Jura & Kunst: Wer braucht wen?
Könnten Jura und Kunst gegensätzlicher sein? Auf der einen Seite haben wir in den Rechtswissenschaften die Präzision und das Regelwerk, was das juristische einem gibt. Auf der anderen Seite haben wir die Kunst, die davon lebt, Regeln zu brechen. Wie passt das?
“Natürlich, Kunst bricht Konventionen, sie ist am Puls der Zeit, geht voran, ist Avantgarde. Sie kann allerdings nur Regeln brechen, da es Regeln gibt. Wenn es keine ordnende Kraft in der Gesellschaft gäbe, könnte man auch keine Regeln brechen und die Gesellschaft nicht mit neuen Denkanstößen provozieren. Die Kunst braucht keine Juristen, aber Künstler vielleicht schon.”
Wie beide Disziplinen sich beispielsweise ineinander fügen, zeigt ein aktuelles Mandat, in dem ein Künstler bei der Erstellung des Regelwerks für einen Kunstfonds auf juristische Beratung angewiesen war und das Recht der Kunst in diesem Fall gewissermaßen einen Rahmen verleiht und Voraussetzungen schafft, in denen sie wirken kann.
Ein typischer Tag im Kunstrecht?
“Tatsächlich denke ich, dass sich mein normaler Arbeitsalltag nur wenig von dem eines anderen Juristen unterscheidet, wenngleich es natürlich hier und dort ein paar Highlights gibt.”
Zu diesen Highlights zählt zum Beispiel die Betreuung eines Mandanten in Brasilien und der Kooperation mit dortigen lokalen Anwälten. Dank fließender Portugiesischkenntnisse und an der HU Berlin erworbenen Kenntnissen des brasilianischen Rechts konnte zudem die Herausforderung der Übersetzung der Zeugenaussagen gemeistert werden.
Davon abgesehen, so Franziska Stalleicken, hatte sie zudem das Glück, insbesondere während ihrer Zeit in London bei verschiedenen Kunstsammlern, in spektakulären und mit Kunst gefüllten Büros arbeiten zu dürfen – dies sei schon etwas anderes als in einer herkömmlichen Anwaltskanzlei zu sein. Ebenso bekäme sie als Juristin im Kunstrecht die Möglichkeit, spektakuläre Veranstaltungen in der Kunstwelt besuchen zu können, verschiedene Künstler und Akteure aus dem Kunsthandel kennenzulernen und so ganz nah am Puls des Geschehens zu sein.
Wie zwei aktuelle Mandate von Franziska Stalleicken aussehen, warum sie eine Hauswand an einem öffentlichen Münchener Platz besonders im Blick hat und welchen Tipp sie Jurastudierenden gibt, die insbesondere vor dem Examen mit sich kämpfen, hört ihr in der neuen Folge New Lawyers.
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