Als General Counsel und Chief Compliance Officer bei Hugo Boss hat Nikolai Vokuhl zahlreiche Verantwortungsbereiche. Über die Voraussetzungen für seinen Job, die Aufgaben eines General Counsels und über seinen persönlichen Karriereweg von der Großkanzlei ins Unternehmen spricht er in dieser Folge des New Lawyers Podcast von Talent Rocket mit Alisha Andert.
Wenn Nikolai Vokuhl seine Gedanken ordnen muss, dann liest er entweder den Kicker oder er macht Musik. Was für einen Anwalt ungewöhnlich klingen mag, scheint aber durchaus zu funktionieren – schließlich hat er es so bis zur Stelle als General Counsel bei Hugo Boss gebracht.
Sein eigentliches Ziel war das aber keineswegs. Stattdessen hatte Vokuhl ursprünglich geplant, Juraprofessor zu werden und sich mit Fragen zu beschäftigen, mit denen sich zuvor vielleicht noch nie jemand auseinandergesetzt hat. Für das Kapitalmarktrecht, für welches er sich besonders interessierte, schätzte er jedoch die Konkurrenz für die damals sehr wenigen Lehrstühle zu hoch ein. Aus diesem Grund sah sich Vokuhl nach Alternativen um und fand diese in der Großkanzlei Freshfields, wo er schon im Referendariat Projekte von Anfang bis Ende mitbetreuen konnte.
Im New Lawyers Podcast zeigen wir dir spannende juristische Karrieren:
Als Vokuhl dann von einem Recruiter kontaktiert wurde, der ihn für eine Stelle bei Amazon interviewen wollte, hielt er dies erst für eine Verwechslung – schließlich hatte er in diesem Bereich überhaupt keine Erfahrung. Allerdings stellte sich heraus, dass im Einstellungsprozess nicht zwingend auf fachliche Kenntnisse, sondern viel mehr auf Erfahrung mit der Arbeit in einem komplexen Umfeld geachtet wurde. Die Herausforderung, sich in unbekannte Themen einzuarbeiten, war für ihn letztendlich erfüllender als Dinge zu tun, die er bereits kannte. In seinem neuen Job als Legal Counsel bei Amazon lernte Vokuhl besonders die starke Kundenzentrierung und die Corporate Culture zu schätzen, die sich unter anderem in den Leadership Principles zeigte.
Nach einer Station als General Counsel bei Windeln.de, einem E-Commerce-Unternehmen für Kinder- und Babyprodukte, wechselte Vokuhl zu Hugo Boss. Ursprünglich interessierte er sich überhaupt nicht für den Job. Als leidenschaftlicher Kapuzenpullover-Träger habe er sich nicht mit dem Unternehmen identifiziert, das er lediglich mit Anzügen assoziierte. Auf den Rat seiner Frau hin sprach er dennoch mit dem Headhunter und war dann positiv überrascht von der tollen Atmosphäre und den Menschen im Unternehmen, die, wie er erzählt, alle motiviert und stolz seien, bei Hugo Boss zu arbeiten.
Als General Counsel und Chief Compliance Officer arbeitet Vokuhl operativer als noch als Legal Counsel. Er hat Führungsverantwortung, schätzt Risiken ein, ist Ideengeber und gibt Leitlinien in der Beratung vor. Auf ihn kommen immer wieder neue Aufgaben zu. Von Coronamaßnahmen über verstärkte Investitionen in E-Commerce bis hin zu Reports über Zwangsarbeit im chinesischen Xingjiang folgt eine Herausforderung auf die nächste. „Und das Schöne ist, dass die Aufgaben immer andere sind. Also es gibt eigentlich kaum Tage, wo das passiert, was ich mir vorher so ausgemalt habe, was passieren könnte, sondern es sind immer andere Sachen und ganz viele neue Sachen“, erzählt Vokuhl.
„Und das Schöne ist, dass die Aufgaben immer andere sind. Also es gibt eigentlich kaum Tage, wo das passiert, was ich mir vorher so ausgemalt habe, was passieren könnte, sondern es sind immer andere Sachen und ganz viele neue Sachen.“
Ein besonders spannendes Projekt ist beispielsweise die Zusammenarbeit mit Influencer:innen. Das Marketing von Hugo Boss arbeitet nach dem Motto „Social First“ und ist deshalb ständig im Austausch mit Content Creators. Solche Zusammenarbeiten müssen natürlich auch rechtlich geregelt werden – die Vertragsabschlüsse gestalteten sich in der Vergangenheit jedoch schwierig, waren zu kompliziert und wirkten abschreckend. In Zusammenarbeit mit This is Legal Design, deren Co-Founderin und Geschäftsführerin Alisha Andert ist, verschlankte die Rechtsabteilung den Prozess und gestaltete die Agreements so, dass diese für die Influencer:innen einfacher zu konsumieren sind – den Prozess können die internationalen Marketingteams jetzt zu großen Teilen selbst abwickeln. Als nächster Schritt stehe nun die vollständige Automatisierung an.
Dich interessiert, wie Nikolai Vokuhl seine Arbeit im Kapitalmarktrecht während der Finanzkrise erlebt hat? Oder du möchtest mehr über die Arbeit in der Rechtsabteilung bei Hugo Boss wissen? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!
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