Der Arbeitsmarkt verändert sich, die Demografie trägt ihren Teil bei und vor diesen Entwicklungen kann sich auch der juristische Arbeitsmarkt nicht verstecken. Gilt also nach wie vor, dass nur Absolventen mit doppeltem Prädikat gute Aussichten auf einen Job haben? Wie sieht es mit denen aus, die im Mittelfeld gelandet sind, und haben Absolventen mit einem „Ausreichend“ überhaupt noch eine Chance?
Ohne Prädikat kein Einlass? Nicht unbedingt!
Ein Blick in die Stellenausschreibungen vieler Großunternehmen und Großkanzleien kann einem schnell die Laune verderben. Nicht umsonst gibt es viele Witze darüber, dass man mit möglichst 18 Jahren ein doppeltes Prädikat, LL.M. und Doktortitel sowie mehrere Jahre Auslandserfahrung mitbringen sollte. Wenigstens bekommt man bei einer Großkanzlei dafür nicht nur frisches Obst und eine dynamische Arbeitsumgebung. Dennoch kommt es den meisten Absolventen zurecht Spanisch vor, dass fast jede größere Kanzlei ein Prädikat fordert, ein solches jedoch nur ein recht kleiner Anteil des Jahrgangs erwerben konnte.
Wenn also Justiz plus Großkanzleien und Großunternehmen wirklich nur Bewerber mit Prädikat einstellen würden, müssten deren Büros ziemlich leer sein.
Sind sie aber nicht und das lässt nur einen Schluss zu: Es werden auch Bewerber ohne Prädikat eingestellt. Für einige Kanzleien gilt das jedoch nicht. Man spricht hier von der Speerspitze der Sozietäten, die in aller Regel sechsstellige Gehälter an Berufseinsteiger auszahlen. Zu diesen Kanzleien gehören zum Beispiel Freshfields oder Hogan Lovells. Auch bei diesen Kanzleien bestätigen wie so oft Ausnahmen die Regel, doch ohne Doppelprädikat wird es hier wirklich schwierig und es muss gewichtige Gründe für eine erfolgreiche Einstellung geben.