Aufgabenbereiche Jurist - Banken- und Kapitalmarktrecht

Verfasst von Finn Holzky

Gerade in Krisenzeiten liegen Jurist:innen hier hoch im Kurs!

Ein Job im Bank- und Kapitalmarktrecht als sicherer Karriereweg?

Wirft man einen Blick auf die Auftritte großer Kanzleien im Internet, stößt man auf viele Rechtsgebiete, die einem aus dem Studium so nicht unbedingt geläufig sind. Da ist die Rede von Vergaberecht, M&A-Transaktionen oder eben dem Banken- und Kapitalmarktrecht. Trotz immer wiederkehrender Berührungspunkte mit dem Geschäft von Versicherungen und Banken, zum Beispiel im Rahmen des Immobiliarsachenrechts, sind die Bezugspunkte zu diesem Rechtsgebiet bei den meisten Studierenden und Berufseinsteigern spärlich gesät. Doch gerade für das Banken- und Kapitalmarktrecht suchen mittelständische, Boutique- und Großkanzleien händeringend nach neuem Personal. Ein genauerer Blick auf dieses Rechtsgebiet lohnt sich also in jedem Fall.

Erste Berührungspunkte während des Studiums

Das Banken- und Kapitalmarktrecht gehört zumindest an den meisten Universitäten nicht zum Kern des Lernstoffes und ist auch nur in seinen absoluten Grundzügen, wie zum Beispiel im Rahmen von Hypothek und Grundschuld, relevant für das Examen. Natürlich gibt es immer wieder Lektionen im Zivilrecht die eng verbunden mit dem Bankenrecht sind, doch explizit hierfür vorgesehene Vorlesungen gibt es nur selten und zumeist sind dies dann keine Pflichtvorlesungen und Klausuren gibt es ebenfalls nur selten.

Üblicherweise ist daher die erste Möglichkeit um mit diesem Rechtsgebiet wirklich in Kontakt zu kommen ein Praktikum in einer Kanzlei mit diesem Schwerpunkt oder einem Dezernat für das Banken- und Kapitalmarktrecht. Insbesondere Großkanzleien decken dabei alle die entsprechende Beratung für dieses Rechtsgebiet ab und die Möglichkeit in das Banken- und Kapitalmarktrecht hineinzuschnuppern ist daher fast überall gegeben.

Wer sein Praktikum ausschließlich oder überwiegend in diese Richtung absolvieren möchte, der ist natürlich gut damit beraten in eine der führenden Wirtschaftsmetropolen des Landes zu gehen und selbstverständlich eignet sich hierfür keine Stadt mehr als das Finanzzentrum Deutschlands Frankfurt am Main. Die einzige Skyline Deutschlands ist geprägt von Banken und Finanzdienstleistern und dementsprechend ist auch diese Spezialisierung bei den dort ansässigen Kanzleien besonders ausgeprägt. Zudem hat es natürlich auch einfach ein ganz besonderes Flair, wenn der Weg in die Kanzlei vorbei an den Türmen der Deutschen Bank oder der Commerzbank vorbeigeht.

Hat man sich entweder durch das Praktikum darin bestärkt gefühlt diese Richtung zu vertiefen oder ist die Entscheidung anderweitig gefallen, bietet sich natürlich der universitäre Schwerpunkt für die Spezialisierung auf das Banken- und Kapitalmarktrecht an. An den meisten Universitäten wird dieser Schwerpunkt angeboten und genießt in der Regel auch einen guten Ruf. Auch hier ist allerdings die Universität in Frankfurt am Main hervorzuheben, die für ihren besonders guten Schwerpunkt für das Banken- und Kapitalmarktrecht und ihre guten Verbindungen in die entsprechende Wirtschaft bekannt ist.  
 

Worum geht es eigentlich beim Banken- und Kapitalmarktrecht?

Zugegebenermaßen ist das Themengebiet ein wenig sperrig für Einsteiger:innen und Unerfahrene, doch gleichzeitig versteckt sich genau darin auch ein großer Vorteil. Kanzleien und berufserfahrenen Anwält:innen ist es nämlich bewusst, wie wenig Vorwissen aus der Universität besteht und wie komplex die Materie auf Einsteiger wirken kann.

Dabei ist das Bank- und Kapitalmarktrecht bei genauerer Betrachtung eigentlich gar nicht so kompliziert strukturiert. Rechtlich umfasst werden natürlich alle für Banken übliche Dienstleistungen und Produkte aber eben auch die Bereiche Versicherungen, Finanzdienstleister und Anlegerschutz. Die erste Unterscheidung bei der juristischen Arbeit im Bereich des Banken- und Kapitalmarktrecht ergibt sich also durch die Wahl der Mandanten.

In der Regel spezialisieren sich Kanzleien entweder auf die Vertretung von Anlegern, egal ob privater oder institutioneller Art oder aber auf die Vertretung von Banken, Dienstleistern oder anderen Anbietern von Produkten in diesem Bereich. Aufgrund ansonsten vorprogrammierter Interessenkonflikte sehen die meisten Sozietäten davon ab, beide Seiten regelmäßig zu vertreten.

Einblicke in die Finanzwelt

Die Vertretung von Anlegern erfolgt in aller erster Linie im Nachgang von bestimmten Entscheidungen und ist zumeist auf die Geltendmachung von Sekundäransprüchen wie Schadensersatz oder ähnliches gerichtet. Üblich sind hierfür zum Beispiel Fälle, bei denen private Anleger ihr Geld durch ein Investment verloren haben und im Nachhinein entweder unzureichende Beratung, fehlende Informationen oder sogar betrügerische Handlungen als hierfür ursächlich sehen und entsprechende Schadensersatzansprüche geltend machen möchten. Die juristische Tätigkeit auf Anlegerseite ist damit in der Regel eine von Gerichtsverfahren geprägte Tätigkeit.

Auf der anderen Seite steht die Vertretung und rechtliche Beratung von Banken, Fondsgesellschaften, Versicherungen und ähnlichen Unternehmen. Hier beginnt die juristische Tätigkeit häufig bereits im Vorfeld zum Beispiel mit der Beratung zu bestimmten Vorhaben, der Ausfertigung von Verträgen oder zum Beispiel bei der Formulierung von Prospekten für bestimmte Finanzprodukte. Kommt es dann später dennoch zu juristischen Streitigkeiten, steht natürlich ebenfalls die prozessuale Vertretung an.
 

Zusammenarbeit mit der BaFin und anderen Institutionen

Dem Bank- und Kapitalmarktrecht hängt naturgemäß ein hohes Maß an Rechtsstreitigkeiten an, die auch vor Gericht oder im gerichtlichen Vergleich entschieden werden. Doch auch abseits der Beratung von Unternehmen und Banken im Vorfeld der Veröffentlichung von Produkten gibt es verschiedene Beratungs- und Vermittlungsaufgaben, die Anwälte des Bankenrechts bewältigen müssen.

So ist zum Beispiel eine enge Zusammenarbeit mit der deutschen Finanzaufsichtsbehörde, der BaFin, in vielen Fällen nötig und natürlich spielen immer wieder auch andere Behörden und europäische Institutionen eine entscheidende Rolle bei der Erstellung und Zulassung von Finanzprodukten. Ein ebenfalls sehr wichtiger Teil der Aufgaben ist die juristische Schulung von Bankberater:innen, Vermögensverwalter:innen, Fondsmanager:innen oder anderer Vertriebler:innen für Finanzprodukte.

Auch im Banken- und Kapitalmarktrecht gibt es also eine Vielzahl an Tätigkeitsfeldern, in denen man als Spezialkraft aktiv werden kann.

Wer auf das Banken- und Kapitalmarktrecht spezialisiert ist, kann sich seinen Job quasi aussuchen.

Gute Jobaussichten und eine breite Auswahl an Arbeitgebern

Nichtsdestotrotz dieser Bereich gerade unter Studenten kein überdurchschnittlich beliebtes Rechtsgebiet. Das ist wahrscheinlich vor allem dem fehlenden Bezug aber auch der Komplexität der Materie geschuldet. Dies ist jedoch, wie bereits erläutert, eigentlich unnötig.

Gerade das Banken- und Kapitalmarktrecht gehört nämlich zu einem der größten Posten an aktiven Anwält:innen und die Jobaussichten sind dementsprechend gut. Zudem ist dieses Rechtsgebiet überraschend krisensicher, denn während viele Anwält:innen in schlechten wirtschaftlichen Zeiten oder gar in einer Wirtschaftskrise aufgrund der lahmenden Konjunktur selbst Mandate verlieren, sind gerade in Krisenzeiten Bank- und Kapitalmarktrecht Experten hoch im Kurs. Viele Anleger:innen verlieren Geld, Institutionen, Bankhäuser und Dienstleister geraten in Schieflage und es gibt häufig mehr zu tun, als noch in ruhigen Zeiten.

Zudem genießen spezialisierte Jurist:innen eine besonders breite Wahl an Arbeitgebern. Egal ob auf staatlicher Seite in der Finanzverwaltung oder bei den Finanzaufsichtsbehörden, als Anwält:in in mittelständischen und großen Sozietäten oder als Unternehmensjurist:in bei Banken und Versicherungen. Wer auf das Banken- und Kapitalmarktrecht spezialisiert ist, kann sich seinen Job quasi aussuchen.

 

Wer nach einem spannenden Arbeitsumfeld sucht und an Aufgaben, die das Weltgeschehen an den globalen Märkten und Börsen betreffen, interessiert ist, der wird im Bereich des Banken- und Kapitalmarktrechts fündig. Gute Jobaussichten, viele verschiedene potentielle Arbeitgeber und ein überdurchschnittlich gutes Gehalt sprechen neben den attraktiven Aufgabengebieten für sich. Zudem gibt es auch bei der Wahl der Mandanten einen entscheidenden Spielraum und wer sich nach einiger Zeit für einen Tapetenwechsel entscheidet, kann den nicht unüblich Weg von der Wirtschaft in die Verwaltung oder aber andersherum wählen. Jurist:innen mit einer Spezialisierung für das Banken- und Kapitalmarktrecht stehen auf jeden Fall viele Türen offen!