Rechtsanwältin & COO Philippa Peters im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 07.09.2022

Start-up als Anwältin – Fides-Gründerin im Gespräch

Rechtsanwältin & COO Philippa Peters im New Lawyers Podcast

Philippa Peters ist Rechtsanwältin – nach der Arbeit im Insolvenzrecht in verschiedenen Großkanzleien hat sie dann den Schritt in die Start-up-Welt gewagt. Was eine Reise nach Namibia mit der Gründung ihres Unternehmens Fides zu tun hat, welche Aufgaben ihre Rolle als COO beinhaltet und ob es ihr schwerfiel, die traditionelle juristische Arbeit hinter sich zu lassen, darüber spricht sie in dieser Folge des New Lawyers Podcasts von TalentRocket mit Alisha Andert.

 

Ihr Start in das Insolvenzrecht war für Peters reiner Zufall. Eigentlich interessierte sie sich für eine wissenschaftliche Mitarbeit im IT- Und IP-Recht, gemäß ihrem Schwerpunkt in Medien- und Kommunikationsrecht. Als sie sich jedoch beim Programm „Anwältin such Referendarin“ bei der Großkanzlei Freshfields bewarb, war in diesem Team kein Platz mehr für sie. Die spannendste Alternative erschien ihr damals das Insolvenzrecht, bei dem sie schließlich auch blieb.

Konkret beriet Peters damals Unternehmen, die in eine Schieflage geraten waren und entweder eine Restrukturierung oder – wenn es nicht mehr anders ging – Unterstützung beim Insolvenzantrag benötigten, um die Haftung zu minimieren. „Also ich glaube, das Coolste ist eigentlich am Insolvenzrecht, dass es super divers ist“, antwortet sie auf die Frage, was genau sie denn an diesem Fachbereich so spannend fand. Man habe dort Berührungspunkte mit vielen anderen Rechtsbereichen – das Insolvenzrecht sei eine gute Kombination aus „Hard Core Jura“ und wirtschaftlichem Arbeiten.

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Eine Reise nach Namibia nimmt eine unvorhergesehene Wendung

Mit der Start-up-Welt hatte Peters vor dem Beginn ihres eigenen Unternehmertums nicht viel zu tun. Umso bemerkenswerter ist die Geschichte, wie es zu der Gründung kam: Ihre Mitgründerin Lisa Gradow lernte sie bei einer Reise nach Namibia kennen, die eigentlich als reiner Freizeittrip geplant war. Die beiden kamen dort ins Gespräch und tauschten sich zunächst über Gradows Idee aus, das Notariat in Deutschland zu digitalisieren.

Zurück in Deutschland kam es dann aber ganz anders: Das digitale Notariat musste erst einmal warten, stattdessen setzten sich die beiden zusammen und arbeiteten schließlich an Fides. Das Start-up beschreibt Peters als „Software as a Service“-Lösung für Unternehmen, welche diese in ihrem Corporate Housekeeping unterstützt. Die Software digitalisiert, zentralisiert und automatisiert die dazugehörenden Prozesse.

Konkret bedeutet das: Fides dient als visualisierte und leicht verständliche „Single Source of Truth“ – hier sind also alle gesellschaftsrechtlich relevanten Daten und Verantwortlichkeiten wie Dokumente, Pflichten und Fristen übersichtlich zusammengefasst. Zudem erfolgt über die Anwendung die Dokumentation von Governance-relevanten Entscheidungen in Form von beispielsweise Freigaben oder Beschlüssen. Praktisch sei das gerade für große Unternehmen mit mehreren Töchtern. Hier werde es schnell unübersichtlich, was die gesellschaftsrechtlichen Pflichten angeht.

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Die Gründung war für Peters kein großes Risiko

Die Anwaltswelt zu verlassen, ist Peters gar nicht schwer gefallen – nicht zuletzt deshalb, weil sie sich sicher ist, jederzeit wieder einen guten Job als Anwältin finden zu können. Zusätzlich Rückhalt gab ihr ihre Mitgründerin Gradow, die in der Start-up-Welt besonders gut vernetzt ist. Die Erfolgschancen waren also von Beginn an recht hoch.

Mittlerweile arbeiten bei Fides 12 Personen – die eine Hälfte „Techies“, die andere Hälfte Jurist:innen. Als Chief Operating Officer übernimmt Peters alle Tätigkeiten, die in den operativen Teil des Unternehmens fallen. Sie kümmert sich um die rechtliche Seite des Produkts, um Finance, HR und um das Customer Success Management. Ein anstrengender Job, aber Peters liebt es, sich in neue Dinge einzulesen und jeden Tag etwas Neues zu lernen. Sie bereut den Schritt nicht und betont, dass ihr die Arbeit viel Freude bereite und dass der Job aufregender sei als ihre Tätigkeit als Anwältin.

Ich würde es ehrlich gesagt jedem empfehlen, der gerne sich auf Neues einlässt und aber auch nicht zu risikoavers ist.
- Philippa Peters

Anderen Jurist:innen kann sie die Start-up-Branche nur empfehlen – unter einer Bedingung. „Ich würde es ehrlich gesagt jedem empfehlen, der gerne sich auf Neues einlässt und aber auch nicht zu risikoavers ist“, sagt sie. Apropos risikoavers: Die Scheu vor dem Risiko ist ihrer Meinung nach auch einer der Gründe, weshalb die Digitalisierung in der juristischen Welt so schleppend vorangeht. Anwält:innen seien digitalen Produkten gegenüber oft zu skeptisch eingestellt.

 

Wenn du mehr über das Unternehmen Fides erfahren möchtest oder du dich für Insolvenzrecht interessierst, dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts von TalentRocket!

Die Themen dieser Folge im Überblick

 

  • Ab 01:58: Icebreaker-Frage: Welche Eissorte würdest du wählen, wenn du nur noch eine einzige essen dürftest?
  • Ab 03:05: Wie bist du zum Insolvenzrecht gekommen?
  • Ab 03:59: Was macht das Insolvenzrecht so spannend?
  • Ab 05:00: Wie sieht ein typisches Mandat im Insolvenzrecht aus?
  • Ab 06:28: Wie hat deine Unternehmensgründung begonnen?
  • Ab 08:46: Ist es dir leicht gefallen, die „Anwaltswelt“ zu verlassen?
  • Ab 10:55: Was macht Fides genau?
  • Ab 11:51: Was ist Corporate Housekeeping?
  • Ab 15:06: Wer sind die Mitarbeiter:innen von Fides?
  • Ab 16:34: Wie habt ihr die Produktvision entwickelt?
  • Ab 19:30: Was ist deine Rolle im Unternehmen?
  • Ab 20:47: Würdest du auch anderen eine Gründung empfehlen?
  • Ab 22:53: Wie blickst du auf den Rechtsmarkt in Hinblick auf die Digitalisierung?
  • Ab 25:28: Wie geht eure Reise bei Fides weiter?

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.