Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit Ihrer Auffassung nach für Unternehmen, und hat sich die Einstellung in der Wirtschaft diesbezüglich in den letzten Jahren bemerkbar verändert?
Ich engagiere mich seit vielen Jahren für mehr Nachhaltigkeit und kann resümieren: Es hat sich einiges getan. Nachhaltigkeit ist mittlerweile ganz oben auf der Agenda vieler Unternehmen. Das liegt zum einen an der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion über Missstände, z.B. in globalen Lieferketten. Nehmen Sie nur die auch öffentlich breit diskutierte Problematik der Kinderarbeit auf Kakaoplantagen in Westafrika oder in Kobaltminen im Kongo.
Auch die Verantwortung der Unternehmen für unseren Planeten und im Kampf gegen den Klimawandel sind stets öffentlich präsent. Viele junge Menschen sind hier heutzutage aufmerksamer und engagierter als früher. Auch die Investoren sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erwarten hier Veränderung. Zum anderen gibt es immer mehr nachhaltigkeitsbezogene gesetzliche Pflichten, die zu mehr Beratungsbedarf bei unseren Mandanten führen.
Bei der Umsetzung in der Praxis sehe ich aber erhebliche Unterschiede bei den Unternehmen. Die Vorstände stehen unter großem Druck. Einfach einen unqualifizierten Chief Sustainability Officer oder Menschenrechtsbeauftragten ohne direkte Berichtslinie zum Vorstand und ohne Durchgriffsmöglichkeiten und ordentliches Budget zu ernennen, funktioniert heute nicht mehr.
Ich empfehle daher Vorständinnen und Vorständen: Sustainability ist Chefsache. Bündeln Sie die Kompetenzen und besetzen Sie den Posten des Chief Sustainability Officers mit einer hochqualifizierten Person, die mit hoher Glaubwürdigkeit und Integrität sowohl nach innen wirken kann, als auch auf Augenhöhe mit den Investoren und Sozialpartnern interagieren kann.
Ansonsten müssen Sie mit harschen Greenwashing- und Pinkwashing-Vorwürfen in der Öffentlichkeit rechnen. Das können sich Vorstände einfach nicht mehr erlauben.
Welchen Stellenwert hat das Thema Nachhaltigkeit bei Baker McKenzie?
Wir legen großen Wert auf das Thema Nachhaltigkeit. Wir haben für uns bestimmte Sustainable Development Goals identifiziert, die wir besonders unterstützen. Dazu gehört beispielsweise Diversität.
Besonders freue ich mich, dass unsere Kanzlei auch im Nachwuchsbereich das Thema Nachhaltigkeit auf der Agenda hat. So stand zum Beispiel das diesjährige Summer Camp für unsere Mentees im Rahmen des Career Mentorship Program unter dem Motto "B-Green". "B-Green" ist ein internes globales Umweltmanagementprogramm, das unseren Büros auf der ganzen Welt helfen soll, ihre Büros "grün" zu gestalten.
In einer Diskussionsrunde, unter anderem mit Alyssa Auberger, Chief Sustainability Officer unserer Kanzlei, führte ich Nachwuchsjuristinnen und -juristen vor Augen, was es braucht, um ein nachhaltiges Netzwerk aufzubauen und wie dieses Netzwerk in der Praxis funktioniert. Im Summer Camp greifen wir somit Themen auf, mit denen wir uns als Kanzlei oft als Vorreiter auseinandersetzen und die wir vorantreiben.
Ein weiteres Beispiel, wie wir Nachhaltigkeit in der Kanzlei mit Leben füllen, ist unser Engagement im Rahmen von Treedom. Treedom ist eine weltweite Webplattform, die es ermöglicht, einen Baum aus der Ferne zu pflanzen und dem Projekt online zu folgen. Anlässlich des Internationalen Frauentags 2021 schenkten wir Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und Österreich jeweils einen Baumzögling in Guatemala über Treedom, ebenso erhielten Mentees im Zuge der Nachwuchsweihnachtsfeier ihren persönlichen Baum. Auf dieses Weise entsteht ein gemeinsamer Baker-McKenzie-Wald.
Außerdem verlieh unsere Kanzlei dieses Jahr erstmals den Paul Rawlinson Award, welcher das Vermächtnis unseres ehemaligen, 2019 verstorbenen Global Chair Paul Rawlinson besonders würdigt. Mit diesem Award werden Kolleginnen und Kollegen ausgezeichnet, die sich für die Schaffung von Möglichkeiten und die Förderung des Zugangs für alle einsetzen.
Wir müssen und werden noch viel mehr tun. Das ist erst der Anfang.