K&L Gates bietet ein Balanced-Hours-Programm an. Was bedeutet das? Sollte ein solches Angebot für Arbeitgeber verpflichtend sein?
Das Balanced-Hours-Programm ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, welches ganz unterschiedlich genutzt werden kann (z.B. für die Dissertation, die Kinderbetreuung oder ein Sabbatical).
Meine Wahrnehmung ist, dass diejenigen, die das Modell bei K&L nutzen, nicht wie Mitarbeiter:innen zweiter Klasse behandelt werden, was man immer wieder von ähnlichen Modellen anderer Kanzleien hört. Ich denke jedoch nicht, dass solche Angebote für Arbeitgeber verpflichtend sein sollten. Der Arbeitsmarkt regelt solche Dinge von ganz allein.
Viele Kanzleien dürften es sich langfristig wirtschaftlich nicht leisten können, auf gut ausgebildete Juristinnen und Juristen zu verzichten. Wenn ein erheblicher Teil dieser Jurist:innen nicht bereit ist, bis zu 60 Stunden oder mehr pro Woche zu arbeiten, müssen andere Wege gefunden werden, z.B. allgemein durch humanere Arbeitszeiten und durch Modelle wie das Balanced-Hours-Programm.
Warum ist Ihr Fachbereich so spannend? Können Sie das anhand eines aktuellen Projekts veranschaulichen?
Ich arbeite im Bereich Asset Management & Investment Funds und beschäftige mich viel mit Private Equity-Fonds und anderen Investmentfonds. In diesem Bereich geht es in der Regel nicht um den Erwerb bzw. die Veräußerung von Unternehmen durch diese Fonds (M&A), sondern um die Gestaltung der Fonds selbst. Zu den Mandant:innen zählen sowohl die Initiatoren solcher Fonds (z.B. Vermögensverwalter) als auch Investoren, die sich an solchen Fonds beteiligen wollen (z.B. Versicherungen oder Versorgungswerke, die die Beiträge ihrer Mitglieder anlegen).
Rechtlich spielen hier viele Themen eine Rolle, national vor allem das Aufsichts-, das Gesellschafts- und das Steuerrecht. Weil solche Fonds in der Regel international tätig sind, beschäftigt man sich aber auch viel mit ausländischen Rechtsfragen. Aktuell arbeite ich beispielsweise mit den Kolleginnen und Kollegen aus unserem Dubliner Büro an einer irischen Fondsstruktur für einen deutschen Mandanten.
Der Fachbereich ist aus meiner Sicht unter anderem deswegen interessant, weil die Arbeit häufig abwechslungsreich und stark international ausgerichtet ist. Man kann sich inhaltlich in viele unterschiedliche Richtungen entwickeln. Außerdem ist die eigene Arbeit in der Regel deutlich besser planbar als in anderen Bereichen.
Wann wird es in Ihrem Fachbereich besonders anstrengend? Wie gleichen Sie kurz- und langfristig anstrengende Arbeitstage aus?
Insbesondere kurz vor dem Zeichnungsschluss eines Fonds, also wenn die Investoren gegenüber dem Fonds eine verbindliche Kapitalzusage abgeben sollen, kann es schon mal stressig werden. Ganz gleich, ob man als Anwält:in den Fonds oder den Investor vertritt. Bei uns im Bereich wird aber darauf geachtet, dass die Belastung halbwegs gerecht verteilt wird. Meinen Ausgleich nach anstrengenden Arbeitsphasen finde ich vor allem mit der Familie/Freunden und auf Reisen.