was ein Jurist bei der Polizei beruflich machen kann - Karrieremagazin Talentrocket

Verfasst von Finn Holzky

Als Jurist:in zur Polizei?

Diese Möglichkeiten bieten sich mit dem Jurastudium

Das Studium der Rechtswissenschaften bringt viele Vorteile mit sich und der größte ist wahrscheinlich die große Breite an Karrieremöglichkeiten. Verschlägt es einen Großteil der Absolvent:innen in die klassisch-juristischen Berufe wie Richter, Staatsanwältin oder Strafverteidiger, wandert Jahr um Jahr ein ebenfalls nicht zu vernachlässigender Teil in andere Berufe und Branchen ab.

Eine der Richtungen, die Juristinnen und Juristen nach Abschluss ihres Studiums einschlagen können, ist die der Polizei. Ja, richtig gehört, der Kindheitstraum „Polizist“ ist nicht mit Abschluss des Jurastudiums gestorben. Ganz im Gegenteil: Der Einstieg in die höheren Berufe im Polizeidienst steht teilweise nicht einmal ausgebildeten Polizist:innen offen!

Erste Schritte schon in Praktikum & Referendariat

Wer sich einen solchen Quereinstieg in den Polizeidienst gut vorstellen kann oder wenigstens offen halten möchte, dem sei geraten dafür bereits früh die Weichen zu stellen. Denn als „Externe:r“ wird ein Wechsel zunächst kritisch beäugt werden und freie Stellen gibt es auch nicht im Überfluss. Somit empfiehlt es sich bereits während der Pflichtpraktika, spätestens aber im Referendariat, erste Erfahrungen bei der Polizei zu sammeln.

Das Praktikum bei der Polizei ist als verwaltungsrechtliches Praktikum anrechenbar, soweit es unter der Leitung eines Volljuristen oder einer Volljuristin stattfindet. In größeren Polizeidirektionen sollte dies in der Regel kein Problem darstellen. Als Referendar:in bietet sich die Zeit als Wahlstation an. In beiden Fällen erwartet die Jurist:innen ein abwechslungsreicher und mehrere Rechtsgebiete übergreifender Arbeitsalltag, auf natürlich dem Ausbildungsstand angepasstem Niveau.

So kommt sowohl klassische Büroarbeit vor, bei der arbeitsrechtliche Fragen geklärt werden müssen, verwaltungsinterne Prozesse überwacht und Bescheide ausgefüllt werden müssen, es kommen aber auch actionreichere Aufgaben auf Praktikant:innen oder Referendar:innen zu.

Eine Woche im Streifenwagen gehört in der Regel dazu. Gleiches gilt für Hausdurchsuchungen, Befragungen von Zeuginnen und Zeugen oder die Bewertung von Spuren. Gerade bei der Verwendung von Beweisen oder Zeugenaussagen klingeln den meisten Jurist:innen bereits die Ohren und sie sehen sich in ihr Grundstudium zurückversetzt.

Juristische Karrierepfade bei der Polizei

Zunächst muss festgestellt werden, dass der Bedarf an Quereinsteiger:innen überschaubar ist und der Einstieg darüber hinaus durchaus schwer sein kann, insbesondere für Diplomjuristinnen und Diplomjuristen. So bedarf es neben zwei mit mindestens „befriedigend“ bestandener Staatsexamina, eines bestandenen anspruchsvollen Sporttests sowie dem Bestehen eines Assessment-Centers, bei dem sowohl psychische als auch kommunikative Fähigkeiten von Nöten sind.

Wer diese Hürden jedoch einmal gemeistert hat, dem stehen als Jurist:in bei der Polizei verschiedene Türen an der Verwaltungsspitze im sogenannten „höheren Verwaltungsdienst“ offen. Auf der einen Seite gibt es typische Verwaltungsaufgaben, wie zum Beispiel die des internen Sachbearbeiters oder der internen Sachbearbeiterin oder die rechtliche Aufarbeitung von Disziplinarverfahren, Datenschutz-Angelegenheiten oder arbeitsrechtlichen Fragen. 

Auf der anderen Seite gibt es auch die Möglichkeit in die Leitung der Polizei einzusteigen und als Teamleiter:in zu agieren und beispielsweise Großeinsätze oder den allgemeinen Einsatz von Streifenwagen zu koordinieren. Dies wirkt sich nicht nur in den Gehältern bei der Polizei aus, hierfür bedarf es wiederum auch einer speziellen Ausbildung nach dem Studienabschluss an einer Polizeihochschule.

Prinzipiell ist die Karriereleiter für Volljurist:innen von nun an nach oben hin offen. Gerade die höchsten Ämter und Jobs, wie exemplarisch das des Polizeichefs oder der Polizeichefin, werden häufig gar nicht mit Polizist:innen besetzt, sondern sind politische Jobs, zu deren Anforderungsprofil das von Jurist:innen am Ehesten passen könnte.

Der Weg als Jurist:in zur Polizei ist also kein alberner Wunschtraum, es bedarf jedoch einiger Anstrengungen damit er verwirklicht werden kann. Für diejenigen, die den Quereinstieg schaffen, steht dafür ein abwechslungsreiches Arbeiten zu guten Konditionen und mit einer vernünftigen Work-Life-Balance in Aussicht!


🎙 Polizeipräsidentin Britta Zur zu Gast bei New Lawyers

Seit Januar 2020 ist Britta Zur Polizeipräsidentin in Gelsenkirchen, eine von nur sehr wenigen Frauen in diesem Amt, und Chefin von mehr als 1600 Mitarbeitenden. Im TalentRocket-Podcast New Lawyers spricht sie über ihre Aufgaben als Polizeipräsidentin, warum sie vor anderen Herausforderungen als ihre männlichen Kollegen steht und spricht über die negative Seite der Polizei.