Was waren deine besten Erfahrungen im Rahmen der Uni? Welche Erfahrungen waren vielleicht weniger gut?
Aufgrund der guten Organisation durch die Deutsch-Französische Hochschule verlief das Studium in Frankreich ohne Probleme: Es war immer ein Ansprechpartner für uns ausländische Studenten vorhanden, das Austauschprogramm war allseits bekannt und man war nicht als Einzelkämpfer völlig auf sich allein gestellt, was beispielsweise administrative Angelegenheiten anging.
Auch das ist ein großer Vorteil eines organisierten Austauschprogramms gegenüber einem Auslandsaufenthalt „auf eigene Faust“. Eine sehr schöne Erfahrung in Bezug auf das Jurastudium an sich war die Erkenntnis, dass rechtliche Inhalte nicht vom Himmel fallen oder als vorausgesetzt angesehen werden können, sondern vielmehr geschichtlich, politisch und kulturell geprägt sind. Deswegen sind sie von Land zu Land unterschiedlich.
Etwas unangenehm gerade für ausländische Studenten sind wahrscheinlich die mündlichen Prüfungen: Es war für mich schon eine Stresssituation, dass ein Professor mich zehn Minuten lang stumm fixierte und sich wortwörtlich irgendein Kapitel seiner Vorlesung von mir nacherzählen ließ.
Und was waren deine schönsten bzw. weniger schönen Erfahrungen außerhalb der Uni?
An der Universität habe ich leider den Eindruck gewonnen, dass in Paris die französischen Studenten nicht sonderlich offen gegenüber ausländischen Kommilitonen sind. Die meisten ausländischen Studenten bleiben, auch deshalb, unter sich. Dabei ist es so wichtig, sich auch außerhalb der Uni in Frankreich zu vernetzen und Freunde zu finden.
Es gibt in Paris einen internationalen Jugendclub, den Club International des Jeunes de Paris, eine auf privater Initiative beruhende Organisation, die Stadtführungen, Partys, Exkursionen, kleine Sprachkurse, Länderabende und vieles mehr veranstaltet.
Ich habe dort viele Freunde kennengelernt, nicht nur Franzosen, sondern junge Leute aus ganz Europa, mit denen ich auch noch heute, zehn Jahre später, sehr engen Kontakt habe. Das war für mich sicherlich der schönste Aspekt meines Auslandsjahres.
Hat dich dein Auslandsaufenthalt in irgendeiner Form verändert?
Auf jeden Fall. Ich würde sagen, durch das Auslandsjahr bin ich erst wirklich „erwachsen“ geworden. Das Erlebnis, in einem vergleichsweise „fremden“ Land gänzlich auf sich selbst gestellt zu sein und doch zurechtzukommen, stärkt das Selbstbewusstsein enorm.
Außerdem lernt man dabei, wer man wirklich ist und wie man leben möchte. Für meine Persönlichkeitsbildung war mein Jahr in Paris deshalb einer der entscheidendsten Momente. Auch mein beruflicher Werdegang ist hiervon ganz eindeutig geprägt worden. Ich kann also jedem nur empfehlen, ein Auslandsjahr im Studium einzuplanen.