Richterin Dr. Christina-Maria Leeb im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 29.03.2023

Von der Justizfachwirtin zur Richterin

Richterin Dr. Christina-Maria Leeb im New Lawyers Podcast

Christina-Maria Leeb ist Richterin am Amtsgericht Passau. Ihr Weg dorthin war jedoch alles andere als geradlinig: Mit Alisha Andert spricht sie in dieser Folge des New Lawyers Podcast darüber, wie sie von der Justizfachwirtin zur Richterin wurde, welche Erfahrungen sie als Verfahrensbeiständin gemacht hat und über ihre Promotion im Bereich Legal Tech.

 

Vom Jurastudium träumte Christina-Maria Leeb schon als Dreizehnjährige. Erfüllen konnte sie sich diesen Wunsch mit einem Realschulabschluss aber erst einmal nicht – stattdessen absolvierte sie eine Ausbildung zur Justizfachwirtin. In diesem Job protokollierte sie zum Beispiel in Strafsachen, organisierte die Aktenverwaltung und war zuständig für telefonische Auskünfte.

Schließlich entschloss sie sich dafür, auf dem zweiten Bildungsweg ihr Abitur nachzuholen und doch noch Volljuristin zu werden. Schon während dieser Zeit arbeitete sie selbstständig als Verfahrensbeiständin: Sie wurde in familienrechtlichen Verfahren ans Gericht bestellt und vertrat dort die Interessen der Kinder. Als deren „Sprachrohr“ gab sie ihren Input aus Interaktionsbeobachtungen an die Richter:innen weiter. In ihrer Zeit als Verfahrensbeiständin erlebte sie viel Belastendes, war Teil hoch-konfliktärer Verfahren, die schon seit Jahren liefen.

Verfahrensbeiständ:innen sind nicht nur parteilich, sondern auch objektiv dem Kind verpflichtet, erklärt Leeb. Sie seien entweder Familienrechtsanwält:innen, die sich psychologische Kenntnisse aneignen – oder Psycholog:innen, die sich rechtliche Kenntnisse aneignen.

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Weg von der emotionalen Ebene, hin zu Legal Tech

Wer jetzt denkt, dass sich Leeb während ihres Studiums auf Familienrecht spezialisiert hat, hat weit gefehlt. Ihre Doktorarbeit schrieb sie über Legal Tech – genauer gesagt sah sie sich das anwaltliche Berufsrecht an und analysierte es in Hinsicht auf Restriktionen für eine digitale Arbeitsweise. Dabei stieß sie auf überraschende Fragen: zum Beispiel danach, wie eine virtuelle Sozietät der Vorgabe eines Kanzleischildes nachkommen kann.

Als sie 2016 auf der Suche nach einem Thema für ihre Doktorarbeit war, galt Legal Tech noch als Nischenthema. Tatsächlich war sie die zweite Person in Deutschland, die zu diesem Bereich promovierte. Im Gegensatz zu ihren Erfahrungen in der Arbeit als Verfahrensbeiständin reizte sie am IT-Recht gerade die Möglichkeit, sich mit rechtlichen Themen außerhalb dieser hochemotionalen Ebene auseinanderzusetzen. Sie ist fasziniert von der Geschwindigkeit, mit der sich Legal Tech bewegt – auch wenn sie gerade diese schnellen Veränderungen während des Schreibens ihrer Doktorarbeit gerne einmal ins Schwitzen brachten.

Anders als viele Jurist:innen kommt Leeb aus einem nicht-juristischen Haushalt und musste sich ihr Netzwerk selbst aufbauen. Als Nachteil hat sie das nie gesehen. Im Gegenteil: Es helfe ihr dabei, ihr Wissen besser zu reflektieren. So hat sie festgestellt, dass sie komplizierte Zusammenhänge erst dann richtig verstanden hat, wenn sie diese so herunterbrechen kann, dass ihre Familie sie verstehen würde. Verirre sie sich stattdessen in Floskeln, sei es ihr vielleicht selbst noch nicht ganz klar.

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Der Kreis schließt sich: Als Richterin zurück zur Justiz

Nach ihrer Promotion nimmt Leebs beruflicher Weg erneut eine unerwartete Wendung. Anstatt im IT-Recht oder im Legal Tech Bereich Karriere zu machen, kehrt sie zurück zur Justiz. Auf die Frage nach dem Warum hat sie eine ganz einfache Antwort: „Ich kann das wirklich nur so beantworten, [...] dass ich meinem Herzen gefolgt bin.“ Als die im Referendariat wieder im Gerichtsaal stand, wusste sie vom ersten Tag an, dass dies das Richtige für sie ist.

Ich kann das wirklich nur so beantworten, [...] dass ich meinem Herzen gefolgt bin.
- Christina-Maria Leeb

Legal Tech ganz den Rücken kehren, kann Leeb aber nicht. So beschäftigt sie sich weiterhin publizistisch mit neuen Rechtsfragen – aber auch in ihrem Alltag spielt Technik eine Rolle. Sie verhandelt zum Beispiel hin und wieder per Video, begleitet aber auch fachliche Themen mit und hat zusammen mit zwei Kollegen ein Forum innerhalb der Justiz geschaffen, um sich über die Digitalisierung auszutauschen. Teil davon sind Fachvorträge im Gerichtsaal, bei denen auch ein Austausch mit anderen Professionen stattfindet.

 

Du möchtest wissen, was sich Christina-Maria Leeb für die Justiz in Zukunft wünscht? Oder du willst mehr über ihren Alltag als Richterin erfahren? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 02:01: Icebreaker-Frage: Was ist dein Tipp, um morgens besser aus dem Bett zu kommen?
  • Ab 03:39: Wie bist du zum Jurastudium gekommen?
  • Ab 04:28: Was macht eine Justizfachwirtin?
  • Ab 05:34: Arbeit als Verfahrensbeiständin
  • Ab 08:57: Wie wird man Verfahrensbeiständin?
  • Ab 10:47: Wie bist du zum IT-Recht gekommen?
  • Ab 12:21: Was fasziniert dich an Legal Tech?
  • Ab 14:22: Worum geht es in deiner Doktorarbeit?
  • Ab 17:58: Promotion nach dem zweiten Bildungsweg
  • Ab 21:18: Warum bist du in die Justiz zurückgekehrt?
  • Ab 23:12: Wie sieht dein Alltag als Richterin aus?
  • Ab 27:30: Gibt es Möglichkeiten, Legal Tech in der Justiz zu nutzen?
  • Ab 29:14: Was wünschst du dir für die Justiz in Zukunft?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.