Wie wird ein Plädoyer gehalten?
Jeder hat im Grunde seinen eigenen Stil. Vieles schaut man auch von seinem Ausbilder ab, wenn man mit ihm bzw. ihr in die Verhandlung geht. Einige schreiben sich ihr Plädoyer vor und fügen nur noch wenige Punkte mündlich hinzu.
Ich hatte immer ein kleines Handbuch für die Sitzungsvertretung dabei, um mir einen Überblick über die relevanten Aspekte für das Plädoyer zu verschaffen. Im Laufe der Verhandlung habe ich mir bezüglich den Erkenntnissen aus der Hauptverhandlung parallel zu dieser eine Tabelle mit Pros und Contras erstellt.
Also mit allen Umständen, die für und gegen den Angeklagten im Zuge der Strafzumessung sprechen. Das Plädoyer selbst habe ich dann direkt im Anschluss an die Verhandlung mit den wenigen Stichpunkten zum größten Teil in freier Rede gehalten.
Hast du im Rahmen dieser Stationen besondere Exkursionen gemacht, etwa ein Besuch bei der Rechtsmedizin oder eine Nachtfahrt mit der Polizei?
Ein Besuch des Polizeipräsidiums Mainz war Pflicht. Dort haben wir uns zunächst einen Vortrag über die Polizeiorganisation sowie -tätigkeitsfelder angehört. Danach gab es eine Besichtigung, bei der uns unter anderem die Leitstelle gezeigt wurde.
Eine Präsentation zur Polizeihundestaffel gab es auch, die war sehr beeindruckend. Eine Nachtfahrt war zwar möglich, hat sich für mich aber nicht ergeben. Ein Besuch der Rechtsmedizin ist in Rheinland-Pfalz hingegen nicht vorgesehen. Dafür habe ich an einem freiwilligen Trinktest teilnehmen dürfen, der von einem AG-Leiter, einem Richter, organisiert wurde. Dieser Test war besonders lustig. Zu Gast waren ein Herr von der Rechtsmedizin, der für die Bestimmung der Blutalkoholwerte zuständig war, sowie wir Rechtsreferendare.
Seitens der Referendare wurde etwas zusammengelegt, um Alkohol (Bier, Wein und Jägermeister) sowie ein paar Knabbereien zu besorgen. Vor dem eigentlichen Trinktest wurde uns eine Tabelle ausgeteilt, mit der anhand des Körpergewichts sowie der Alkoholmenge die Blutalkoholkonzentration (BAK) zumindest ansatzweise bestimmt werden konnte.
Wir durften uns dann ein Ziel setzen, entweder einen bestimmten BAK-Wert zu erreichen oder herauszufinden, welcher BAK-Wert bei einer bestimmten Menge an Alkohol erreicht wird.
Dann hatten wir eine Stunde Zeit, in der unter anderem ein Vortrag darüber gehalten wurde, wie eine BAK-Messung abläuft und wie die Werte genau bestimmt werden. Für die restliche Zeit galt: ‚Hoch das Glas‘ (lach). Nach der einen Stunde wurde der Atemalkoholwert (AAK) gemessen sowie ein freiwilliger Bluttest durchgeführt. Ich hatte einen BAK-Wert von 0,22 Promille, die Bestleistung lag bei gut über 2 Promille.