- Interview mit Herrn Felix Netzer, Principal Associate bei Freshfields Bruckhaus Deringer LLP im Bereich Konfliktlösung in Frankfurt, und Herrn Frank Felgenträger, Principal Associate im Bereich Kartellrecht und Außenhandel im Düsseldorfer Büro -
- Interview mit Herrn Felix Netzer, Principal Associate bei Freshfields Bruckhaus Deringer LLP im Bereich Konfliktlösung in Frankfurt, und Herrn Frank Felgenträger, Principal Associate im Bereich Kartellrecht und Außenhandel im Düsseldorfer Büro -
Felix Netzer und Frank Felgenträger
Hallo Herr Netzer, Hallo Herr Felgenträger! Legal Tech ist in aller Munde, doch was steckt eigentlich hinter diesem Begriff bzw. was verstehen Sie darunter?
Felix Netzer: Softwarelösungen, die Teile der anwaltlichen Arbeit übernehmen. Ich meine damit nicht Anwaltssoftware zur Mandatsführung im weiteren Sinn, sondern Programme, die (wiederkehrende) Aufgaben z. B. im Rahmen der Rechtsfindung, Prozessführung oder Vertragsgestaltung erfüllen.
Frank Felgenträger: Es muss sich auch überhaupt nicht ausschließlich um Software handeln, die völlig neu auf den Markt kommt. Bei Legal Tech geht es ebenso darum, die Funktionalitäten herkömmlicher Standardanwendungen neu zu entdecken und für die Zwecke der Effizienzsteigerung in der Rechtsberatung einzusetzen.
Zum einen wird prognostiziert, Legal Tech wird bzw. kann Juristen im klassischen Sinn ablösen. Zum anderen soll es die Arbeit von Juristen revolutionieren. Doch was bedeutet Legal Tech nun konkret für angehende Juristen und überhaupt für das Rechtsleben der Zukunft?
Felix Netzer: Legal Tech wird unser Berufsbild nicht maßgeblich verändern. Mandanten werden in herausfordernden Situationen weiterhin den Ansprechpartner ihres Vertrauens kontaktieren und ein persönliches Gespräch suchen. Anwälte werden sich aber Softwarelösungen bedienen (müssen), um ihre Dienstleistung effizienter erbringen zu können. Dafür sind technisches Know-How und der Wille zur Veränderung notwendig.
Wie kommt man dazu bei Freshfields Legal Tech zu machen? Man würde meinen, so etwas passiert eher in Startups. Ist Freshfields dafür ein besser geeigneter Arbeitgeber als ein Startup?
Frank Felgenträger: Freshfields steht als eine der führenden Wirtschaftskanzleien in Deutschland an der Spitze der Entwicklung der Rechtsberatung. Die Finanz- und Innovationskraft der Kanzlei bietet ideale Voraussetzungen, neue Ideen umzusetzen. Unsere Mandanten unterstützen uns bei diesem Vorhaben.
„Um die Erwartungen und Bedürfnisse unserer Mandanten besser zu verstehen, richten wir regelmäßig Innovation-Workshops mit ihnen aus.“
Welche Maßnahmen hat Freshfields im Bereich Legal Tech ergriffen und wie stellt man sich als Großkanzlei in diesem Bereich auf?
Frank Felgenträger: Innovation bei Freshfields ist vor allem Client focused, Partner sponsored and Associate driven. Um die Erwartungen und Bedürfnisse unserer Mandanten besser zu verstehen, richten wir regelmäßig Innovation-Workshops mit ihnen aus. Oft sind bei diesen Veranstaltungen von unserer Seite aus Associates im Lead. Denn sie sind am nächsten dran am Thema Legal Tech; sie kennen die wiederkehrenden Abläufe und Fragestellungen, die optimiert werden können und bringen das technische Verständnis mit.
Inzwischen gibt es zahlreiche, von Associates gegründete Legal-Tech-Gruppierungen, die auch großen Zulauf von Nicht-Anwälten haben. Aber auch die kürzlich abgeschlossene Associate Innovation Challenge ist ein voller Erfolg: Fast 70 tolle App-Ideen für den juristischen Alltag in einer Großkanzlei wurden dort gepitcht. Die besten davon wurden bereits ausgezeichnet und werden in Kürze entwickelt.
Felix Netzer: Was Softwarelösungen betrifft, kooperiert Freshfields mit ausgewählten Business-Partnern wie aktuell Kira Systems, Leverton und Neota Logic. Wenn es sinnvoll ist, setzen wir aber auch auf Eigenentwicklungen.
Wie sieht dabei Ihre Tätigkeit aus Herr Netzer und Herr Felgenträger? Programmieren Sie jetzt oder arbeiten Sie eigentlich noch klassisch juristisch?
Frank Felgenträger: Ich arbeite als Kartellrechtler viel auf sog. investigations, bei denen wir zwar grundsätzlich auf Review-Software zurückgreifen können. Da diese aber zum Teil nicht das kann, was wir benötigen, programmiere ich viel selbst. Regelmäßig entstehen so zahlreiche Hilfsprogramme wie beispielsweise ein Dateiumbenennungs-Tool für die Exporte aus der Datenbank, ein Metadaten-Analyse-Tool oder ein Deduplizierungs-Tool über mehrere Datenbanken hinweg. Auch mit Do-it-yourself-Lösungen wie Neota Logic sammeln viele Anwälte erste Programmiererfahrungen, die sich damit noch nicht befasst haben. Selbst Programmieren ist aber wohl noch die Ausnahme.
Felix Netzer: Ja, in der Regel testen wir Anwälte zusammen mit der IT neue Produkte, beraten Kollegen bei der Anwendung der Produkte in der Mandatsarbeit und stehen vor allem auch in ständigem Austausch mit unseren Mandanten. Vielleicht ist das ein Vorteil gegenüber Start Ups.
Viele Legal-Tech-Lösungen entwickeln wir aus Mandaten heraus für unsere Mandanten. Das Entwickeln von (vermeintlichen) Lösungen ohne Mandatsbezug kann schnell in die Sackgasse führen.
Achten Sie bei neuen Kollegen darauf, ob diese sich im Bereich Legal Tech auskennen?
Felix Netzer: Nein, unser Anforderungsprofil für Berufseinsteiger hat sich nicht grundlegend verändert. Sicherlich sind aber Interesse an IT-Themen und ggf. erste Kenntnisse sowie eine Begeisterung für Innovation von Vorteil. Das muss aber nicht in Form einer zusätzlichen oder speziellen Qualifikation sein. Bei uns kann sich jeder einbringen, der sich für das Thema begeistert.
Welche Eigenschaften und Qualifikationen sind überhaupt wichtig, um bei Freshfields gut ins Team zu passen und erfolgreich sein zu können?
Frank Felgenträger: Natürlich sollten Bewerber grundsätzlich sehr gute juristische Qualifikationen und unternehmerisches Denken mitbringen. Uns ist aber vor allem wichtig, dass der Gesamteindruck stimmt.
Felix Netzer: Neue Kollegen sollten vor allem gerne im Team arbeiten und jede neue Aufgabe als Herausforderung annehmen.
Inwiefern werden gerade Berufseinsteiger von Freshfields im Bereich Legal Tech gefördert?
Felix Netzer: Im Rahmen der Einführungsveranstaltungen werden Legal Tech und die einzelnen Initiativen bei Freshfields neuen Kolleginnen und Kollegen ausführlich vorgestellt. So erhalten neue Associates bereits zum Einstieg einen Einblick in das Thema und können sich bei Interesse von Beginn an, einer der verschiedenen Legal-Tech-Gruppierungen anschließen und aktiv an den Entwicklungen mitarbeiten.
Frank Felgenträger: Die Kanzlei bietet zudem Förderung in Form von Schulungen und Workshops zu einzelnen Programmen an und unterstützt Teilnahmen an Legal-Tech-Konferenzen, so dass wir Expertise aufbauen bzw. weiterentwickeln können.
Freshfields veranstaltet am 17. bis 18. Mai 2018 einen Legal Tech Hackathon. Als Jurist kann man nun grammatikalisch auslegen, dass es sich wohl um einen Wettbewerb handelt und es etwas mit Programmieren zu tun hat. Können Sie, für alle, die erst einmal „Hackbraten“ verstehen ;), in 2-3 Sätzen beschreiben, was hier passieren wird?
Frank Felgenträger: Bei einem Hackathon geht es in erster Linie darum, in kurzer Zeit im Team eine Lösung für ein spezielles Problem zu entwickeln. Bei unserem Legal Tech Hackathon, dem unseres Wissens ersten seiner Art in Deutschland, ist die Aufgabe, mit Hilfe der Software von Neota Logic eine Expert Logic App zu entwickeln.
Das sind Expertensysteme, die beispielsweise automatisch eine Rechtsfrage beantworten können. Wie man so eine App programmiert, erklären wir den ausgewählten Teilnehmern in einem Online-Webinar. Während der zweitägigen Präsenzveranstaltung sind dann Neota-Experten vor Ort, die bei der Realisierung der Ideen unterstützen.
„ Neue Kollegen sollten vor allem gerne im Team arbeiten und jede neue Aufgabe als Herausforderung annehmen.“
Können Juristen an zwei Tagen eine App entwickeln? Ist damit das Konzept und der Inhalt dieser App oder tatsächlich auch die konkrete und dann auch funktionsfähige App gemeint?
Frank Felgenträger: Ja, mit einem guten Plan kann in zwei Tagen eine App entwickelt werden. Auf die Verbesserung des Layouts und die Programmierung von Spezial-Features einer App kann man natürlich weitere Tage und Wochen verwenden. Ob es jede der Apps in den zwei Tagen zur Einsatzreife bringt, werden wir sehen. Eine gute Idee, die umsetzbar ist, kann aber auch gewinnen, wenn sie nicht ganz fertig geworden ist.
Wer kann eigentlich am Legal Hackathon teilnehmen? Und auf welches besondere Highlight können sich die Teilnehmer freuen oder warum sollte man auf jeden Fall beim Legal Hackathon teilnehmen?
Frank Felgenträger: Studierende, Referendare und Doktoranden der Rechtswissenschaften sowie Berufseinsteiger, die sich für die Digitalisierung des Rechtsmarkt interessieren, sind herzlich willkommen. Interessenten können sich einzeln oder als Team von 2-3 Personen bewerben. Vorkenntnisse sind hilfreich, aber nicht notwendig. Hauptsache, die Teilnehmer haben Spaß an den Themen.
Felix Netzer: Die Veranstaltung bietet die Gelegenheit, Anwältinnen und Anwälte persönlich kennenzulernen und sich mit anderen Teilnehmern zu vernetzen. Innovation basiert auf Zusammenarbeit und dem Austausch von Ideen und Feedback. Dieses Konzept möchten wir den Teilnehmern näherbringen. Vor allem soll die Veranstaltung aber Spaß machen und am Ende winkt sogar ein Preis für das innovativste Konzept.
Noch Fragen? Hier findest du deine Ansprechperson bei Freshfields.
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