Realitätscheck: Arbeitsrecht

Realitätscheck: So sieht der Berufsalltag im Arbeitsrecht aus!

„Wie bitte? Jedes Land in Europa hat sein eigenes Arbeitsrecht?“

Arbeitsrecht ist einer der beliebtesten Fachbereiche unter Jurastudierenden. Eine interessante juristische Karriere scheint vorprogrammiert. Wir machen den Realitätscheck: Wie kann man sich den Berufsalltag im Bereich Arbeitsrecht wirklich vorstellen? Ein kleiner Bonus: Wie man eine:n Partner:in im Arbeitsrecht ins Schwitzen bekommt, erfährst du am Ende des Artikels! 
 

Der Berufsalltag im Arbeitsrecht aus Junior-Sicht

Dr. Laura Bürgel ist Junior Associate bei Eversheds Deutschland (ehemals Heisse Kursawe Eversheds). Sie wusste schon im Studium, dass sie später im Arbeitsrecht tätig sein wollte: „Eversheds ist mir bereits während meines Studiums mit Schwerpunkt im Arbeitsrecht als Kanzlei mit einem starken Arbeitsrechtsteam aufgefallen. Da für mich früh feststand, dass ich im Arbeitsrecht tätig sein möchte, stand eine Bewerbung bei außer Frage.“
 

Interessant: Berufseinstieg im Arbeitsrecht

Den Berufseinstieg im Arbeitsrecht hat sie als interessant erlebt: „Da man als Associate vom ersten Tag in direktem Mandantenkontakt steht, berate ich täglich Mandanten zu kleineren Anfragen wie auch bei längeren Projekten und Gerichtsverfahren.“ Wenn es um größere Projekte und Verfahren geht, gehören auch Besprechungen mit Mandanten zu ihrem Aufgabengebiet. Außerdem bereitet Frau Dr. Bürgel Verträge und Schriftsätze vor. Auch Gerichtstermine stehen bei ihr auf dem Tagesplan.

Arbeitsrecht erleben!

Tipps und Tricks für den Nachwuchs: Englisch zählt

Wir haben Frau Dr. Bürgel gefragt, welche Tipps sie jungen Nachwuchsjurist:innen geben würde, die sich für das Arbeitsrecht interessieren. Sie meint: „Spezielle Vorkenntnisse sind nicht zwingend erforderlich, man sollte aber bereit sein, früh Verantwortung zu übernehmen.“ Vor komplexen Fällen zurückschrecken, solle man auch als Berufsanfänger:in nicht. Wichtig sei auch, über ein verhandlungssicheres Englisch zu verfügen.
 

Der Berufsalltag im Arbeitsrecht aus Partner-Sicht

Dr. Oliver Bertram ist Partner im Bereich Arbeitsrecht in der Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing. Seine tägliche Arbeit im Arbeitsrecht beschreibt er als einen sehr abwechslungsreichen Mix von Tätigkeiten. Zum einen gebe es Projekte, wo sein Team und er häufig in recht intensivem Mandantenkontakt ständen. „Hier haben wir oft einen großen Gestaltungsspielraum bei der Suche nach den besten Lösungen für die Mandanten.“ Derartige Projekte könnten sich über mehrere Monate oder teilweise sogar 2 bis 3 Jahre hinziehen.

„Arbeitsrechtliche Streitigkeiten und Anfragen von Mandanten bilden einen weiteren Schwerpunkt, der dadurch geprägt ist, dass unsere Unterstützung oft sehr spontan und kurzfristig gefragt ist. In beiden Bereichen ist unsere Branchenspezialisierung wichtig.“

Dr. Bertram findet, es mache Spaß, das Interesse des Mandanten und dessen Unternehmenshintergrund sowie wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu kennen und verstehen: „So sind wir nicht nur die Experten für die juristische Lösung, sondern auch Gesprächspartner „auf Augenhöhe“ für deren strategische Umsetzung.“

Dadurch ergebe sich oft auch die Möglichkeit, zu ganz neuen Rechtsentwicklungen Standpunkte und Lösungen zu entwickeln und für die gesamte Branche wichtige Rechtsfragen in Verfahren bis zum Bundesarbeitsgericht oder das Bundessozialgericht zu klären.

Dr. Bertram sagt: „Ich finde, dass das eine hoch spannende Verbindung von juristischer Grundlagenarbeit mit wirtschaftlichen Faktoren und Kreativität ist.“
 

Tipps und Tricks für Nachwuchsjurist:innen vom Partner: Kreativität mitbringen

Dr. Bertram meint, „Nachwuchsjuristen sollten gute juristische Fähigkeiten haben und die Kreativität mitbringen, Dinge gestalten zu können und zu wollen. Sie sollten Menschenkenntnis haben, um Mandanten führen und Verhandlungen erfolgreich bestreiten zu können. Überdies ist es wichtig, Spaß an einem genauen juristischen Arbeiten zu haben.“

Wie man einen Partner ins Schwitzen bekommt: ein herausforderndes Erlebnis

Dr. Bertram erzählt mithilfe einer Anekdote, wie spannend und herausfordernd sein Berufsalltag ist: „Zuletzt lud mich ein US-amerikanisches Unternehmen zu seinem Firmensitz ein, um dort über mehrere Tage hinweg den Managern und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Abteilungen zu erläutern, wie die rechtlichen Rahmenbedingungen für ein „Roll-Out“ seiner Dienstleistungen in Europa aussehen.“

Das Team hatte nur wenige Tage,  um die entsprechenden Informationen von Kollegen aus 25 europäischen Ländern zusammen zu tragen und eine Präsentation zu erstellen. „Keine geringe Herausforderung, denn um die richtigen Fragen zu stellen, mussten wir uns zunächst in die Systematik der jeweiligen Arbeitsrechtssystematik hineindenken, die Ergebnisse rechtlich werten und zusammen fassen.

Dabei musste die Präsentation ein 20-köpfiges Projektteam überzeugen, dem zu Anfang noch nicht einmal bewusst war, dass jedes europäische Land ein eigenes Arbeitsrecht hat – und dass deren Grundsätze sich in einigen Ländern sehr von den amerikanischen unterscheiden. Hieraus haben wir dann noch vor Ort Produktstrategien für die einzelnen Länder entwickelt.“


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