Katrin, warum macht die Pro Bono Beratung für Freshfields Sinn? Was ist das Ziel der kostenlosen Rechtsdienstleistung?
Dr. Katrin Gaßner: Wir erbringen kostenlose Rechtsdienstleistungen im öffentlichen Interesse (pro bono) für ein breites Spektrum von Mandanten, von einzelnen Asylbewerbern bis hin zu einigen der größten Wohltätigkeitsorganisationen der Welt. Ein großes Projekt sind derzeit auch die Special Olympics Weltspiele in Berlin, die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung.
Wir sind der Meinung, dass jeder Mensch einen effektiven Zugang zu seinen Rechten haben sollte und konzentrieren unsere Bemühungen insbesondere auf die Förderung des Zugangs zu den Rechten unserer Zielgruppen, darunter Frauen, Kinder, LGBT+-Menschen, Überlebende des Menschenhandels und Flüchtlinge.
Unser Ziel ist es, durch enge Beziehungen zu unseren ständigen Pro-Bono-Klienten und durch proaktive Unterstützung bei der Bewältigung systemischer Probleme den größtmöglichen Einfluss auf den Zugang zum Recht und den Zugang zu Chancen zu haben. Unsere pro-bono-Partner sind genauso Mandanten der Kanzlei: Wir unterscheiden intern nicht zwischen bezahlter Arbeit und Pro Bono-Mandaten und bringen bei Bedarf oft grenzüberschreitende, praxisübergreifende Teams zusammen.
Was ganz konkret die Arbeit im Trebe Café anbelangt, möchte ich noch hinzufügen, dass diese Art von Engagement nicht nur für die Kanzlei sehr viel Sinn macht, sondern für jede Einzelne von uns, die wir uns daran beteiligen. Es ist ungemein befriedigend, wenn wir sehen, dass wir den jungen Frauen in – für uns manchmal vermeintlich eher kleinen Dingen – weiterhelfen können, die für sie aber enorm wichtig und oftmals geradezu existenziell sind. Wie hoffnungsvoll manche der Frauen wieder in die Zukunft schauen, wenn ihnen eine große Last von den Schultern genommen wurde, ist für uns alle enorm bereichernd.
Stefanie, beide Aufgabenfelder, Pro Bono und deine eigentliche Mandatsarbeit, sind sehr gegensätzlich. Wie empfindest du diese Gegensätze? Welche Parallelen gibt es da?
Stefanie Spancken-Monz: Gegensätzlich sind aus meiner Sicht vor allem die Mandanten/-innen: Auf der einen Seite große Unternehmen mit eigenen Rechtsabteilungen und auf der anderen Seite eine junge Frau, oftmals – wenn überhaupt – nur schlecht ausgebildet und in jedem Fall ohne irgendwelche juristischen Kenntnisse, die den Widrigkeiten des Lebens „ausgeliefert“ ist.
Natürlich sind die Frauen manchmal nicht unschuldig an ihren Schwierigkeiten. Das heißt aber nicht, dass sie keine Hilfe verdienen. Dazu kommt noch die häufig prekäre Situation der jungen Frauen. Das erfordert eine ganz andere Herangehensweise an die Fälle. Viele der jungen Frauen befinden sich zudem in einer völlig verzweifelten Lage oder sind aufgrund ihrer Biographie traumatisiert, sodass wir zunächst ihr Vertrauen gewinnen müssen.
Ansonsten gibt es zahlreiche Parallelen zu meiner eigentlichen Tätigkeit. Denn auch in meiner Tätigkeit als Anwältin im Bereich Konfliktlösung geht es häufig um die Aufarbeitung eines komplexen Sachverhalts und es stellen sich immer neue, spannende Rechtsfragen, für die man eine Lösung zu entwickeln versucht.
Ich empfinde die Gegensätze, wie Katrin auch, als Bereicherung. Neben dem „Blick über den Tellerrand“ habe ich den Eindruck, dass wir durch unsere Rechtsberatung viel im Leben eines einzelnen Menschen bewegen können, auch wenn es häufig nur um kleine Beträge geht.
Da ich überwiegend an großen Verfahren mitarbeite, die mehrere Jahre dauern, ist es zugleich auch sehr motivierend, in kleineren Fällen in kurzer Zeit eine abschließende Lösung zu finden, mit denen beide Seiten gut leben können. Die Arbeit im Trebe Café hat sich über die Jahre zu meinem „Herzensprojekt“ entwickelt.