Kartoffelsalat, Eier und Käse-Lauchsuppe: Im Interview mit Nina Diercks werden gleich zu Beginn die wirklich wichtigen Fragen angeschnitten. Gemeinsam mit Alisha Andert schwelgt Diercks in Erinnerungen an Party-Buffets in den 90ern, bevor es tief in die Materie IT-Recht geht. Vertragsentwicklung und Datenschutzrecht stehen diesbezüglich für Diercks im Zentrum ihres beruflichen Schaffens. Letzteres erfuhr in den vergangenen Jahren nicht zuletzt durch die Einführung der DSGVO eine rapide Professionalisierung in Unternehmen bezüglich Compliance, vor der sich auch Start-ups nicht mehr drücken können. Eine positive Entwicklung, findet Diercks. Ihr zufolge besonders anfällig für Datenschutzpannen: Die Geschäftsführung!
Die IT-Branche ist eine Männerbranche – mit kompetenten Frauen im Hintergrund
Auch wenn die Arbeit im IT-Recht sich nicht nur auf die Tech- und Software-Branche beschränkt, sondern im Gegenteil heutzutage für fast alle Branchen relevant ist, macht Diercks die Erfahrung, dass ihr Umfeld im IT-Recht trotzdem sehr männerdominiert ist: Schließlich sind IT-Leiter und Compliance Officer in Unternehmen oftmals keine Frauen. Dennoch gebe es unter ihren IT-Recht-Kolleg:innen auch viele kompetente Frauen, die aber einfach zu wenig Sichtbarkeit erhalten. Mit dem IT-Juristinnen-Tag, den Diercks mit einer Kollegin ins Leben gerufen hat, möchte sie dies ändern und Juristinnen verstärkt in den Vordergrund stellen.
Nach wie vor nimmt Diercks die Anwaltsbranche als recht konservativ wahr und erinnert sich an ihre Anfangszeiten vor rund 10 Jahren, in denen sie gefragt wurde, was sie während der Arbeit mit ihrer Tochter mache (die sie schon während des Referendariats bekommen hatte). „Wenn ich ein Mann wäre, würden Sie mir diese Frage nicht stellen“, hätte sie damals gern gesagt. Stattdessen musste sie sich anhören, dass sie als Frau ein Risiko darstelle. Heutzutage sei die Branche auf einem besseren Weg – männliche Chefetagen mit konservativen Lebensstrukturen und wenig Vorstellungsvermögen für alternative Lebensentwürfe verstellten jedoch noch immer den Weg für deutliche Verbesserungen in der Work-Life-Balance. Zudem würde sich Diercks wünschen, dass junge Anwält:innen nicht zu sehr auf kurzfristige Erfolge konditioniert, sondern Bestrebung für den langfristigen Aufbau eines Mandant:innenstamms mehr honoriert würden.