Als Volljuristin beim Hessischen Innenministerium

Veröffentlicht am 20.02.2023

Als Volljuristin beim Hessischen Innenministerium

Verena Votsmeier im Interview

Das HMdIS bietet ein Traineeprogramm an, welches es Volljurist:innen ermöglicht, innerhalb von 30 Monaten verschiedene Behörden des Innenressorts kennenzulernen. Ich selbst habe das Traineeprogramm vor einem Jahr begonnen und arbeite seitdem als Regierungsrätin beim Hessischen Bereitschaftspolizeipräsidium (HBPP). Nächsten Monat werde ich ins HMdIS wechseln und dort die Abteilung Z1 bei allgemeinen Organisationsangelegenheiten unterstützen.


 

Frau Votsmeier, Sie sind seit Februar 2022 als Volljuristin beim Hessischen Ministerium des Innern und für Sport tätig. Wie sind Sie auf das HMdIS aufmerksam geworden und haben Sie sich bewusst für einen Arbeitgeber im öffentlichen Sektor entschieden?

Ich bin durch das Referendariat auf das HMdIS aufmerksam geworden. Ich habe meine Verwaltungsstation beim Polizeipräsidium Frankfurt am Main und meine Wahlstation im HMdIS absolviert. Die Einblicke, die ich dort im Rahmen des Referendariats gewinnen durfte, waren der Grund dafür, weshalb ich mich nach Abschluss des Referendariats bewusst für das HMdIS und damit für einen Arbeitgeber im öffentlichen Sektor entschieden habe.     
 

Wie hat sich Ihr Bewerbungsprozess gestaltet und welche Aufgaben haben Sie in den ersten Wochen beim Hessischen Innenministerium erwartet?

Nachdem ich meine Bewerbung ans HMdIS gerichtet hatte, wurde ich einige Zeit später zum Assessment Center eingeladen. Das AC dauerte zwei Tage und umfasste verschiedene Aufgaben. Nach dem AC erhielt ich zunächst eine mündliche und später eine schriftliche Zusage.

Mit Erhalt der schriftlichen Zusage wurde mir mitgeteilt, dass meine erste Station im HBPP sein würde. Dort wurden mir zu Beginn vor allem Abläufe und Dienstwege erklärt, Vorgänge zum Einlesen gegeben, aber auch erste Fälle anvertraut, bei denen ich Schriftsätze ans Gericht abfassen oder Verfügungen fertigen durfte.

Welche Stationen konnten Sie als Regierungsrätin im Traineeprogramm bereits durchlaufen und welche Herausforderungen sind Ihnen in dieser Zeit begegnet?

Bislang konnte ich erst eine Station durchlaufen. Dabei war die größte Herausforderung, sich in das mir bis dahin unbekannte Rechtsgebiet des Disziplinarrechts einzuarbeiten und für die Angehörigen des HBPP als Ansprechpartner für jegliche Rechtsfragen zur Verfügung zu stehen.

Es wurden regelmäßig neue Fragestellungen bzw. Aufgaben an mich herangetragen, wie z.B. das Prüfen von Wartungsvertragsentwürfen oder von Leistungsbeschreibungen im Rahmen von Vergabeverfahren. Dabei galt es vor allem, die passenden Paragraphen, Erlasse oder Dienstanweisungen zu finden, um die Anfragen korrekt beantworten zu können.
 

Sie waren bereits in Ihrer Wahlstation beim HMdIS tätig. Wie haben Sie die Umstellung von Referendarin zur Volljuristin sowie die Einarbeitung in neue Rechtsgebiete wahrgenommen?

Während ich als Referendarin gezielt einzelne Aufgaben zugeteilt bekommen habe, bin ich als Volljuristin für die gesamte Bearbeitung eines Vorgangs zuständig. Das heißt, ich muss nicht nur ausgewählte Fragestellungen recherchieren oder basierend auf einer bereits vorhandenen Akte eine Ausarbeitung anfertigen, sondern mich auch darum kümmern, überhaupt eine Akte anzulegen, die erforderlichen Informationen zu beschaffen, die entsprechenden Personen zu beteiligen etc.

Als Volljuristin muss man sich selbst in die Rechtsgebiete einarbeiten und sich eigenständig diejenigen Unterlagen beschaffen, die man zur Bearbeitung benötigt.
 

Das Innenressort im Land Hessen bietet eine große Bandbreite an Rechtsgebieten. Inwiefern konnten Sie bei Ihrer Einstellung Einfluss auf Ihre Spezialisierung bzw. die Zuweisung der Rechtsgebiete nehmen? 

Vor Beginn des Traineeprogramms wird man gefragt, welche Rechtsgebiete einen interessieren. Soweit möglich, wird vonseiten des HMdIS versucht, diese Interessen bei der Zuweisung zu berücksichtigen – allerdings muss die begehrte Stelle natürlich frei sein. Es kann deshalb passieren, dass man zwar dem begehrten Rechtsgebiet zugewiesen wird, jedoch z.B. an einem anderen Standort oder in einer anderen Behörde. Auch kann es vorkommen, dass man einem nicht favorisierten Rechtsgebiet zugewiesen wird. Dann sollte man offen dafür sein, für die Dauer dieser Station eine neue, wenngleich nicht favorisierte Materie kennenzulernen und sich in dieses Rechtsgebiet einzuarbeiten.

Welche Rechtsgebiete reizen Sie besonders und gibt es ein Projekt, das Ihnen in Erinnerung geblieben ist?

Mich reizen besonders das Polizei- sowie das Bau- und Umweltrecht. Projekte, die mir in Erinnerung geblieben sind, gibt es viele.

Besonders Spaß gemacht haben mir die Projekte, bei denen es darum ging, allgemeine Lösungsansätze für ein Problem zu finden und basierend darauf Handlungsanweisungen, Leitfäden oder Vereinbarungen zu entwerfen.

Beispielhaft sei hier das Finden eines einheitlichen Lösungsansatzes beim Umgang mit Verklebungen von Demonstranten zu nennen.

Eigenverantwortliches Arbeiten spielt in meinem Alltag eine wichtige Rolle. Es bietet sich in Teilen bereits im Rahmen des Traineeprogramms die Möglichkeit, ein eigenes Projekt zu übernehmen.
Verena Votsmeier

Welchen Stellenwert nimmt Eigenverantwortlichkeit bei Ihrer Tätigkeit ein und haben Sie bereits im Rahmen des Traineeprogramms die Möglichkeit, eigenständig Projekte zu übernehmen?

Eigenverantwortliches Arbeiten spielt in meinem Alltag eine wichtige Rolle. Es bietet sich in Teilen bereits im Rahmen des Traineeprogramms die Möglichkeit, ein eigenes Projekt zu übernehmen.

Bei den Polizeibehörden übernimmt man in der Regel jedoch ein Projekt nie ganz allein, da dort immer mehrere Ebenen vor- und nachgeschaltet sind, die zwingend am Projekt zu beteiligen sind. Nichtsdestotrotz wurden mir beim HBPP regelmäßig bestimmte Aufgaben oder einzelne Teile eines Projektes zur eigenverantwortlichen Bearbeitung zugewiesen, im Zuge dessen ich als alleinige Sachbearbeiterin und Ansprechpartnerin fungiert habe.
 

Mit welchen unbekannten Fragen müssen Sie sich in einer Führungsposition auseinandersetzen und inwiefern werden Sie und Ihre Kolleg:innen auf diese Position vorbereitet?

In einer Führungsposition muss man sich fast täglich mit unbekannten Problemen beschäftigen, welche nicht nur juristischer, sondern auch organisatorischer oder personeller Natur sein können. Man muss unter Zeitdruck praktikable Lösungen für unbekannte Fragen finden und die Umsetzung der Lösung auf seine Mitarbeiter delegieren können. Um auf diese zukünftige Position entsprechend vorbereitet zu sein, gibt es im Rahmen des Traineeprogramms ein Führungskräfte-Entwicklungs-Seminar und ein Mentoringprogramm, die dazu dienen, einem die entsprechenden Fähigkeiten und Fertigkeiten zu vermitteln.
 

Welche Qualifikationen sollten angehende Jurist:innen für eine derartige Führungsposition und insbesondere die Tätigkeit im öffentlichen Bereich mitbringen, Frau Votsmeier?

Man sollte eine schnelle Auffassungsgabe besitzen und gut zwischen eiligen und weniger eiligen Aufträgen differenzieren können. Weiterhin sollte man Aufgaben klar aufteilen und konkrete Dienstwege festlegen können.

Zudem sollte man extrovertiert sein und den Umgang mit anderen Menschen mögen. Als Führungsperson muss man sich mit verschiedenen Mitarbeiter:innen auseinandersetzen und für ein kollegiales Miteinander sorgen. Gerade bei einer Tätigkeit im öffentlichen Bereich ist der Kontakt zu Kolleg:innen, Vorgesetzten und Bürger:innen unausweichlich.

Wie haben Sie die Aufnahme in die Teams der verschiedenen Stationen wahrgenommen? 

Da ich mich noch in der ersten Station befinde, kann ich diese Frage nur im Hinblick auf die Aufnahme in das Team des HBPP beantworten. Dort wurde ich offen empfangen und willkommen geheißen. Da mein „Team“ nur aus drei Personen bestand, war die Aufnahme unkompliziert und einfach. Schnell wurde ich auch den anderen Mitarbeiter:innen des HBPP vorgestellt, welche mich ebenfalls herzlich begrüßten und für Fragen und Anliegen jeder Art immer ein offenes Ohr hatten.

Wodurch zeichnet sich Ihrer Auffassung nach die interne Kommunikation und Zusammenarbeit beim Hessischen Innenministerium aus?

Durch das Traineeprogramm und die damit verbundenen Veranstaltungen lernt man frühzeitig andere Trainees bzw. Jurist:innen kennen, sodass die interne Kommunikation in der Regel unkompliziert auf direktem Wege erfolgt. Die Zusammenarbeit mit Kolleg:innen sowohl anderer Abteilungen als auch anderer Behörden funktioniert einwandfrei. Bislang sind mir im Rahmen der internen Kommunikation überwiegend hilfsbereite und aufgeschlossene Menschen begegnet, die stets bemüht waren, sich meiner Anliegen anzunehmen und gemeinsam eine Lösung zu finden.

Legt das HMdIS Ihrer Meinung nach viel Wert auf eine gute Work-Life-Balance? Wie flexibel können Sie Ihre Arbeitszeiten gestalten?

Auf eine gute Work-Life-Balance wird auf jeden Fall viel Wert gelegt. In der Regel kann man seine Arbeitszeit flexibel gestalten, solange die Arbeitsleistung zwischen 6 und 20 Uhr erbracht wird und man die vorgegebene Soll-Arbeitszeit von 41 Std./ Woche erreicht. Wenn terminlich nichts entgegensteht, kann man an ausgewählten Tagen auch mal früher gehen oder während der Arbeitszeit eine Arbeitszeitunterbrechung machen. Einen Punkt Abzug bezüglich der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit gibt es allerdings für die in einigen Behörden fehlende Möglichkeit, Homeoffice zu machen – wenngleich dies dem Umstand geschuldet ist, dass nicht überall mobile Endgeräte vorhanden sind.

Sie haben das Traineeprogramm nach dem erfolgreichen Absolvieren Ihres zweiten Staatsexamens begonnen. Was ist Ihrer Ansicht nach der „perfekte” Zeitpunkt für den Einstieg beim HMdIS?

Ich denke den „perfekten“ Zeitpunkt gibt es nicht. Es ist Geschmackssache, ob man direkt nach dem Referendariat beim HMdIS anfangen oder zunächst in der freien Wirtschaft tätig sein möchte. Es sollte einem jedoch bewusst sein, dass der Einstieg in das Berufsleben beim HMdIS ein anderer ist als z.B. bei einer Kanzlei.

Wer eine intensive Einarbeitung und fachliche Betreuung erwartet oder zunächst über die Schulter von seinen Vorgesetzten schauen möchte, sollte das Traineeprogramm nicht direkt nach dem Zweiten Staatsexamen beginnen.

Wer beim HMdIS einsteigen möchte, sollte bereit sein, von Beginn an selbständig zu arbeiten und eigenmächtig Entscheidungen zu treffen, da es nicht selten vorkommt, dass man der einzige Jurist in einer Abteilung ist.
 

Wie blicken Sie auf das erste Jahr als Regierungsrätin beim Hessischen Innenministerium zurück?

Das erste Jahr als Regierungsrätin hat mir einen umfangreichen Einblick in die Strukturen und die Arbeitsweise einer Polizeibehörde und damit einer Behörde des nachgeordneten Bereichs des Innenressorts verschafft. Es hat mich viele verschiedene Persönlichkeiten kennenlernen lassen und zudem dazu geführt, dass ich selbständiger geworden bin. Es hat mir aber auch vor Augen geführt, dass teilweise noch Verbesserungsbedarf besteht, insbesondere der Digitalisierungsstand ausbaufähig ist und manche Abläufe effizienter gestaltet werden könnten. 

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Welche Tipps möchten Sie jungen Jurist:innen mit auf den Weg geben, die sich für eine Karriere beim HMdIS interessieren?

Nutzt die Gelegenheit und schaut euch das HMdIS oder dessen nachgeordneten Bereich bereits im Zuge des Referendariats an. Falls ihr das Referendariat bereits abgeschlossen habt, scheut nicht davor zurück, euch für das Traineeprogramm zu bewerben. Im Zuge des Traineeprogramms werdet ihr die Möglichkeit haben, euch verschiedene Behörden anzuschauen und festzustellen, ob einer der Bereiche bzw. welcher der Bereiche etwas für euch ist. Die Bandbreite an Rechtsgebieten im Innenressort ist so groß, dass mit Sicherheit etwas Passendes für euch dabei ist.
 

Ihr Fazit?

Die Einsetzungsmöglichkeiten im Innenressort sind vielfältig, was die Arbeit als Volljurist:in beim HMdIS abwechslungsreich macht. Jede Station birgt natürlich auch ihre Hürden, da man vorher nie weiß, wo man eingesetzt wird, was einen dort erwartet, mit wem man zusammenarbeiten wird und mit welchen Thematiken man sich zu beschäftigen hat. Gleichzeitig fördern die Stationswechsel aber das Knüpfen neuer Kontakte, das Auseinandersetzen mit neuen Inhalten und unbekannten Rechtsgebieten und das Erweitern des eigenen – nicht immer nur juristischen – Horizontes.

 

Vielen Dank, Frau Votsmeier!

Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz
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Hessisches Ministerium des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz

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