Rechtsanwältin und Autorin Marina Arntzen im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 22.11.2023

Marina Arntzen – Wie können Anwält:innen Familie und Job vereinbaren?

Rechtsanwältin und Autorin Marina Arntzen im New Lawyers Podcast

Als Rechtsanwältin im Bereich Corporate, M&A und Private Equity bei der Kanzlei Norton Rose Fulbright weiß Marina Arntzen, wie schwierig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Anwältinnen und Anwälte sein kann. Darüber, wie sie trotz anspruchsvollem Job auch für ihre Familie da ist, über familienfreundliche Kanzleien sowie über ihr Buch „Family-Work Balance für Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte“ spricht sie in dieser Folge des New Lawyers Podcasts mit Magdalena Oehl.

Die Frage, ob sie sich zwischen ihrem Beruf und der Familie entscheiden muss, hat sich Marina Arntzen nie gestellt. Sie hat einen arbeitsintensiven Beruf, den sie leidenschaftlich ausübt, genauso viel Freude gibt ihr aber das Muttersein. Drei Kinder zieht Arntzen neben ihrem Job gemeinsam mit ihrem Partner groß – und wurde infolgedessen natürlich auch mit dem Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie konfrontiert.

Nachdem sie feststellte, dass das Thema Vereinbarkeit für viele Anwalt:innen eine Herausforderung darstellt, entschied sich Arntzen, ein Buch zu diesem Thema zu schreiben. Ihr war aufgefallen, dass es zwar viele weibliche Associates gibt, die Zahl aber in Zusammenhang mit der Familiengründung abnimmt – und dass nur wenige Anwälte zuhause eine aktive Rolle übernehmen. Zudem bekam sie bei der Initiative breaking through, wo sie in der Ratvermittlung für Juristinnen tätig ist, immer wieder Anfragen zu dem Thema. Arntzen möchte mit ihrem Buch Frauen ermutigen und zeigen, dass es durchaus klappen kann, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bekommen.

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Vereinbarkeit kann nur im Team gelingen

Ein Schlüsselelement beim Thema Vereinbarkeit sind – wenig überraschend – die Männer. Diese seien auf jeden Fall Teil der Lösung und hätten in diesem Zusammenhang oft andere Herausforderungen als Frauen. Prinzipiell gelinge Vereinbarkeit nur im Team: also mit den Partner:innen sowie mit der Kanzlei. Letztere seien geprägt durch konservative Strukturen, die jedoch gerade im Wandel seien. Viele Arbeitgeber hätten erkannt, dass es wichtig ist, die Mitarbeiter:innen zu motivieren – und dies funktioniere vor allem dann, wenn eine gute Vereinbarkeit zum Beispiel durch flexible Arbeitsmodelle geschaffen wird. Von diesen Modellen gebe es mehr als die meisten wissen. Neben klassischen Voll- und Teilzeitstellen ist zum Beispiel auch Jobsharing möglich oder das sogenannte Teilzeit-Invest, bei dem Stunden angespart werden.

Am schwierigsten sei bei der Vereinbarung von Familie und Job die persönliche Ebene. „Man muss ganz ehrlich zu sich selber sein. Man muss sich fragen, was man denn selber überhaupt möchte.“ Zum Beispiel sollte man sich fragen, wie viel Zeit man mit den Kindern verbringen möchte, welchen Stellenwert der Job hat, ob man Karriere machen möchte und was „Karriere“ für einen selbst überhaupt bedeutet. Es sei wichtig, diese Themen auch in der Partnerschaft besprechen und so gemeinsam ein passendes Arbeitsmodell zu finden.

Man muss ganz ehrlich zu sich selber sein. Man muss sich fragen, was man denn selber überhaupt möchte.
- Marina Arntzen

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Eine gute Organisation ist das A & O

Gerade in einem arbeitsintensiven Fachbereich wie M&A sei die Vereinbarkeit eine große Herausforderung. Man habe immer viele Bälle in der Luft und könne nicht so gut planen, müsse flexibel und spontan sein. Arntzen setzt deshalb auf eine besonders gute Organisation. Sie habe immer einen Plan A, B und C und stimme ihren Kalender mit dem ihres Partners ab. Ihre Taktik: Alles einplanen, was möglicherweise passieren könnte – zum Beispiel, dass das Kind krank wird und abgeholt werden muss. So sei man auf alles vorbereitet – auch wenn letztendlich gar nichts passiert. Unterstützen kann dabei auch eine Haushaltshilfe, Babysitter, die Eltern, Nachbarn oder Fahrgemeinschaften.

Wenn die Planung dann jedoch getan ist, legt Arntzen großen Wert darauf, immer ganz bei der Sache zu sein, sei es bei der Arbeit, oder wenn sie Zeit mit ihrer Familie verbringt. Mandant:innen etwa interessiere es oft nicht, dass sie sich um ihre Kinder kümmern müsse, weil für diese gerade im M&A-Bereich viel auf dem Spiel stehe. Andersherum checkt sie aber auch nicht ständig ihre Mails, wenn sie bei den Kindern ist – für dringende Fälle hat sie mit ihren Kolleg:innen abgesprochen, dass diese sie anrufen können.

 

Du möchtest wissen, wie man es schafft, mit Familie in Vollzeit zu arbeiten? Oder dich interessiert, worauf du bei der Kommunikation deiner Schwangerschaft in der Kanzlei achten solltest? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 02:25: Icebreaker-Frage: Welchen Berufswunsch hattest du als Kind?
  • Ab 03:22: Wie bist du zu dem Thema Vereinbarkeit gekommen?
  • Ab 04:27: Wann hast du entschieden, ein Buch zu schreiben?
  • Ab 07:12: Haben auch viele Männer Probleme mit Vereinbarkeit?
  • Ab 07:58: Warum sprichst du von „Family-Work-Balance“?
  • Ab 09:17: Wie familienfreundlich sind Kanzleien in Deutschland?
  • Ab 12:59: Wie kann man mit Familie in Vollzeit arbeiten?
  • Ab 17:25: Fachbereich M&A: Wie kann Vereinbarkeit hier gelingen?
  • Ab 21:01: Spielt das Alter der Kinder eine Rolle?
  • Ab 21:52: Welche Rolle spielt Kommunikation?
  • Ab 24:30: Gibt es oft ein schlechtes Gewissen beim Thema Vereinbarkeit?
  • Ab 26:08: Was erleichtert die Planung?
  • Ab 28:59: Wie kommuniziert man eine Schwangerschaft?
  • Ab 30:56: Welche Rolle spielt das Thema Sichtbarkeit?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.