Dieser Artikel erscheint im Rahmen unserer dreiteiligen Artikelserie mit Maresi Boetzkes. In der Artikelserie teilt Maresi ihre Erfahrungen und Learnings, die sie während ihrer eigenen beruflichen Veränderung machen durfte.
Als ich 2019 die Juristerei verließ, war ich ein eher seltenes Exemplar. Zumindest konnte ich das aus den Reaktionen meines doch recht juristischen Umfelds klar erkennen. Erstaunen, Irritation, Ungläubigkeit. All das sah ich in den Gesichtern, wenn ich erzählte, dass ich fürs Erste für ein Sozialunternehmen arbeiten und nicht mehr als Anwältin tätig sein wollte.
Ein Wechsel aus der Kanzlei in eine andere Kanzlei, in den Staatsdienst oder in eine Rechtsabteilung ist noch sehr üblich, ein Wechsel vom Staatsdienst in eine Kanzlei oder in ein Unternehmen schon seltener - aber ein Abschied von der Juristerei: Das kommt eigentlich so gut wie nie vor.
Ich habe mich gefragt, warum wir Jurist:innen eigentlich so selten den einmal eingeschlagenen Karrierepfad verlassen und bin für mich zu einem spannenden Ergebnis gekommen.
Viele beginnen das Studium ohne klare Vorstellung davon, was sie später damit machen wollen
Viele von uns kennen den Spruch nur allzu gut: “Mit Jura kannst du alles machen!” Für einige war es vielleicht sogar die eine Aussage, die sie davon überzeugt hat, Jura zu studieren. Mir ging es jedenfalls so. Ich hatte zwar keine Vorstellung davon, was dieses “Alles” bedeuten könnte - ich fand es aber gut, dass mir mit Jura wohl unzählige Möglichkeiten in der Arbeitswelt offen stehen würden.
Und so startete ich in dieses Studium ohne genauen Plan und ohne genaue Strategie, was ich damit später einmal anstellen würde. Lernte für Klausuren und Hausarbeiten, arbeitete in Kanzleien, absolvierte Praktika in klassischen juristischen Berufen, lernte fürs Examen und fand mich zu guter Letzt im Referendariat wieder.
Was ich damit sagen will: ich habe nicht besonders viel nach rechts und links geschaut. Ich habe dieses Studium einfach so studiert, wie die allermeisten Jura studierten und Nebenjobs und Praktika absolviert, die die allermeisten so absolvierten.