Geschäftsführer des Startup-Verbands Christoph Stresing im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 21.06.2023

Lobbyismus als Jurist: So geht Interessenvertretung

Geschäftsführer des Startup-Verbands Christoph Stresing im New Lawyers Podcast

Verbände sind verstaubt und bürokratisch? Dieses Vorurteil kennen sowohl Alisha Andert als auch Christoph Stresing, der Gast dieser Folge des New Lawyers Podcasts. Er ist Geschäftsführer im deutschen Startup-Verband und spricht mit Alisha über seine aktuelle Tätigkeit sowie über seine Karriere-Stationen im Bundestag und beim Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften.

 

Ein großes Interesse an Politik hat Christoph Stresing schon seit Schulzeiten. Für das Jurastudium hat er sich schließlich nur deshalb entschieden, weil ihm jemand gesagt hatte, man könne damit alles machen, was man auch mit Politik machen kann – nur mehr. Ganz falsch war das nicht, wenn man sich Stresings Werdegang ansieht. Denn seinen Weg in die Politik hat er auch mit Jura schnell gefunden, als er während des Studiums ein Praktikum im Bundestag absolvierte. Kurz nach dem Zweiten Staatsexamen bekam er von dort einen Anruf und nahm seinen ersten Job als wissenschaftlicher Mitarbeiter auf – eine tolle Zeit, wie er sagt.

Da die Arbeit im Bundestag jedoch stark auf eine Person zugeschnitten ist, entschied sich Stresing nach zwei Jahren dafür, lieber sich selbst weiterzuentwickeln. Er wurde vom Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften angesprochen, welcher zu diesem Zeitpunkt seine politische Kommunikation stärken wollte – vor allem auch, weil 2012 viel Finanzmarktregulierung vonstattenging. Stresing entschied sich zum Wechsel.

Sein Jurastudium half ihm bei der Arbeit im Verband weiter, wie er sagt. Er verstand die Zusammenspiele in der Gesetzgebung, konnte Systematiken besser nachvollziehen. Als zwingende Voraussetzung sieht er ein Jurastudium für diesen Karriereweg aber auf keinen Fall. „Ein Jurastudium und Referendariat ist nicht der einzige Weg in die berufliche Glückseligkeit“, sagt er.

Ein Jurastudium und Referendariat ist nicht der einzige Weg in die berufliche Glückseligkeit.
- Christoph Stresing

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Je früher, desto besser: Ein guter Lobbyist ist von Anfang an dabei

In Deutschland hat die Interessenvertretung keinen guten Ruf. Dabei hat – wie Stresing erklärt – jeder Interessen. Und genauso wie zum Beispiel Bundestagsabgeordnete die Interessen ihres Wahlkreises vertreten, sei es auch für einzelne Branchen wichtig, ein Sprachrohr zu haben. Die Interessenvertretung hat dabei die Aufgabe, darauf hinzuweisen, wie sich die Regulatorik auf die jeweilige Branche auswirkt. Entscheidungen trifft sie aber nicht, diese Aufgabe liegt bei den demokratisch gewählten Vertreter:innen.

Hier kommen Verbände ins Spiel. Diese sammeln die Positionen der Branche, bündeln und adressieren diese – und machen nicht zuletzt Lösungsvorschläge. Guter Lobbyismus fängt dabei laut Stresing so früh wie möglich an: je früher man bei einem Verfahren dabei sei, desto besser könne man Einfluss nehmen.

Startup-Verband: Vom „Anti-Angel-Gesetz“ zum Fachkräftemangel

Mittlerweile ist Stresing in der Geschäftsführung des Startup-Verbands und hält dort die Geschäftsstelle am Laufen. Dazu arbeitet er zum Beispiel eng mit dem von der Mitgliederversammlung gewählten Vorstand zusammen. Auslöser für die Gründung des Startup-Verbands war 2012 das sogenannte „Anti-Angel-Gesetz“, welches die Besteuerung der Veräußerungsgewinne durch Streubesitz regeln sollte. Dieses hätte die Finanzierung von jungen Unternehmen erschwert. Weil die Startup-Branche zu diesem Zeitpunkt keine Stimme gegenüber der Politik hatte, gründete sich der Verband – und trug dazu bei, dass das umstrittene Gesetz verworfen wurde.

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Heute stehen andere Themen im Mittelpunkt: allen voran der Fachkräftemangel. Für bedeutsam hält Stresing dabei nicht nur die Frage, wie Fachkräfte aus dem Ausland angezogen werden können, sondern auch, wie man diese in Deutschland binden kann. Für die Mitarbeiterkapitalbeteiligung, welche Startups als Arbeitgeber attraktiv machen kann, gebe es hierzulande eine der schlechtesten Rahmenbedingungen in ganz Europa.

Neben dem Fachkräftemangel ist natürlich auch die Finanzierung ein wichtiges Thema. Diese geschieht im Startup-Bereich in den meisten Fällen durch Eigenkapital. Nicht zuletzt möchte der Verband das Innovationspotenzial an deutschen Forschungseinrichtungen und Universitäten fördern, sodass dort mehr gegründet wird.

 

Dich interessiert, wie die Corona-Zeit die Startup-Branche geprägt hat? Oder du möchtest wissen, welche Fähigkeit Christoph Stresing an anderen am meisten schätzt? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 01:46: Icebreaker-Frage: Welche Fähigkeit bewunderst du an anderen am meisten?
  • Ab 02:45: Warum hast du Jura studiert?
  • Ab 04:09: Wie bist du im Bundestag gelandet?
  • Ab 06:48: Der Einstieg in die Verbandswelt
  • Ab 07:46: Was ist eine Interessenvertretung?
  • Ab 09:42: Was hast du in deinem ersten Job gelernt?
  • Ab 11:07: Die Gründung des Startup-Verbands
  • Ab 13:08: Wie funktioniert ein Verband?
  • Ab 16:42: Welche Rolle spielt der Vorstand?
  • Ab 17:32: Wie bist du zum Startup-Verband gekommen?
  • Ab 18:54: Was ist deine Rolle im Verband?
  • Ab 20:06: Für welche Themen steht der Verband?
  • Ab 23:14: Was ist während der Corona-Zeit bei euch passiert?
  • Ab 27:26: Hilft dir dein Jurastudium in deiner Position?
  • Ab 29:38: Rückblick auf den Werdegang
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.