oder sogar vielleicht nie wieder.
Leicht stolpert der Absolvent vom Referendariat in den ersten Job und muss eine ganze Menge an Zeit, Freiheit und Flexibilität einbüßen. Zwar muss für die Promotion auch hart gearbeitet werden, manchmal sogar Nächte geopfert werden, aber wann und ob dies geschieht, bestimmt man immer noch selbst.