Zum Einstieg des Gesprächs werden erst einmal die Grundlagen geklärt: Was ist denn überhaupt unter digitaler Transformation zu verstehen? Dörr unterscheidet hier zwischen zwei Begrifflichkeiten. Einmal der digitalen Revolution, also der Geschwindigkeit des Fortschritts, welcher exponentiell zunimmt und momentan so schnell voranschreitet, dass ein Mithalten kaum möglich ist. Und zum anderen die digitale Transformation, also die Art, mit welcher die individuellen Menschen sowie das Kollektiv auf diesen Wandel reagieren.
Vor allem mit letzterem beschäftigt sich Dörr eingehend. Sie möchte innovative Herangehensweisen vorantreiben, die eine wirkliche Verbesserung der Arbeit mit sich bringen. Ihr Ansatz: Dinge in ihre Grundbausteine zu zerlegen und deren genaue Funktion herauszufinden – um sich dann zu fragen, ob man diese Funktion auf eine neue, bessere Art erfüllen kann, die den Beteiligten das Leben einfacher macht.
Die Justiz zu digitalisieren ist ein Mammutprojekt
Was die digitale Transformation angeht, hinkt die Justiz zum Beispiel im Vergleich zur Wirtschaft etwas hinterher. Ein aktuelles (Mammut)projekt ist die Umstellung auf elektronische Akten, die 2026 abgeschlossen sein soll. Laut Dörr öffnet sich die Justiz momentan für Innovationen und gibt dem Veränderungsdruck nach. „Wir werden sehr überrascht sein, was die Justiz alles leisten kann und auch wird“, sagt sie.
Die Ursache für die aktuellen Veränderungen sieht Dörr jedoch nicht nur im Druck von außen – zum Beispiel durch die ohne Digitalisierung schwer zu bewältigenden Massenverfahren – sondern auch im Druck von innen. Die Digitalisierung der Arbeitsprozesse sei notwendig, um den Fachkräftemangel abzufedern und Talenten in Zukunft ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Allein schon aus der Veränderung der Gesellschaft und deren digitaler Kommunikation ergebe sich die Notwendigkeit der neuen Prozesse auch im Bereich der Justiz.