Es gibt nicht „den“ Bachelor oder Master of Law
Dabei darf man nicht dem Trugschluss erliegen, es gäbe als Alternative zum Staatsexamen nun den Bachelor und den darauf aufbauenden Master of Law, den man so einheitlich an Universitäten oder Fachhochschulen erwerben kann.
Die Bachelor- und Masterstudiengänge sind vielmehr eine grobe Überordnung, unter der sich eine Vielzahl verschiedener Studiengänge versteckt, die juristische Aspekte mit anderen Aspekten kombinieren und den Studenten vermitteln. So gibt es gängige Kombinationen wie Wirtschaftsrecht und Steuerrecht zwar häufiger, allerdings gibt es auch Studiengänge die Recht, Psychologie und Personalmanagement kombinieren oder Studiengänge für das öffentliche Verwaltungsrecht.
Noch unterschiedlicher fallen die verschiedenen Masterstudiengänge aus, bei denen wiederum noch Spezialisierungen dieser Gebiete angeboten werden. So kann es zum Beispiel durchaus einen Master of Law für Wasserrecht geben.
Argumente gegen das Staatsexamen
Befürworter des Staatsexamens bringen immer das Argument vor, dass nur das Staatsexamen den Volljuristen hervorbringt, der wirklich alle Facetten des Rechts beherrscht, der Richter, Anwalt oder Staatsanwalt werden kann und von daher der Prototyp des guten Juristen sei.
Doch genau hier liegt natürlich auch die Schwäche des Staatsexamens, denn diese zweifelsohne umfassende Ausbildung kostet Geld und vor allem Zeit. Zeit und Geld sind jedoch knappe Güter und die dynamische Arbeitswelt hat zudem einen Bedarf an praxisorientierten Bewerbern. Diese Praxiserfahrung sammeln Juristen in dem zweijährigen Referendariat im Anschluss an ihr langwieriges Studium.
Hier haben die neuen Studiengänge zweifelsohne ihre Vorteile. Zwischen sechs und acht Semester dauert ein Bachelor, ein Master zwischen zwei und vier Semester. Somit sind diese Abschlüsse u.U. schneller zu erreichen und in der Tat ist zum Beispiel im Bereich des Wirtschaftsrechts ein Wissen über die Abgrenzung zwischen Raub und räuberischer Erpressung überaus entbehrlich.
Zudem punkten die neuen Studiengänge mit modernen Arbeits- und Lernmethoden. Gerade die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt enorm und auf diesen Trend haben gerade die praxisnahen Hochschulen schnell reagiert. Neueste Informationstechniken gehören daher ebenfalls in den Studienplan der Bachelor- und Masterstudenten.
Schließlich ist auch die Kostenfrage nicht zu vernachlässigen. Das Jurastudium kostet alleine schon wegen der Dauer aber auch wegen der Examensvorbereitung und dem damit häufig verbundenen Repetitorium eine Menge Geld.
Bei mittelmäßigen Abschlüssen, die für Juristen keineswegs eine Seltenheit darstellen, kann es durchaus sein, dass diese Kosten in keinem guten Verhältnis zu dem Einstiegsgehalt stehen. Wer hier früher im Arbeitsleben ankommt, der erwirtschaftet sich womöglich einen kaum mehr einholbaren Vorteil.