5 Fragen an Thomas Hohendorf, der den LL.M. am KCL absolviert hat
1. Warum hast du dich für das King‘s College in London entschieden und was hat dich überzeugt – vor allem im Vergleich zu anderen Universitäten?
Nachdem ich mich für England als Ziel meines Auslandsjahres entschieden habe, war die Auswahl der Universitäten auf das King’s College London begrenzt. Andere Universitäten bot meine Heimat-Universität im Rahmen ihres Austauschprogramms für ein LL.M.-Studium nicht an.
Dennoch eilt dem King’s College im Allgemeinen und der juristischen Fakultät im Besonderen ein hervorragender Ruf voraus. Die Vielzahl an speziellen LL.M.-Kursen sowie die international renommierten Dozenten lassen sprichwörtlich keine Wünsche offen. Hinzu kommt die Lage in einer pulsierenden, vom Zusammenkommen vieler Kulturen geprägten Weltstadt. Zwar braucht sich Berlin nicht hinter London zu verstecken. Doch jeder, der schon einmal in der britischen Hauptstadt verweilen durfte, kennt den besonderen Charme dieses Ortes an der Themse.
2. Wie aufwändig ist der Bewerbungsprozess?
Natürlich bringt ein solcher einjähriger Auslandsaufenthalt einen gewissen Aufwand an Vorbereitung und Bewerbung mit sich. Dies fängt schon mit dem erforderlichen Sprachtest an. Für die Bewerbung zur Teilnahme an dem Austauschprogramm bedurfte es neben all den Zeugnissen bzw. Nachweisen zusätzlich eines Motivationsschreibens.
Weitere Dokumente waren zu diesem Zeitpunkt nicht vonnöten, insbesondere mussten nicht etwaige Empfehlungen von Professoren eingereicht werden (diese Hürde könnten möglicherweise „reguläre“ LL.M.-Studenten genommen haben). Mit der Zusage war dann keine zusätzliche Bewerbung beim King’s-College notwendig. Vielmehr wurde man von der Humboldt-Universität vorgeschlagen.
Daher hielt sich der Aufwand für die Bewerbung wahrlich in Grenzen. Bewerbungen für Stipendien stellen sich m.E. als schwieriger und aufwändiger dar.
3. Wie war der LL.M. inhaltlich ausgestaltet?
Inhaltlich war der von mir gewählte LL.M. in Intellectual Property & Information Law ein wahrer Glücksfall. Meine Leidenschaft für diese Rechtsgebiete habe ich schon während meines Studiums in Deutschland entdeckt und lebe diese auch in meiner Promotion aus.
Die internationale Ausrichtung des LL.M. und in den gelehrten Fächer geben dem auf das heimische Recht eher fokussierten deutschen Jurastudenten einen umfangreichen Einblick in andere Rechtskreise. Zusammenhänge und Unterschiede treten hervor und lassen den Einzelnen einen kritischeren Blick auf den Status Quo im eigenen Land entwickeln.
Ebenso kann ein solcher LL.M. Ausgangspunkt für weitere Forschungsvorhaben oder einer beruflichen (Neu-)Orientierung sein.
Zumindest gibt er einem genügend Input – nicht zuletzt durch die vielen Dozenten aus der Praxis. Gerade Letzteres kann sehr belebend sein nach all den Monaten der Examensvorbereitung für das erste Staatsexamen. Nachteilig wirkt sich nur die Größe der Gruppen in den einzelnen Kursen aus.
Zwar kann man bei so vielen Programmstudenten genügend neue Leute kennenlernen und Freunde aus anderen Ländern finden. Nehmen dann aber mehr als vierzig Leute an den Kursen teil, leidet naturgemäß die Diskussion. Häufig neigen Dozenten in diesen Fällen dann zu einem Frontalunterricht. Kleinere Gruppen wären erstrebenswert.
4. Was würdest du zukünftigen Bewerberinnen und Bewerbern raten – und hat sich der LL.M. für dich gelohnt?
Wenn die Finanzierung geklärt ist, würde ich einem jeden Jurastudenten ein LL.M.-Studium im Ausland empfehlen. Es kann nicht nur fachlich eine enorme Bereicherung sein, sondern es verbessert auch die Sprachkenntnisse ungemein. Hinzu kommen natürlich all die Annehmlichkeiten, die mit einem Auslandsstudium einhergehen – kultureller Austausch, Unabhängigkeit, neue Eindrücke und Freunde, Partys, unvergessliche Momente und Erfahrungen. All dies macht das Auslandsjahr so besonders. Und unvergesslich.
All dies führte nahezu unweigerlich auch dazu, dass der LL.M. sich für mich gelohnt hat. Ich möchte dieses Jahr nicht missen. Insbesondere aus fachlicher Sicht hat der Zugang zu verschiedenen Datenbanken und Bibliotheken sowie die Teilnahme an einigen Kursen maßgeblich den thematischen Fokus meiner zuvor bereits begonnenen Dissertation beeinflusst. Und den positiven Einfluss auf die Sprachkenntnisse brauche ich hier nicht noch einmal erwähnen.
Wer sich bereits grundsätzlich für einen LL.M. entschieden hat, sollte das Augenmerk auf die Lage und das Renommee der in Betracht kommenden Universitäten legen. Wer schon bestimmte Rechtsgebiete im Kopf hat, sollte auch die in den einzelnen LL.M.-Studiengängen angebotenen Kurse vergleichen. Entsprechend einfacher ist auch die Formulierung des Motivationsschreibens.
5. Wie hast du dir den LL.M. finanziert, welche finanziellen Hürden muss man im Vorfeld beachten?
Ein solches Studium ist bekanntermaßen sehr kostenintensiv. Wenn man nicht das Glück hat und durch ein Stipendium oder der Teilnahme an einem Austauschprogramm zumindest einen Teil der Kosten einsparen zu können, ist der Rückgriff auf Erarbeitetes, Erspartes und die Verwandtschaft unausweichlich.
Neben den Studienkosten von bis zu 19.000 EUR kommen in einer Großstadt wie London durch die teuren Mieten leicht noch 1200–1500 EUR Lebenserhaltungskosten pro Monat hinzu. Bedenkt man jedoch, welche Türen sich nach einem solchen Studium sich in mancher (Groß-)Kanzlei öffnet, können diese Ausgaben regelmäßig in den kommenden Jahren amortisiert werden.
Und wie heißt es so schön: Solche Gelegenheiten wie ein Auslandsjahr bekommt man in dieser Form nie wieder. Menschlich bringt es einen einfach weiter.
Es gibt inzwischen eine breite Vielfalt an LL.M.-Studiengängen, die fast jeden Rechtsbereich abdecken und sich vor allem in beruflicher Hinsicht lohnen. Vorab sollte geklärt werden, ob die finanziellen Hürden überwunden werden können oder sonstige Finanzierungsmöglichkeiten in Betracht kommen, wie etwa Stipendien, die teilweise sogar von Kanzleien vergeben werden.