Werner Ader im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 05.06.2024

Werner Ader – Was macht man als Jurist:in beim Bundesnachrichtendienst?

Der Jurist und Bereichsleiter beim BND im New Lawyers Podcast

Werner Ader arbeitet seit über dreißig Jahren beim Bundesnachrichtendienst (BND). In dieser Folge des New Lawyers Podcasts spricht er mit Magdalena Oehl unter anderem über seine Karriere, über den BND als Arbeitgeber für Jurist:innen sowie über die Auswirkungen der Arbeit bei einer Sicherheitsbehörde auf das Privatleben.

 

Als Bereichsleiter im Bundesnachrichtendienst gehört Werner Ader zum Top-Management der geheimsten Behörde Deutschlands. Bereits vor dreieinhalb Jahrzehnten begann er nach dem Jurastudium mit Schwerpunkt im Völker- und Europarecht seine Karriere beim BND – die klassischen juristischen Berufe konnten ihn im Referendariat nicht überzeugen. Begonnen hat seine Laufbahn mit operativen Verwendungen, er war für das Anbahnen und Führen menschlicher Quellen zuständig. Konkret bedeutet das, dass er an Informationen kommen musste, die für einen Auftrag relevant sind. Wie das funktioniert – zum Beispiel durch richtige Gesprächsführung – lerne man in der Ausbildung. Spezielle persönliche Voraussetzungen muss man laut Ader nicht mitbringen: Auch ruhigere Persönlichkeiten könnten durchaus dafür geeignet sein.

Auf seine erste Stelle folgten Auslandsstationen im russischsprachigen Raum, die Sprachausbildung dafür übernahm der BND. Ein Muss seien Auslandseinsätze aber keinesfalls, das hänge von der Stelle und von den persönlichen Präferenzen ab. Auch die Leitung des Rechtsreferats und die Abteilungsleitung für den Bereich Nah-/Mittelost und Afrika hatte Ader inne, bevor er zu seinem jetzigen Job kam.

Fast wie in Agentenfilmen trat er während seiner Laufbahn nicht immer unter seinem echten Namen auf, sondern nahm auch andere Identitäten an. Schauspielern müsse man dafür übrigens nicht – ein Training ist dennoch notwendig, zum Beispiel, um zuverlässig auf seinen neuen Namen zu reagieren.

Mehr spannende Einblicke in Jura-Jobs findest du im New Lawyers Podcast

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Jurist:innen sind beim Bundesnachrichtendienst besonders gefragt

Die Aufgabe des BNDs ist es, nach Auftrag durch die Bundesregierung außen- und sicherheitspolitisch relevante Informationen zu beschaffen, auszuwerten und beratend tätig zu sein – und so letztendlich der Regierung zu ermöglichen, in jedem Fall bestmöglich zu reagieren. Im Angesicht der aktuellen Krisen brauchen wir laut Ader den BND heutzutage mehr denn je.

Auch Jurist:innen seien sehr gefragt, denn sie bringen eine wichtige Fähigkeit mit: Sie können Tatsachen von Behauptungen unterscheiden und daraus Schlussfolgerungen ableiten. Dass das Recht beim BND in den letzten Jahrzehnten eine immer wichtigere Rolle einnimmt, macht Jurist:innen ebenfalls zu begehrten Fachkräften. „Als ich angefangen habe, gab’s noch gar kein BND-Gesetz. Das heutige BND-Gesetz hat über 100 Paragraphen, Tendenz wachsend“, erzählt Ader. Wichtig sei es, offen für unterschiedliche Rechtsgebiete zu sein. Die Teams sind oft klein und die Mitarbeiter:innen müssen sich mit den unterschiedlichsten Themen auseinandersetzen.

Als ich angefangen habe, gab’s noch gar kein BND-Gesetz. Das heutige BND-Gesetz hat über 100 Paragraphen, Tendenz wachsend.
- Werner Ader

Ganz offen über seinen Job und seine Aufgaben kann Werner Ader nicht sprechen – weder in der Öffentlichkeit, noch in seinem persönlichen Umfeld. Als Nachteil sieht er das aber nicht. So könne er die Arbeit im Büro lassen und sich zuhause ganz auf seine Familie konzentrieren. Dabei sei vieles am Arbeitsalltag in der Behörde ganz normal, betont Ader. Dennoch unterscheidet sich der Alltag beim BND etwas von der bei anderen Arbeitgebern. So ist zum Beispiel Home Office (bisher) aus Sicherheitsgründen nur eingeschränkt möglich, der Zugang zum Büro etwas komplizierter und die Sicherheitsvorkehrungen, etwa in der IT, höher.

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Arbeit mit Sinn: Verantwortung und Risiken sind an der Tagesordnung

Der Reiz an der Arbeit liegt für Ader und seine Kolleg:innen in der besonderen Aufgabe. Zwar könne man woanders als Jurist:in mehr verdienen, im Gegensatz zu vielen seiner Bekannten in klassischen Jura-Jobs ist Ader nach über dreißig Jahren jedoch immer noch begeistert von seinem Beruf. Kaum verwunderlich, kann man doch als Mitarbeiter:in beim BND zum Beispiel dazu beitragen, dass ein Terroranschlag rechtzeitig aufgeklärt oder dass ein Anschlag auf eine Bundeswehrpatrouille in einem Einsatzland verhindert wird.

Gerade weil die Arbeit beim BND so sinnstiftend ist, gehen damit nicht nur viel Verantwortung, sondern auch Risiken einher. In seiner Karriere hat Werner Ader einige adrenalingeladene Momente erlebt – und als Abteilungsleiter für Nah-/Mittelost und Afrika auch Mitarbeiter:innen zu risikoreichen und teils sogar lebensbedrohlichen Einsätzen in Afghanistan oder in die Sahel-Region geschickt. Solche Einsätze würden – zusätzlich zur immer wieder optimierten Risikovorbereitung – besonders begleitet.

Ein Nine-to-Five-Job ist die Arbeit beim BND unter solchen Umständen natürlich nicht immer, die Arbeitsintensität wird auch von Krisen bestimmt. Gerade bei Belastungssituationen wie aktuell dem Angriff auf die Ukraine würden in entsprechenden Bereichen viele Wochenenden durchgearbeitet – die Regel ist dies jedoch auch nicht.

 

Du möchtest mehr über die Arbeit beim Bundesnachrichtendienst erfahren? Oder dich interessiert, wie du dich dort bewerben kannst? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 1:44: Icebreaker-Frage: Was wollten Sie als Kind werden?
  • Ab 2:16: Was macht der BND?
  • Ab 2:57: Braucht man in einer Demokratie einen Nachrichtendienst?
  • Ab 3:55: Von wem bekommt der BND seine Aufträge?
  • Ab 4:38: Wie wird die Geheimhaltung ermöglicht?
  • Ab 5:55: Wie kommt man als Jurist:in zum BND?
  • Ab 6:53: Hat sich Ihre Vorstellung vom BND bewahrheitet?
  • Ab 8:00: Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?
  • Ab 9:55: Was waren Ihre Stationen beim BND?
  • Ab 12:30: Auswirkungen der Ausbildung auf das Privatleben
  • Ab 13:20: Auslandseinsätze
  • Ab 16:28: Wie gehen Sie mit den Risiken um?
  • Ab 17:23: Wie gehen Sie mit der Verantwortung um, Deutschland zu schützen?
  • Ab 18:53: Wie sieht ein Einsatz aus?
  • Ab 20:09: Zusammenarbeit mit anderen Parteien
  • Ab 22:15: Was sind Voraussetzungen für die Arbeit beim BND?
  • Ab 24:50: Arbeiten viele Jurist:innen beim BND?
  • Ab 26:35: Sicherheitsvoraussetzungen im Arbeitsalltag
  • Ab 28:09: Wie lässt sich der Job mit dem Familienleben vereinbaren?
  • Ab 30:55: Annahme neuer Identität
  • Ab 32:04: Sind Sie ein „Spion“?
  • Ab 32:59: Was macht den BND als Arbeitgeber aus?
  • Ab 35:03: Wie modern ist der BND?
  • Ab 36:30: Wie beeinflussen aktuelle Krisen die Arbeit?
  • Ab 37:50: Gibt es auch „ruhigere“ Arbeitsplätze?
  • Ab 40:00: Braucht man Vor- bzw. Sprachkenntnisse?
  • Ab 42:33: Kann man aus klassischen juristischen Berufen zum BND wechseln?

*Foto: Dr. Werner Ader, Bereichsleiter im BND. Quelle: BND

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.