Juristinnen im Bau- und Immobilienrecht

Veröffentlicht am 27.11.2023

Juristinnen im Bau- und Immobilienrecht

Paulina Bardenhagen, Cornelia Finster und Vanessa Offermanns von Redeker Sellner Dahs im Interview

Vanessa Offermanns und Cornelia Finster sind Senior Associates im Privaten Bau- und Architektenrecht. Paulina Bardenhagen ist Associate im Immobilienrecht. 
Die Begleitung von Bauvorhaben jeder Größenordnung gehört bei Redeker Sellner Dahs seit Jahrzehnten zu den Kernkompetenzen. Von der Planung und Realisierung bis hin zur Verwertung in allen Phasen des Projektmanagements.

 

Frau Bardenhagen, Sie sind seit 2021 bei Redeker Sellner Dahs tätig. Wie sind Sie auf die Kanzlei aufmerksam geworden und was hat Sie überzeugt, dort einzusteigen?

Paulina Bardenhagen: Auf die Kanzlei aufmerksam geworden bin ich bereits während meines Studiums in Bonn. Damals fuhr ich regelmäßig am Bonner Büro an der Willy-Brandt-Allee vorbei und bestaunte die große Bibliothek im Erdgeschoss.

Dass ich Redeker für meinen Berufseinstieg wählte, lag vor allem an dem großartigen Team, das ich bereits während des Bewerbungsverfahrens kennen- und schätzen lernte. Zudem überzeugte mich das hervorragende Renommée der Kanzlei, insbesondere im Bereich des privaten Baurechts und Immobilienrechts.

Ein weiterer Faktor für meine Wahl war aber auch – das darf nicht unerwähnt bleiben – der kurze Arbeitsweg, der es mir ermöglicht, die eine oder andere Mittagspause auch mal zu Hause zu verbringen.

„Was uns verbindet, ist Persönlichkeit“

Sie beraten Mandant:innen vor allem im Immobilienrecht. Eine Frage aus dem Nähkästchen: Was war bisher Ihre größte Herausforderung in diesem Bereich?

Paulina Bardenhagen: Die größte Herausforderung zu benennen ist gar nicht so leicht. Wenn ich mich aber festlegen muss, würde ich sagen, dass es stets eine Herausforderung ist, sich mit „den alten Hasen“ zu messen und sich vor diesen zu behaupten. Dies gilt sowohl in Hinblick auf altgediente Richter:innen als auch hinsichtlich gegnerischer Rechtsanwält:innen, bei denen man sich trauen muss, die Position des Mandanten konsequent und ohne Wenn und Aber zu vertreten. Diese Herausforderung macht zugleich den Reiz der anwaltlichen Tätigkeit aus. 
 

Welchen Stellenwert nimmt die Prozessführung – sowohl vor staatlichen Gerichten als auch vor Schiedsgerichten – in Ihrem Arbeitsalltag ein? 

Paulina Bardenhagen: Die Prozessführung vor staatlichen Gerichten nimmt ca. 50 % meines Arbeitsalltags ein. Im Übrigen berate ich schwerpunktmäßig im Bereich der Vertragsgestaltung sowie der außergerichtlichen Konfliktbeilegung. Prozesse vor Schiedsgerichten stehen bislang noch aus.  

Vanessa Offermanns: Die Prozessführung hat einen großen Stellenwert. Meine Einbindung beginnt oft schon vorgerichtlich durch die Erstellung von Risikoanalysen. Auch die eigentliche Prozessführung nimmt einen großen Teil meines Arbeitsalltags ein. Hier sind je nach Verfahrensstand die Aufgaben unterschiedlich und abwechslungsreich. Neben der Sichtung und Auswertung von Schriftsätzen der Gegenseite und dem Verfassen eigener Schriftsätze stimme ich mich stets eng mit meinen Mandanten ab.

Natürlich nehme ich auch Gerichtstermine wahr und führe Vergleichsverhandlungen. Daneben muss ich stets die aktuelle prozessuale Situation im Blick haben, um meine Mandanten bestmöglich beraten und vertreten zu können.
 

Frau Finster, Sie sind Senior Associate bei Redeker Sellner Dahs und im Bereich des privaten Baurechts tätig.  Warum haben Sie sich für diesen Bereich entschieden? Gab es einen bestimmten Auslöser?

Cornelia Finster: Nach dem ersten Staatsexamen war ich neugierig auf die verschiedenen beruflichen Möglichkeiten, die sich nach dem Jurastudium bieten. Vor dem Referendariat wollte ich mir den Anwaltsberuf daher erst einmal in der Praxis ansehen und als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeiten. Um ehrlich zu sein, war es dann purer Zufall, dass ich in einer Baurechtsboutique gelandet bin.

Ich habe aber sehr schnell festgestellt, dass mir die Arbeit dort großen Spaß macht und das Private Bau- und Architektenrecht wahnsinnig interessant ist. Schnittstellen zu technischen Sachverhalten sind die Regel, häufig gibt es eine Vielzahl von Bauunternehmen, Architekten, Fachingenieuren, die an komplexen Projekten beteiligt sind. Das alles macht vor allem die Beratung im Baurecht zu einer Herausforderung und ist gerade deshalb so spannend.

Cornelia Finster
Cornelia Finster
Viele Mandant:innen aus der Baubranche schätzen es, aus der Schar von Anwälten immer mehr auch Anwältinnen als rechtliche Beraterinnen wählen zu können.
Cornelia Finster

Alle Gäste unseres heutigen Interviews sind weiblich. Gibt es in Ihrem Fachbereich bzw. Ihrer Branche besonders viele weibliche Vorbilder für junge Juristinnen?

Cornelia Finster: Es gibt im Baurecht sehr renommierte und erfahrene Kolleginnen, die definitiv Vorbilder sind. Von besonders vielen zu sprechen – gerade im Vergleich zu anderen Fachbereichen -, würde der Realität aber wohl nicht gerecht werden. Das sollte für junge Juristinnen aber kein Hindernis sein.

Ich selbst empfinde das auch nicht so, im Gegenteil: Es gibt durchaus Situationen, in denen ich das als Vorteil wahrnehme. Viele Mandant:innen aus der Baubranche schätzen es, aus der Schar von Anwälten immer mehr auch Anwältinnen als rechtliche Beraterinnen wählen zu können. Ein diverses Team auf Beraterseite spiegelt schließlich auch die Zusammensetzung vieler unserer Mandanten wider. 
 

Redeker Sellner Dahs wurde als „Kanzlei des Jahres 2022 im Baurecht“ durch Handelsblatt/​Best Lawyers ausgezeichnet. Was bedeutet das und wie konnten Sie sich den Titel sichern?

Cornelia Finster: Die Best Lawyer-Auszeichnung basiert vor allem auf Empfehlungen durch Kolleg:innen anderer Kanzleien. Die Auszeichnung als Kanzlei des Jahres zeigt daher, dass Redeker nicht nur mit Mandaten mit großer Strahlkraft, einem 24-köpfigen Baurechtsteam und langjähriger Erfahrung punkten kann, sondern dass unser Team von den Kolleg:innen in der Branche auch fachlich und persönlich sehr geschätzt wird. 
 

Sie beraten Mandant:innen im privaten Baurecht. Was ist ein "typisches" Mandat, an dem Sie arbeiten?

Vanessa Offermanns: Das „typische“ Mandat gibt es nicht – gerade das lässt den Job nie langweilig werden. Das private Baurecht zeichnet sich durch die Vielfältigkeit der Mandate aus. Ich berate sowohl Privatpersonen als auch große Unternehmen sowohl auf Auftraggeber- als auch auf Auftragnehmerseite. Zudem führe ich Prozesse für meine Mandanten, berate aber auch baubegleitend, das heißt unterstützend während des laufenden Bauprojektes. 

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Sie sind seit 2019 bei Redeker Sellner Dahs tätig. Ist wirklich "aller Anfang schwer"? Wie haben Sie Ihr Onboarding und Ihre Aufnahme ins Team erlebt?

Vanessa Offermanns: Die Sozietät und das Team haben mir den Einstieg in den Anwaltsberuf nach dem Referendariat sehr leicht gemacht. Schon vor meinem offiziellen Start konnte ich an der 90-Jahr-Feier der Sozietät teilnehmen und viele Kolleg:innen kennenlernen.

Am ersten offiziellen Arbeitstag warteten bei der Begrüßung eine persönliche Einführung, eine Willkommenstasche mit allerlei nützlichem Redeker-Merch, ein kleiner Willkommensfilm mit Infos rund um die Struktur der Sozietät und meine wichtigsten Anlaufstellen sowie  ein schöner Blumenstrauß und ein herzlicher Empfang durch das Team auf mich. Nach einer Vorstellungsrunde durch das Bonner Büro ließ das erste Mandat nicht lange auf sich warten.

Schon am zweiten Tag saß ich mit meinen beiden Mentoren und Mandanten zusammen und meine Tätigkeit als Anwältin begann. Dank der flachen Hierarchien und der Open-Door-Policy hatte (und habe) ich Ansprechpartner:innen, an die ich mich stets wenden kann.
 

Was macht das private Baurecht für Sie zum "besten" Rechtsbereich?

Vanessa Offermanns: Vermutlich behauptet jeder Jurist, dass das „eigene“ Rechtsgebiet das Beste und Spannendste ist. Beim Privaten Baurecht stimmt es aber tatsächlich. Mich begeistert vor allem die Vielfalt der Mandate, der technische Bezug und die Menschen, mit denen ich jeden Tag Kontakt habe.

Ein großer Teil meiner Arbeit besteht darin, technische Hintergründe und Zusammenhänge zu verstehen und für das Gericht oder (außergerichtlich) für die Gegenseite zu „übersetzen“ und in den juristischen Kontext einzuordnen. Der rechtliche Schwerpunkt liegt in aller Regel im Werkvertragsrecht.

Gerade durch das Zusammenspiel zwischen Technik und Jura entstehen oft anspruchsvolle Einzelfragen, die das Rechtsgebiet für mich zum besten Bereich der Juristerei machen. 

Vanessa Offermanns
Vanessa Offermanns
Gerade durch das Zusammenspiel zwischen Technik und Jura entstehen oft anspruchsvolle Einzelfragen, die das Rechtsgebiet für mich zum besten Bereich der Juristerei machen.
Vanessa Offermanns

Was macht das Immobilienrecht interessanter als andere Rechtsgebiete?

Paulina Bardenhagen: Für mich heißt Immobilienrecht „Jura pur“. Schon im Studium begeisterte mich das Immobiliarsachenrecht aufgrund dessen klarer Systematik und Logik. In der Praxis sind die Sachverhalte natürlich wesentlich komplexer als im Studium. Nichtsdestotrotz liegt der Schwerpunkt meiner Arbeit in der Lösung rechtlich höchst anspruchsvoller Rechtsfragen und nicht im Bereich der Sachverhaltsermittlung, was ich sehr schätze. 

Besonders begeistert mich die juristische Begleitung von Projektentwicklungen. Hier zeigt sich auch der Vorteil einer Full-Service-Kanzlei wie Redeker, die eine Rechtsberatung „aus einer Hand“ bietet. So beraten wir Projektentwickler:innen beim Erwerb geeigneter Grundstücke, sei es im Rahmen von Asset oder Share Deals, wobei wir insbesondere mit unseren Kolleg:innen aus dem Gesellschaftsrecht und Bauplanungsrecht eng zusammenarbeiten.

Bei der zivilrechtlichen Planung und der Ausführung des Bauprojekts unterstützen die Kolleg:innen aus dem privaten Baurecht. Regelmäßig gehört auch die Beratung einer anschließenden Vermietung zu unseren Aufgaben, die dann wieder in meinen Tätigkeitsbereich fällt.

Die Verzahnung der unterschiedlichen Rechtsgebiete und der Austausch zwischen den verschiedenen Praxisgruppen macht einen ganz besonderen Reiz aus und bietet die Möglichkeit, ein Projekt von der Konzeption bis zur Realisierung und der anschließenden Vermarktung rechtlich zu begleiten. 
 

Welche aktuellen Themen beschäftigen Sie im Immobilienrecht? Welchen Stellenwert nimmt das Thema Nachhaltigkeit – Stichwort Green Building – ein?

Paulina Bardenhagen: Inflation, gestiegene Baukosten und Lieferengpässe machen auch vor unseren Mandanten nicht halt. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass unsere Mandanten optimistisch in die Zukunft blicken und Themen wie Green Building immer mehr in den Fokus rücken. Diese Entwicklung dürfte in der Zukunft weiter an Fahrt aufnehmen und damit auch unsere Mandatsarbeit ganz wesentlich prägen. 

Gleiches gilt für die Beratung im Rahmen der Energiewende. Der Bedarf an rechtlicher Beratung, insbesondere auch der öffentlichen Hand bei der Implementierung alternativer Heizkonzepte, ist wesentlicher Bestandteil unserer Beratungspraxis. 

Insights bei Redeker Sellner Dahs

Frau Finster, das private Baurecht wird oberflächlich bereits im Jurastudium behandelt. Inwiefern unterscheiden sich Theorie und Praxis voneinander?

Cornelia Finster: Die Einblicke im Studium beschränken sich meistens auf das Werkvertragsrecht – und auch das kommt vergleichsweise zu kurz. Daneben gibt es in der Praxis viele Klauselwerke und Verordnungen, die so nur im Baurecht zur Anwendung kommen, wie beispielsweise die VOB/B in Bauverträgen oder die HOAI im Architektenrecht.

Der entscheidende Unterschied ist aber letztlich, dass nur die Praxis wirklich spannende Fälle kreiert. Wenn das Werkvertragsrecht im Studium vielleicht noch etwas abstrakt sein mag – sobald Großbauprojekten der Stillstand droht, weil der Bauunternehmer mit dem Bauherrn um die Vergütung streitet und weitere Leistungen verweigert, oder Kampfmittel auf der Baustelle gefunden werden und das ganze Projekt erstmal auf den Kopf stellen, ist unsere Arbeit fesselnd und das Baurecht gerade wegen der engen Verknüpfung mit der Praxis so unglaublich interessant.  
 

Welche Anforderungen stellen Sie und Ihr Team an den juristischen Nachwuchs?

Cornelia Finster: Das Wichtigste ist, dass die Person Interesse für die Materie mitbringt und mit dem Team harmoniert. Außerdem sollte sie Lust auf Litigation haben. Neben den baubegleitenden Mandaten und der Vertragsgestaltung gehören regelmäßige Termine vor Gericht dazu.
 

Ist technisches Wissen ein “Must-have” in Ihrer Branche?

Vanessa Offermanns: Keine Sorge, spezifisches Vorwissen ist nicht erforderlich. Gemeinsam mit meinen Mandanten erarbeite ich die relevanten technischen Themen und die für das Mandat wichtigen Hintergründe. Wichtig ist aus meiner Sicht die Bereitschaft, sich auf unbekanntes Terrain zu begeben und neugierig zu bleiben. 

Paulina Bardenhagen
Paulina Bardenhagen
Besonders begeistert mich die juristische Begleitung von Projektentwicklungen. Hier zeigt sich auch der Vorteil einer Full-Service-Kanzlei wie Redeker, die eine Rechtsberatung „aus einer Hand“ bietet.
Paulina Bardenhagen

Ihr Fazit?

Typisch für die Arbeit im Bau- und Immobilienrecht ist die Vielfalt technisch und rechtlich komplexer Fragen einerseits, aber auch die Mischung aus Beratungsmandaten und Prozessführung andererseits. Genau das macht für uns den Reiz aus. Auch wenn das Bau- und Immobilienrecht nach Studium und Referendariat erst einmal nach Neuland klingt – der Einstieg in das Rechtsgebiet lohnt sich!  
 

Vielen Dank, Frau Bardenhagen, Frau Finster und Frau Offermanns!

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