Wir Juristen beschäftigen uns die meiste Zeit mit Sprache. Wir legen Wörter oder ganze Sätze nach verschiedenen Methoden aus, wir fragen uns ob bestimmte Halb- oder Absätze auch auf vorangegangene und folgende Sätze anzuwenden sind oder wir formulieren Gutachten aus. Die Sprachgewandtheit ist eine unserer wichtigsten Eigenschaften, Worte sind unsere Waffen im juristischen Gefecht!
Trotzdem kommt es in der Juristerei auch auf etwas ganz anderes an, etwas, dass an der Universität kaum oder gar nicht gelehrt wird. Etwas, dass im Unterbewusstsein seine Wirkung entfaltet und somit nicht selten darüber entscheidet, ob unsere Worte überhaupt auf Gehör stoßen werden oder nicht. Die Rede ist von unserer Körpersprache (Mimik, Gestik) und Körperhaltung, eben unserer nonverbalen Kommunikation.
Die Körpersprache: Wichtiger als Kompetenz und Know – How?
Wie auch immer man sich dieser Frage nähern möchte, so wird man stets auf Widerspruch stoßen. Die Bewertung der Wichtigkeit von nonverbaler Kommunikation fällt selbst der kühlen Wissenschaft außerordentlich schwer.
Schließlich ist der vor Selbstvertrauen strotzende, als Gewinnertyp auftretende aber fachlich unzureichend bewanderte Anwalt kaum mehr als ein Blender, der seiner Rolle als Pfleger des Rechtssystems, trotz großen Anscheins, nicht gerecht werden kann. Gleichzeitig ist aber auch der fachlich exzellente Jurist, mit kleinlautem Auftreten, hängenden Schultern und ohne die Fähigkeit sich und seiner herausstechenden Expertise Gehör zu verschaffen, ein nicht minder nutzloser Schutz für seinen Mandanten.
Daher lässt sich für den Spezialfall des Juristen feststellen, dass ohne fachliche Kompetenz grundsätzlich gar nichts geht, doch auch trotz bestehender Expertise ein ordentlicher Auftritt und somit in der Regel auch ein positiver Ausgang von Verhandlungen, ob nun vor Gericht oder außergerichtlich, stets auch von den Fähigkeiten abseits des fachlichen Know-Hows abhängt.
Unabhängig von der Juristerei oder dem Business allgemein, haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass 60 bis 65 Prozent der gesamten zwischenmenschlichen Kommunikation nonverbal durch Gesten, Mimik und Körperhaltung stattfindet!