Marina Kaspar

Veröffentlicht am 22.03.2021

The Michigan Difference

Marina Kaspar berichtet über ihren LL.M. an der Law School Michigan

Marina Kaspar absolviert derzeit als Fulbright Austria Stipendiatin einen LLM an der University of Michigan Law School mit Fokus auf internationale Menschenrechte, Migrations- und Flüchtlingsrecht sowie Verfassungsrecht. Die University of Michigan zeichnet sich für sie durch ihr exzellentes akademisches Programm, den engen Austausch mit Fakultätsmitgliedern und dem kollegialen Umfeld aus.
 

Frau Kaspar, Sie absolvieren momentan Ihren LL.M. an der University of Michigan Law School. Aus welchen Gründen haben Sie sich für ein Masterstudium in den USA, insbesondere für die Law School Michigan entschieden und hat Sie Ihr Praktikum in der österreichischen Botschaft in Washington DC hierbei beeinflusst?

Mich hat es schon immer gereizt noch einmal im Ausland zu leben und zu studieren. Die Idee, dass die USA hierfür interessant wäre, wurde dabei natürlich auch durch mein Praktikum an der österreichischen Botschaft in Washington, D.C., beeinflusst.

Den tatsächlichen Ausschlag hat dann aber mein Entschluss, mich für ein Fulbright Stipendium zu bewerben, gegeben. Im Rahmen des Bewerbungsprozesses habe ich mich auch näher mit den verschiedenen Studienangeboten, Spezialisierungen und Rankings der verschiedenen US-Universitäten auseinandergesetzt. Da meine Forschungsschwerpunkte insbesondere im Bereich des Migrationsrechts sowie den Grund- und Menschenrechten liegen, ist mir die University of Michigan mit ihrem exzellenten Ruf im Internationalen Recht aber auch im internationalen Flüchtlingsrecht gleich ins Auge gestochen.

Die University of Michigan legt auch Wert auf eine relativ kleine LL.M. Kohorte. Dadurch werden einem viele Möglichkeiten des Austauschs mit Fakultätsmitgliedern eröffnet. Für mich war daher schnell klar, dass die University of Michigan ganz weit oben auf meiner Liste landet.


Ihr Masterstudium an der Law School hat im August 2020 begonnen. Hat die aktuelle Corona Pandemie bereits bei Ihrer Wahl einer passenden Law School eine Rolle gespielt und warum haben Sie sich letztlich für Michigan entschieden?

Ich würde lügen, würde ich sagen, die Corona Pandemie hätte mich nicht bei der Auswahl einer passenden Universität beeinflusst. Letztendlich war es mir aber wichtig, mich für eine Universität zu entscheiden, die sowohl aufgrund der akademischen Ausrichtung aber auch des sonstigen universitären Umfelds am besten zu mir passt.

Die darauffolgende Kommunikation mit der University of Michigan und die Vorbereitung auf das kommende Semester hat mich dann vollkommen überzeugt, die richtige Wahl getroffen zu haben. Auf jede Anfrage wurde immer hilfsbereit und geduldig reagiert, sei es bei der Auswahl der Kurse, Schilderungen über das Leben in Ann Arbor während einer Pandemie oder Möglichkeiten sich in das akademische Leben zu integrieren. Die Kommunikation war dabei nicht nur kompetent und zuverlässig, sondern auch immer von viel Menschlichkeit und Verständnis geprägt. Dies deckt sich auch mit den Erfahrungen, die ich während meines Studiums sowohl im Austausch mit der Fakultät als auch mit anderen Studierenden gemacht habe. „The Michigan Difference“ spürt man hier in allen Bereichen.

Viele Studierende sitzen gewöhnlich in Vorlesungssälen und sind den Frontalunterricht gewöhnt. Inwiefern hat die Law School Michigan die „Online-Lehre” für LL.M.-Studierende etabliert und wie kommen Sie mit dieser Umstellung klar?

Die meisten Lehrveranstaltungen werden ausschließlich online angeboten. Darüber hinaus gibt es für einige der Kurse eine Hybrid-Option unter Einhaltung von Hygiene und Abstandsvorschriften. Dabei wird die Lehre in einer Mischung aus Präsenzveranstaltungen und digitaler Form abgehalten. Studierende haben aber immer die Möglichkeit Präsenzlehrveranstaltungen rein online zu besuchen. Die Online-Lehre funktioniert hier wirklich gut und die Professor:innen bemühen sich sehr, uns einzubinden und Abwechslung in den Vorlesungsalltag zu bringen. So nützen etwa einige die Breakout-Room Funktion von Zoom, worüber man in kleinere Gruppen geschickt wird und dann mit Kommiliton:innen eine bestimmte Problemstellung für ein paar Minuten diskutieren kann. So hat man dann auch die Möglichkeit die anderen Kursteilnehmer:innen kennenzulernen.

Persönlich bevorzuge ich zwar letztendlich den physischen Besuch von Lehrveranstaltungen; die Online-Lehre hat aber durchaus ihre Vorteile, insbesondere auch was Flexibilität anbelangt. Darüber hinaus werden die Kurse in Zoom aufgezeichnet, das heißt man kann sich einzelne Lehrveranstaltungseinheiten später nochmals ansehen. 

Die University of Michigan Law School stellt sich vor

Welche verschiedenen Online-Programme werden von der Law School angeboten und wie funktioniert Ihrer Ansicht nach der Austausch zwischen den Studierenden und den Professor:innen?

Die University of Michigan hat ein sehr breit gefächertes Angebot an Online-Programmen, angefangen von diversen Infoveranstaltungen, Fachvorträgen, Diskussionsrunden sowie auch Events zum sozialen Austausch. So werden beispielsweise um die Verbindung zwischen LL.M. Studierenden und der Fakultät zu fördern, „virtual lunch hours“ mit Professor:innen organisiert. Dabei hat man die Gelegenheit außerhalb der Lehrveranstaltungen in entspannter Atmosphäre Mitglieder der Fakultät näher kennenzulernen.

Darüber hinaus hat man die Möglichkeit mit Professor:innen über ihre Office Hours in Kontakt zu treten beziehungsweise kann man jederzeit individuelle Termine vereinbaren. Ich habe immer das Gefühl, dass die Professor:innen nicht nur um ein hohes fachliches Niveau bemüht sind, sondern sich auch dafür interessieren, wie sie die Studierenden in dieser herausfordernden Phase unterstützen können.


Auch der Zugriff auf etwaiges Lehrmaterial, insbesondere Fachliteratur, stellt für viele Jurastudent:innen eine große Herausforderung dar. Gibt es an Ihrer Law School Möglichkeiten, auch aus weiter Distanz auf diese Materialien und die benötigte Literatur zuzugreifen?

Die Bibliothek der Law School ist sowohl was Online- als auch Print-Materialien angeht sehr gut ausgestattet. Möchte man sich Bücher über die Universität ausborgen, gibt es die Möglichkeit der „kontaktlosen Zustellung“ innerhalb der Bibliotheksräumlichkeiten. Aktuell ist ein Zutritt zu der Universität unter Einhaltung von Hygiene- und Abstandsregeln sowie einem aktuellen Corona-Test gestattet.

Darüber hinaus hat man auch für viele Beiträge in Fachzeitschriften, aber auch Sammelbänden und Lehrbüchern, einen Online-Zugang. So konnte ich etwa für meine Seminararbeiten bereits einiges einfach im Katalog als pdf finden. Überdies kann man auch Scans von bestimmten Unterlagen anfordern und auch die Mitarbeiter:innen der Bibliothek sind überaus kompetent und hilfsbereit. Ich konnte daher bis jetzt alles, was ich an Materialien benötigt habe, finden.


Kamen Ihnen aufgrund der verordneten Schließungen und des Lockdowns persönliche Bedenken, dass Sie Ihr Masterstudium nicht das gleiche Niveau erreichen würde, wie ein Studium vor Ort und inwiefern konnte die Law School diese Zweifel ausräumen?

Natürlich macht man sich Gedanken darüber, welche Auswirkungen die derzeitige Lage auf die LL.M.-Erfahrung haben wird. Lange Zeit wusste ich durch die internationalen Reisebeschränkungen auch nicht, ob ich überhaupt in die USA einreisen kann und wie sich die Lage in der Zukunft entwickeln wird.

Schlussendlich habe ich es dann doch geschafft, Anfang September in die USA einzureisen und ich habe daher die erste Lehrveranstaltungswoche aus Wien online besucht. Sowohl Fulbright als auch die University of Michigan sind mit allen Hürden, die es zu bewältigen gab, sehr kompetent, flexibel, geduldig und verständnisvoll umgegangen. Als ich dann endlich in Ann Arbor angekommen bin, habe ich mich rasch zuhause gefühlt.

Ich sehe es als große Chance aber auch als Privileg an, besonders in diesen herausfordernden Zeiten an einer der Top-Universitäten in den USA studieren zu können und beabsichtige daher, das meiste aus dieser Erfahrung herauszuholen. 

Was ich besonders schön finde, ist, dass wir es als LL.M. Gruppe trotz der aktuellen Situation geschafft haben, uns gegenseitig zu unterstützen, auszutauschen und Freundschaften zu schließen.
Marina Kaspar

Ein LL.M. im Ausland wird auch durch den Austausch mit Kommiliton:innen aus den verschiedensten Ländern geprägt. Wie gestaltet sich für Sie der Austausch mit den anderen Student:innen und gibt es auch Aktivitäten (z.B. Online Treffen), die außerhalb der Vorlesungszeit stattfinden?

Der LL.M. an der University of Michigan zeichnet sich auch insbesondere durch die kleine und international diverse Kohorte aus. Bereits vor dem Semesterstart haben wir eine Facebook und WhatsApp Gruppe gegründet, um uns kennenzulernen und auszutauschen. Man hat schnell gemerkt, wie offen und hilfsbereit die anderen LL.M. Studierenden sind.

Im ersten Semester hatten wir auch „Introduction to Constitutional Law“ als Online-Lehrveranstaltung und „Research and Analysis in American Law“ als Hybrid-Lehrveranstaltung gemeinsam. Darüber hinaus organisiert die Universität auch diverse Online-Möglichkeiten zum Austausch während des Semesters. Ebenso wurde im Herbst ein gemütliches Willkommenspicknick unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln im Nichols Arboretum organisiert. Was ich besonders schön finde, ist, dass wir es als LL.M.-Gruppe trotz der aktuellen Situation geschafft haben, uns gegenseitig zu unterstützen, auszutauschen und Freundschaften zu schließen. 


Wie gestaltet sich das Leben aktuell in Ann Arbor und welche Möglichkeiten bietet die Stadt? 
 
Ann Arbor ist grundsätzlich eine richtige Studentenstadt, die von vielen Restaurants, Bars, der University of Michigan, kulturellen Angeboten und natürlich Football geprägt ist. Aktuell ist die Stadt relativ ruhig und natürlich gibt es momentan leider keine Möglichkeit Football Games zu besuchen. Dennoch hat Ann Arbor einiges zu bieten und ist für mich zu einem zweiten Zuhause geworden. Zum einen ist Ann Arbor perfekt geeignet für Outdoor- und Sportbegeisterte: Es gibt viele Parks und Trails zum Spazieren oder Joggen, beispielsweise entlang des Huron Rivers oder im Nichols Arboretum. Ann Arbor ist aber auch bestens für Foodies und Kaffeeliebhaber geeignet und viele Bars und Restaurants bieten aktuell (beheizte) Sitzmöglichkeiten im Freien an. Darüber hinaus bieten alle Lokale einen Zustellservice oder Abholung vor Ort an. Das Leben hier ist daher sehr entspannt und angenehm und es ist das meiste fußläufig (oder mit dem Rad) zu erreichen. 

Dein Einblick in das Studentenleben in Michigan!

Sie haben sich für einen LL.M. nach dem Abschluss Ihres Doktortitels entschieden. Wie kamen Sie zu dieser Entscheidung und was hat Sie hauptsächlich veranlasst, diesen Studien- und Karriereweg zu wählen?
 
Bevor ich an die University of Michigan gekommen bin, habe ich circa fünf Jahre als Universitätsassistentin für Öffentliches Recht, zunächst an der WU Wien und dann an der Universität Wien, gearbeitet. Das Spannende an der wissenschaftlichen Tätigkeit ist, dass man sich intensiv mit einer spezifischen Fragestellung auseinandersetzen kann. Dabei war es mir aber immer wichtig, nicht den Praxisbezug aus den Augen zu verlieren.

Durch einen LL.M. in den USA wollte ich daher nicht nur meinen Wissenshorizont erweitern, sondern hat es mich auch besonders interessiert, wie der Lehr- und Forschungsbetrieb an einer Top-US-Universität abläuft. Besonders gereizt hat es mich auch, Einblicke in ein Law Journal zu erhalten und als wissenschaftliche Mitarbeiterin im universitären Forschungsbetrieb mitzuwirken. Beides wurde mir an der University of Michigan ermöglicht und ich kann dadurch wertvolle Erfahrungen für meine eigene Forschungstätigkeit ziehen.

Dein LL.M. an der University of Michigan Law School

Sie sind aktuell im zweiten Semester des LL.M.-Studiums. Wie blicken Sie auf Ihre Wahl für den LL.M. an der Law School Michigan zurück und würden Sie das Masterstudium basierend auf Ihren bisherigen Erfahrungen während der aktuellen Situation empfehlen und sich erneut hierfür entscheiden?

Für mich persönlich war es einfach privat und karrieretechnisch der beste Zeitpunkt einen LL.M. zu absolvieren. Ich empfinde es auch als großes Privileg, trotz der derzeitigen Lage die Möglichkeit bekommen zu haben, an einer Top-Universität in den USA studieren zu können.

Die University of Michigan hat mich sowohl mit ihrem akademischen Programm, den außeruniversitären Möglichkeiten, aber auch dem menschlichen und ehrlichen Umgang mit Studierenden während dieser herausfordernden Zeit darin bestätigt, die richtige Wahl getroffen zu haben.

Am Ende muss dann aber doch jede:r für sich selbst entscheiden, ob sie oder er in der aktuellen Situation bereit ist, in die USA zu ziehen, um zu studieren. Ich habe es jedenfalls nicht bereut und sehe meine Erfahrungen hier als einmalige Chance, die ich nicht missen möchte. 

Ihr Fazit?

Sowohl beruflich als auch persönlich ist es für mich eine sehr bereichernde Zeit an der University of Michigan Law School studieren zu können. Natürlich stellt einen die derzeitige Lage auch vor ungewohnte Herausforderungen und verlangt die Online-Lehre auch einiges an Selbstdisziplin. Dennoch würde ich mich sofort wieder für das LL.M. Programm der University of Michigan entscheiden. 

Vielen Dank, Marina Kaspar!

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