Seit Mai 2019 sind Sie Partnerin bei Linklaters im Bereich „Corporate/M&A“. Daneben setzen Sie sich auch verstärkt für das Mentoring junger Kollegen und Kolleginnen ein. Wie schaffen Sie es, dieses doch sehr zeitintensive Thema mit Ihrer Position als Partnerin in Einklang zu bringen?
Das Thema ist einfach zu wichtig, um sich nicht die Zeit dafür zu nehmen. Mir hat es auf meinem Karriereweg sehr geholfen, Mentoren gehabt zu haben, die ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz mit mir geteilt und auch meine Stärken erkannt und gefördert haben. Mit einigen von Ihnen habe ich auch Themen außerhalb des rechtlichen Bereichs besprochen, etwa zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, und das war sehr wertvoll für mich und meine Entscheidungen.
Es ist mir wichtig, diese Erfahrung nun an die jüngere Generation weiterzugeben. Es macht Spaß zu sehen, wie jüngere Kollegen und Kolleginnen aus unserer Mentoring Beziehung Erfolge für sich ziehen können und die Gespräche mit den Mentees sind auch für mich oft sehr lehrreich.
Wie unterstützten die Kanzlei und das Team Ihren Einstieg sowie die berufliche Entwicklung bei Linklaters und wie unterscheidet sich das Mentoring von damals und heute?
Ich hatte immer seniorigere Kollegen und Kolleginnen, bei denen ich wusste, dass die Tür im wahrsten Sinne des Wortes stets offensteht, um meine berufliche Entwicklung zu besprechen. Das Wissen, das mir jemand mit Rat und Tat zur Seite steht, hatte ich vom ersten Tag an und auch heute profitiere ich oft von Gesprächen mit anderen Partnern und Partnerinnen, die eine Art Mentoring-Funktion übernehmen.
Das aktive Mentoring war auch zu meinem Berufseinstieg schon Teil unserer Unternehmenskultur und ich glaube im Kern gibt es da keinen großen Unterschied zwischen damals und heute. Allerdings wird das Thema Mentoring jetzt viel bewusster wahrgenommen und heute mehr formalisiert.
Mentoring ist keine Aufgabe, die im Vorbeigehen erledigt werden kann. Was gehört hier alles hinsichtlich Vorbereitung, Durchführung und Aufwand dazu?
Ein gewisses Maß an Planung führt sicher auch beim Mentoring zu besseren und greifbareren Ergebnissen. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass Mentor und Mentee alle paar Wochen einen festen Termin einplanen und diesen dann auch unbedingt versuchen einzurichten. Das gibt beiden die Möglichkeit, vorab zu bestimmten Themen oder Anliegen die eigenen Gedanken zu sortieren und so das eigentliche Mentoring Gespräch zielführend zu gestalten.
Ich habe (sowohl als Mentee als auch als Mentor) die Erfahrung gemacht, dass es mir hilft eine gewisse Vorbereitungszeit zu haben, z.B. um zum jeweiligen Thema passende Alltagsbeispiele oder Erfahrungen gedanklich zu sammeln und diese dann auch parat zu haben. So kann man auch gut Erkenntnisse nachhalten und sich weiterentwickeln. Auf der anderen Seite hatte ich auch viele tolle spontane Mentoring-Gespräche. Vermutlich macht es auch hier wie so oft die Mischung!
Führungskräfte von morgen bereits durch Mentoring finden und fördern? Funktioniert das oder ist das doch eher Aufgabe des Recruitings?
Das funktioniert auf jeden Fall! Mentoring ist für eine Karriere oft entscheidend, eigentlich kann man damit nicht früh genug anfangen. Allerdings denke ich, dass sich das ohnehin nicht ausschließt, sondern dass Mentoring auch als Instrument eines gezielten Recruitments gesehen werden kann.
Unser Stipendienprogramm und Women@Linklaters sind z.B. Mentoring-Programme, die sich an Nachwuchstalente richten. Die Mentees werden in diesen Programmen sowohl von unseren Recruiting Kollegen und Kolleginnen als auch von Anwälten und Anwältinnen betreut. Es geht also Hand in Hand.