„Alles fängt damit an, dass ich hauptsächlich Nerd bin und dann erst Juristin geworden bin“, leitet Bisset ihre Vorstellung ein. Als Kind ist sie auf dem Land aufgewachsen, hat an Computern herumgeschraubt, anstatt auf Partys zu gehen. Auch auf dem Gymnasium hat sie sich für IT interessiert, wollte dennoch nicht in diese Richtung studieren. Lange gedauert hat es aber nicht, bis sie ihre Leidenschaft zur Informatik wieder eingeholt hat: bereits im zweiten Semester ihres Jurastudiums hat sie sich auf IT-Recht spezialisiert.
Ihren Platz in der Arbeitswelt zu finden, fiel Bisset von Beginn an schwer. Sie habe immer viele Dinge auf einmal machen wollen, die sich nicht mit einer Angestelltentätigkeit verbinden ließen. Viele Arbeitgeber sahen keinen Mehrwert in ihren vielen Interessengebieten, rieten ihr sogar dazu, sich ausschließlich auf die Juristerei zu konzentrieren. Dazu kamen die altmodischen Arbeitsmethoden vieler juristischer Arbeitgeber, in welchen digitale und remote Arbeit keinen Platz hatten. Zwar wüssten die Kanzleien mittlerweile, dass sie „jemanden wie sie“ gebrauchen könnten, verstünden aber nicht, was dies wirklich bedeute: zum Beispiel, dass sie sich nicht mit Papierakten herumschlagen möchte.
Einen Grund für die Zögerlichkeit vieler Kanzleien, einmal über den Tellerrand zu schauen, sieht Bisset bei den Managing Partner:innen. Man müsse diesen die Angst nehmen, von den jungen Jurist:innen überholt zu werden. „Wenn man jemandem nicht die Chance gibt, sich zu entfalten in einer Kanzlei, wird er gehen“, sagt sie.