Welchen Stellenwert nehmen Daten bzw. Big Data Ihrer Meinung nach heutzutage bei Corporate/M&A ein und was bedeutet das dann für Deals sowie Ihre Mandant:innen bei DLA Piper?
Ich hatte eingangs bereits auf die Nutzung von Datenmengen in Kanzleien hingewiesen. Daten sind eben ein ganz zentraler Rohstoff unserer Zeit. Das wirkt vielfältig auf unsere M&A-Prozesse: angefangen von unseren Tools, mit denen wir gerade als Anwälte arbeiten, bis hin zu Werttreibern in Deals. Wir arbeiten bei DLA Piper seit einigen Jahren an Radical-Change-Lösungen und kooperieren hier eng mit Richard Susskind, einem der zentralen Denker zur Zukunft des Anwaltsmarktes. Das hat bei uns zur Entwicklung neuer Tools beigetragen, von denen vor allem auch unsere Mandanten profitieren.
Welche Branchen werden sich zukünftig am meisten verändern oder anpassen müssen? Gibt es Sektoren, die an Bedeutung verlieren werden?
Vielleicht hört sich die Antwort platt an, aber letztlich werden sich alle Branchen verändern und dies auch radikal. Schauen Sie sich gerade die letzten zehn bis fünfzehn Jahre an – welche technologischen Errungenschaften hier erreicht wurden. Ich erinnere mich noch an die Einführung des Internets als junger Jurastudent mit einem knackenden, piepsenden Modem an der Universität Hamburg. Vieles von dem, was uns heute selbstverständlich erscheint, war damals sehr weit weg. Diese Veränderung führt aber auch dazu, dass bestimmte Produkte wegfallen und neue geschaffen werden. Ich glaube, dass mit diesen Veränderungen große Chancen verbunden sind.
Momentan wird die Angst um weitere Preissteigerungen und die Inflation immer größer. Welche Auswirkungen sind für Sie in Ihrem Fachbereich spürbar und was bedeutet eine steigende Inflation für den M&A-Markt?
In der Tat sehen wir in sehr vielen Ländern derzeit eine hohe Inflation. Ich glaube auch, dass die Preissteigerung nachhaltig sein wird, wenngleich wir kleine Entspannungen z. B. im US-amerikanischen Markt sehen. Wir kommen gerade im M&A-Geschäft aus einem sehr starken Markt. Die letzten Jahre waren geprägt von wahnsinnig vielen Deals. Noch bewegt sich viel im Markt, aber die Kombination von hoher Inflation, geopolitischen Risiken, dem Ukraine-Krieg und sehr instabilen Lieferketten aufgrund eines restriktiven Chinas trüben die Stimmung langsam ein. Noch ist viel Geld im Markt, aber es kann auch zu einer Abkühlung kommen.
Diese dann eher kurzzeitigen Effekte gab es allerdings schon beim Platzen der New-Economy-Blase, der Finanzkrise und auch zu Beginn der COVID-Pandemie. Letztlich kamen die Deals teilweise sehr schnell zurück. Ich bin sehr zuversichtlich, dass unsere Mandanten weiterhin sehr aktiv sein werden und damit auch wir bei DLA Piper die Möglichkeiten haben werden, an spannenden Projekten mitzuwirken.
DLA Piper unterstützt die Mitarbeitenden dabei, eine ausgewogene Balance zwischen Arbeits- und Privatleben zu finden. Inwieweit verändert agiles Arbeiten und neue Mobilität die Deal-Arbeit von Anwält:innen?
Ich bin noch in einer Zeit anwaltlich groß geworden, in der Anwesenheit im Büro alles war. Partner mochten die bequeme Situation, jederzeit eine Tür weiterzugehen, um mit ihrem Team Arbeit zu besprechen. Wer nicht sichtbar war, wurde auch als faul angesehen. Das hat sich zum Glück komplett geändert und ich hoffe, dass viele Kanzleien die Erfahrungen aus der Pandemie nutzen, um ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Vertrauen zu schenken sowie letztlich mehr Möglichkeiten zu bieten.
Gerade bei DLA Piper und im M&A-Bereich im Besonderen arbeiten wir jetzt noch mobiler und flexibler, was aber sicher u. a. daran liegt, dass wir nicht reihenweise Aktenorder wie im Prozessbereich für unsere Arbeit brauchen. Unsere Deal-Werkzeuge sind Telefon, Laptop und eine stabile Internetverbindung. Das allein reicht aber nicht für eine ausgewogene Balance.
Wichtig ist, dass beidseitig Prioritäten verstanden werden. Ich muss wissen, welche privaten Termine, wie z. B. der Vereinssport oder Schulevents, meinen Kolleginnen und Kollegen wichtig sind. Umgekehrt müssen auch die Anwältinnen und Anwälte im Team Fristen im Deal verstehen. Das lässt sich in Einklang bringen, wenn man offen darüber spricht. Ich schätze diese neue Arbeitskultur bei DLA Piper sehr.