Karrieremagazin TalentRocket Arbeit in der Großkanzlei

So sieht die Arbeit bei einer Großkanzlei wirklich aus

60 Wochenstunden Horror oder interessante Mandate und Internationalität? Mit Erfahrungsbericht: ein typischer Arbeitstag bei einer Großkanzlei

Interessante Mandate und Internationalität sind für Britta Grauke von Weil, Gotshal & Manges LLP die größten Vorteile der Arbeit bei einer Großkanzlei. Doch viele Jura-Absolventen denken bei Großkanzlei vor allem an lange Arbeitstage, durchgearbeitete Nächte und kaum Freizeit. Sieht die Realität tatsächlich so abschreckend aus? Hier erläutern wir die wichtigsten Vor- und Nachteile der Arbeit in einer Großkanzlei. 

Kreative Top-Juristen sind gefragt: Was man für die Arbeit bei einer Großkanzlei mitbringen sollte

 

Die formellen Voraussetzungen, um bei einer Großkanzlei als Bewerber in Betracht gezogen zu werden, sind streng. In der Regel sollten beide Staatsexamina mit mindestens einem „vollbefriedigend“ (VB) bestanden werden. Zusätzlich kann ein LL.M. für oder eine Promotion dafür sorgen, das Bewerberprofil zu verbessern.

Zusätzliche Schlüsselqualifikationen sind gute bis sehr gute Englischkenntnisse, da Großkanzleien generell sehr international operieren. Idealerweise werden diese Kenntnisse begleitet von einem relevanten Auslandsaufenthalt. Im Referendariat bietet etwa die Wahlstation im Ausland die Möglichkeit, Auslandserfahrung zu sammeln. Nicht zuletzt sollte man auf ein hohes Arbeitspensum und den ein oder anderen langen Arbeitstag gefasst sein. Unter Juristen ist gemeinhin bekannt, dass das Thema Work-Life-Balance in Großkanzleien für sich betrachtet werden sollte.

Britta Grauke arbeitet seit 2002 bei Weil, Gotshal & Manges LLP und ist dort Partner. Auf die Frage, was man an Qualifikationen mitbringen sollte, antwortet sie:

„Zunächst einmal Spaß an der streitigen Auseinandersetzung und den damit zusammenhängenden Fragen wie Taktik, scharfe Argumentation und dem Beschreiten kreativer rechtlicher Wege. Denn unsere Fälle sind nie 08/15. Außerdem natürlich gute allgemeine juristische Kenntnisse, dazu eine schnelle Auffassungsgabe, Teamfähigkeit und gute Englischkenntnisse. Der Rest kommt dann von alleine!“

Zunächst einmal Spaß an der streitigen Auseinandersetzung und den damit zusammenhängenden Fragen wie Taktik, scharfe Argumentation und dem Beschreiten kreativer rechtlicher Wege.
Britta Grauke

Keine 08/15-Fälle: So sieht der typische Arbeitstag bei einer Großkanzlei aus

Natürlich gibt es keinen generalisierbaren Arbeitstag für Großkanzleien, da dieser sehr stark von der jeweiligen Kanzlei, dem Tätigkeitsgebiet und der Stellung abhängt.

Manuel-Peter Fringer ist Associate bei der Großkanzlei Weil-Gotshal, die zu den international führenden Wirtschaftskanzleien gehört. Der Beratungsfokus der Kanzlei liegt auf nationalen und grenzüberschreitenden Transaktionen und Private Equity-Investitionen.Der Associate beschreibt seinen typischen Arbeitstag so:
 

08 Uhr:

„Nach der Zubereitung meines allmorgendlichen Tees, überprüfe ich zunächst neue E-Mails, die ich über Nacht von Mandanten oder meinen ausländischen Kollegen erhalten habe. Nach erster schneller Durchsicht der E-Mails, bespreche ich die einzelnen Themen des Tages kurz mit meinem zuständigen Partner. Die erste Aufgabe besteht darin, verschiedene gesellschaftsrechtliche Fragen einer unserer ausländischen Mandantenzu prüfen und für meinen Partner zusammenzufassen. Im Anschluss besprechen wir gemeinsam die Ergebnisse meiner rechtlichen Prüfung.“
 

10 Uhr:

„Unser wöchentliches Teammeeting findet statt. Nachdem kurz der vergangene Bundesligaspieltag kritisch beäugt wurde, besprechen wir die aktuell anstehenden Themen der Woche. Schließlich werden wir darüber informiert, dass in den nächsten Tagen zwei Transaktionen anlaufen werden. Zum Abschluss des Meetings erhalten wir alle gemeinsam ein allgemeines Feedback über unsere Arbeit von letzter Woche und hilfreiche Verbesserungsvorschläge.“
 

12 Uhr:

„Ein Kollege aus dem Litigation Department ruft mich an und fragt nach, ob wir mal wieder gemeinsam Mittagessen gehen wollen. Ich sage zu und freue mich. Wir entscheiden uns in das neue japanische Restaurant zu gehen. Dabei tauschen wir uns über die Erlebnisse des letzten Wochenendes aus.“

14 Uhr:

„Es wurde kurzfristig eine Telefonkonferenz mit unseren Kollegen aus New York angesetzt. Ich gehe hierfür noch einmal meine Unterlagen durch und schreibe mir vorab die wesentlichen Punkte zusammen, die meines Erachtens noch geklärt werden müssen. Der Mandant hat entschieden, vor der geplanten Umstrukturierung der deutschen Tochtergesellschaften, noch verschiedene anderweitige gesellschaftsrechtliche Maßnahmen durchzuführen. Nach erster rechtlicher Einschätzung der geplanten Maßnahmen, erstelle ich mir eine Übersicht über die hierfür erforderlichen Maßnahmen und Dokumente.“
 

16 Uhr:

„Ein Kollege aus dem Tax Department besucht mich und wir verabreden uns für den Abend auf einen Drink. Nach einem kurzen Austausch über eine steuerrechtliche Frage, fahre ich mit der Erstellung der Dokumente fort. Nach Prüfung und ausgiebiger Recherche, bespreche ich die von mir erarbeiten Lösungsmöglichkeiten mit meinem zuständigen Partner.“
 

18 Uhr:

„Ich erhalte eine E-Mail mit den Zugangsdaten zu dem Datenraum für ein neues Projekt. Nachdem ich mich für den Datenraum angemeldet habe, nutze ich die Gelegenheit, diesen schon einmal kurz anzuschauen und mich mit dem Target vertraut zu machen. Um mehr über das Geschäftsfeld des Targets herauszufinden, bitte ich unsere Referendarin eine kurze Zusammenfassung für mich zu erstellen.“
 

20 Uhr:

„Mein Kollege aus dem Tax Department ruft mich an, ob wir eine halbe Stunde später gehen können. Ich stimme zu und nutze die mir verbleibende Zeit, um meine to-do Liste und Dokumente für den nächsten Tag zusammenzustellen.“
 

23 Uhr:

„Ein Blick auf mein blinkendes Blackberry verrät mir, dass ich eine E-Mail bekommen habe. Es ist mein Kollege aus New York, der sich für meine schnelle Hilfe von heute bedankt. Zufrieden gehe ich schlafen und freue mich auf einen nächsten spannenden Tag.“

Wie steht es um die Frauenquote in Großkanzleien?

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Gehalt vs. Arbeitszeiten: Vor- und Nachteile der Arbeit bei einer Großkanzlei

Vorteile:

  • hohes Gehalt (bis zu 100.000€ im Jahr für Berufseinsteiger) 
  • oft abwechslungsreichere Mandate als in kleinerer Kanzlei
  • großes, internationales Mandantennetzwerk
  • interne Aus- und Weiterbildung
  • verschiedene attraktive nationale und internationale Standorte
     

Nachteile

  • lange Arbeitszeiten
  • große Stressbelastung
  • hoher Spezialisierungsgrad
  • große Konkurrenz bei Aufstiegschancen

Die Gehälter variieren zwar, bewegen sich aber immer im gehobenen Bereich. Für genauere Information haben wir dir eine ausführliche Liste mit den Gehältern der Großkanzleien zusammengestellt. Falls du dir jetzt eine Karriere in einer Großkanzlei vorstellen kannst, dann schaue dir am besten direkt unser Großkanzleien-Ranking an. Dort erfährst du, welche der großen Kanzleien von Unternehmensjuristen am häufigsten empfohlen werden.
 

Eine Tätigkeit in einer Großkanzlei kann im Allgemeinen als arbeitsintensiv, herausfordernd und tendenziell stressvoll beschrieben werden. Bei Bewerbungen sind Großkanzleien ausgezeichnete Noten (vollbefriedigend oder besser), Auslandserfahrung und zusätzliche Schlüsselqualifikationen, wie Englischkenntnisse wichtig.

 

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