Spezialisierung Medizinrecht als Jurist - Jobmöglichkeiten Jura

Verfasst von Hüveyda Asenger

Medizinrecht: Anzug feat. weißer Kittel

Möglichkeiten und Wege der Kombination von Jura & Medizin

Medizin und Jura: zwei Disziplinen, die schon für sich anspruchsvoll und für ihre Lernintensität bekannt sind. Die Kombination beider „Giganten“ als Fachgebiet Medizinrecht ist jedoch hochspannend und komplex. Welche rechtlichen Beziehungen und Inhalte dieses Gebiet so anspruchsvoll machen und vor allem welche Spezialisierungsmöglichkeiten es im Studium, nach dem Staatsexamen sowie im Berufsleben gibt, soll nachfolgend kurz dargestellt werden.
 

Was umfasst Medizinrecht?

Medizinrecht ist thematisch sehr breit gefächert und umfasst verschiedenste rechtliche Beziehungen. Ob misslungene Schönheitsoperationen, Beratung bei Praxiskäufen, Krankenversicherungsrecht oder auch Gesundheitswesen - aus dem Strafrecht, öffentlichem Recht und Zivilrecht ist jeweils viel vertreten.

Im Rahmen des Zivilrechts können zum Beispiel sogar gesellschaftsrechtliche Fragestellungen relevant werden. Die Ausgestaltung von Verträgen zwischen Ärzt:innen oder Krankenhäusern und deren Abwicklung ist ein großes Thema. Verwaltungsrechtlich sind Approbationen häufig Gegenstand von medizinrechtlichen Mandaten.

Bei der anwaltlichen Vertretung von Patient:innen werden vielfach Behandlungsfehler, Fehler in der ärztlichen Aufklärung vor und nach der Behandlung (insbesondere bei Operationen), Probleme bei der Krankenhaushygiene oder auch Schwierigkeiten im Pflegewesen, etwa bei Pflegebetreuung relevant. Diese Themen sind aber nur ein Ausschnitt von dem, was Medizinrecht in seinen Umfang hergibt.
 

Im Studium: Schwerpunkt Medizinrecht

Bereits im Studium ist eine Spezialisierung auf Medizinrecht möglich. Es bietet sich hierfür an, den universitären Schwerpunkt mit Medizinrecht zu belegen. Viele Studierende haben sich zwischen Medizin und Jura entscheiden müssen und somit auch weiterhin ein Interesse an der Medizin.

Wenn also idealerweise vor Studienbeginn ein medizinrechtliches Interesse vorhanden ist, sollte dementsprechend auch die Universität ausgesucht werden. Medizinrecht wird an den meisten Universitäten als Schwerpunkt nicht angeboten. Oft sind nur Teilgebiete des Medizinrechts in Seminaren vertreten.

Es ist zwar wie in anderen Schwerpunktbereichen im Jurastudium allgemein nicht zwingend notwendig, für eine spätere Tätigkeit in diesem Bereich einen diesbezüglichen Schwerpunkt zu haben. Es schadet aber nie, sich vorher innerhalb des universitären Schwerpunktes einen Eindruck zu verschaffen und sich hierdurch Kenntnisse anzueignen.

Beispielsweise bietet die LMU München oder auch die Universität Augsburg einen reinen medizinrechtlichen Schwerpunkt an. Ein Blick auf die Studienordnung des Schwerpunktes zeigt, wie vielfältig und spannend das Fachgebiet Medizinrecht ist.

Es gibt Bezüge zur Rechtsmedizin, forensischer Psychiatrie oder auch Biomedizinrecht. Außerdem werden andere Fakultäten miteinbezogen und somit ein interdisziplinäres Arbeiten gefördert. 

Jobs im Medizinrecht

Praktikum oder Anwaltsstation in einer medizinrechtlichen Kanzlei

Ein universitärer Schwerpunkt ist zwar oft eine gute theoretische Grundlage und vermittelt einen ersten Eindruck der Spezialisierung im späteren Berufsleben. Wie so oft ist dennoch eine erhebliche Diskrepanz zwischen Studium bzw. Theorie und Praxis vorhanden, so dass es sich (zusätzlich) anbietet, ein Praktikum oder gar die Anwaltsstation bei einem solch spezialisierten juristischen Arbeitgeber zu absolvieren.

Die Anwaltsstation eignet sich für einen tieferen und realistischeren Einblick besser. Vor allem kann im Gegensatz zu einem Praktikum mehr mitgearbeitet werden und Mandate können über einen längeren Zeitraum verfolgt werden. Gerade wenn ein direkter Berufseinstieg nach dem zweiten Staatsexamen in einer medizinrechtlichen Kanzlei angestrebt wird, könnte eine Anwaltsstation zu diesem Zweck förderlich sein.
 

LL.M. in Medizinrecht

Weiterhin kann im Rahmen eines Masterstudiengangs in Medizinrecht eine Spezialisierung erfolgen. Gerade bei Bewerbungen in hochspezialisierten medizinrechtlichen Kanzleien ist es von Vorteil, einen entsprechenden Abschluss vorzuweisen. Den Masterstudiengang in Medizinrecht bietet etwa die Universität Düsseldorf oder die Universität Dresden an.

Auch bei Masterstudiengängen im Inland muss beachtet werden, dass sie sehr kostspielig sind und von üblichen Förderungsmöglichkeiten -  wie etwa im Studium - nicht getragen werden. Die Studiengebühren an der Universität Dresden betragen beispielsweise um die 9.500 Euro.

Bezüglich des Lernaufwandes ist zu beachten, dass im Gegensatz zu vielen Mastertiteln, die im Ausland erworben werden können, die Lernmaterie im Medizinrecht weitaus umfangreicher und somit auch lernintensiver ist.

Auch gibt es mehr Präsenzkurse, da sich der Lernstoff wegen der erheblichen Masse schwer reduzieren lässt und dennoch ein realistisches Abbild des Umfanges gewährleistet werden soll. Insofern muss vorher gut abgewogen werden, wie viele Vorteile ein Master im Hinblick auf den beruflichen Werdegang bietet und ob finanzielle Ressourcen vorhanden sind.

Zusätzlich ist zu beachten, dass es spezielle Zulassungsvoraussetzungen gibt. Oft wird eine einschlägige Berufserfahrung vorausgesetzt oder es gelten bestimmte Notenvoraussetzungen.

Da der Master thematisch umfangreicher ist als die Materie, die im Rahmen der Erteilung des Fachanwaltstitels relevant wird, kann jedoch eine Anerkennung der Leistungen für die Fachanwaltsausbildung vorgenommen werden.

Medizinrecht ist ein spannendes und sehr aktuelles, sich stetig wandelndes Rechtsgebiet. Durch neue Forschungsfelder und Erkenntnisse gibt es laufend neue rechtliche Fragestellungen und Probleme.

Fachanwalt in Medizinrecht

Nach einiger Berufserfahrung kann schließlich auch der Erwerb eines Fachanwaltstitels vorteilhaft sein. Für die Führung des Fachanwaltstitels herrschen je nach Rechtsgebiet verschiedene Voraussetzungen. Da das Medizinrecht sehr komplex ist, ist der Aufwand hier sehr zeit- und lernintensiv und relativ hoch.

Es müssen fundierte theoretische Kenntnisse in der Materie nachgewiesen werden sowie Fachanwaltslehrgänge besucht werden. Beispiele für die theoretischen Inhalte sind etwa Kenntnisse der medizinischen Behandlung, Recht der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung sowie Grundzüge der Pflegeversicherung oder auch Arzneimittel-und Medizinprodukterecht.

 

Medizinrecht ist ein spannendes und sehr aktuelles, sich stetig wandelndes Rechtsgebiet. Durch neue Forschungsfelder und Erkenntnisse gibt es laufend neue rechtliche Fragestellungen und Probleme. Wegen der Komplexität und breiten Fächerung ist in der Praxis oft eine Spezialisierung innerhalb des Medizinrechts auf einem der genannten Gebiete (wie etwa im Medizinstrafrecht oder Arzthaftungsrecht) üblich.

Wer ein großes Interesse an der Medizin und den damit verbundenen rechtlichen Fragestellungen hat, ist im Medizinrecht gut aufgehoben. Eine Offenheit für interdisziplinäres Arbeiten sollte ebenfalls vorhanden sein. Wer diese Voraussetzungen mitbringt, kann eine Karriere im Medizinrecht anstreben. Die Kombination zwischen schwarzem Anzug und weißem Kittel wird garantiert nicht langweilig werden!