Jede Medaille hat zwei Seiten. Welche Probleme hatten Sie während des Programms, also haben Sie Zeit verloren, wenig Freizeit oder deshalb Ärger mit Ihrem Doktorvater?
Benn Berger: Der "Blockrhythmus" hat, wie jedes Model, neben den Vorteilen natürlich auch Nachteile. Es kam schon vor, dass ich ein Mandat am Ende einer Arbeitsphase unabgeschlossen einem anderen Kollegen oder einer anderen Kollegin übergeben musste.
Manchmal kann ich das Kapitel der Promotion, an dem ich gerade arbeite, nicht abschließen und verschiebe es auf die nächste Promotionsphase. Aber ich habe mich daran gewöhnt und kann mittlerweile entsprechend planen, um so etwas zu vermeiden. Gelegentlich habe ich auch den Wunsch, mich nur noch auf die Promotion oder die Arbeit zu konzentrieren. Das hält aber meistens nur, bis ich z.B. bei der Promotion an einem "unangenehmen" Komplex ankomme und mich dann freue, dass ich meine Fragen mit Kollegen diskutieren kann, um dann meine Erkenntnisse in der nächsten Promotionsphase zu verarbeiten.
Ich habe mich bewusst und in Abstimmung mit meinem Doktorvater für die Kombination aus Promotion und praktischer Tätigkeit entscheiden. Deshalb habe ich nicht das Gefühl, dass ich hierdurch Zeit verloren habe.
Um kurz Ihr eigentliches Fachgebiet zu beleuchten. Sie arbeiten im Bereich Corporate Tax. Wie werden Sie dabei tätig – gestalten Sie Verträge oder prüfen Sie diese eher?
Dr. Arne Schnitger: Das kommt immer auf den Einzelfall an. Als eine der größten Steuerabteilungen Deutschlands haben wir natürlich viele verschiedene Tätigkeitsfelder. Wir unterstützen unsere Mandanten zum einem im alltäglichen Geschäft im Rahmen der „Steuercompliance“.
Zum anderen prüfen wir die steuerrechtlichen Auswirkungen von Verträgen unserer Kunden im Zusammenhang mit der Ausweitung von Geschäftsfeldern, der Akquise von Unternehmen und anderen Transaktionen oder der steueroptimierten Gestaltung durch Organschaften, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sollte es notwendig sein, begleiten wir unsere Mandanten bei Einsprüchen gegen Steuerbescheide oder im Rahmen von Prozessen vor den Finanzgerichten, dem BFH oder dem EuGH. Das Arbeitsfeld eines Steuerrechtlers ist also sehr vielfältig, anspruchsvoll und spannend.
Corporate Tax wird wahrscheinlich kaum noch nur national betrachtet, oder?
Dr. Arne Schnitger: Das stimmt. Auf der einen Seite sind die Geschäftsfelder unserer Mandanten – egal ob Großunternehmen oder Betriebe des Mittelstandes – sich stetig ändernden Marktbedingungen (z.B. Globalisierung, Digitalisierung) ausgesetzt und zunehmend international ausgerichtet. Das internationale Steuerrecht wird deshalb immer wichtiger. Durch unser großes Netzwerk arbeiten wir oft Hand in Hand mit Kollegen aus ausländischen PwC-Firmen.
Darüber hinaus befindet sich Deutschland, wie bereits eingangs erwähnt, im internationalen Steuerwettbewerb. Die Einflüsse der EU und der OECD mit den Bemühungen, einen fairen Steuerwettbewerb zu schaffen und die geänderten steuerlichen Rahmenbedingungen in anderen Staaten (nicht nur in den USA und in Großbritannien) haben zunehmend Auswirkungen auf das deutsche Steuerrecht. Seien es EU-Richtlinien, die von Deutschland als Mitgliedstaat umzusetzen sind, Rechtsprechung des EuGHs, Vorgaben des Beihilferechts, Empfehlungen der OECD oder bereits abgestimmte multilaterale Abkommen; die internationalen Parameter sind vielfältig und aus ihnen können sich eine ganze Reihe von Anwendungsfragen ergeben.