Sie sind promotionsbegleitend bei Linklaters tätig. Helfen die Einblicke aus der Praxis bei Ihrer Dissertation und wie haben Sie sich zeitlich organisiert?
Selma Nabulsi: Ich arbeite zwei Tage pro Woche bei Linklaters und widme mich der restlichen Zeit meiner Dissertation. Diese Aufteilung hat sich für mich bewährt – ich habe durch die Kanzleiarbeit Abwechslung und dennoch genügend Zeit, um mit der Dissertation voranzukommen.
Die Einblicke aus der Praxis helfen mir in inhaltlicher Hinsicht, weil ich auf Probleme bei der Rechtsanwendung aufmerksam werde, an die man in der akademischen Auseinandersetzung mit einem Thema zunächst nicht denkt. Zudem – das ist vielleicht noch wichtiger – hilft mir der persönliche Austausch mit Kolleginnen und Kollegen. Von anderen Teammitgliedern, die gerade promovieren oder ihre Promotionsvorhaben bereits abgeschlossen haben, habe ich hilfreiche Ratschläge für die Arbeitsweise bei einer Dissertation bekommen – sei es zur Zeitplanung, zur Nutzung von Zitierprogrammen oder zur Bewältigung von Motivationstiefpunkten.
Ist die Arbeit in einer Großkanzlei Ihrer Meinung nach in Bezug auf grenzüberschreitende Tätigkeiten sowie hohe Innovationskraft im Bereich TMT vorteilhaft?
Selma Nabulsi: Ja. Die meisten Fragestellungen, die für die Beratung von Mandanten im TMT-Bereich zentral sind, spielen sich im digitalen Umfeld ab und lassen sich daher kaum noch sinnvoll aus einer einzigen Rechtsordnung heraus beantworten. Hinzu kommt die dynamische Veränderung der rechtlichen Anforderungen durch zahlreiche neue Gesetzesvorhaben. Diesen Herausforderungen können Großkanzleien durch ihre internationale Aufstellung und ihre personellen Ressourcen gut begegnen.
Welche Voraussetzungen und Qualifikationen sollten diejenigen mitbringen, die im Bereich TMT tätig werden wollen?
Selma Nabulsi: Soweit ich das beurteilen kann, ist für den Einstieg als wissenschaftliche Mitarbeiterin oder wissenschaftlicher Mitarbeiter ein Interesse an datenschutz- und IT-rechtlichen Fragestellungen wichtig, umfassendes Vorwissen oder Informatik-Kenntnisse muss man hingegen nicht mitbringen. Mit Blick auf die Vielzahl von Gesetzesänderungen im TMT-Bereich ist es außerdem sicherlich von Vorteil, wenn man sich gern mit neuen, unbekannten Regelungsmaterien befasst.
Braucht man Ihrer Ansicht nach für die Fallbearbeitung im Bereich TMT einen langen Atem und gibt es ein Projekt bzw. Mandat, welches Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Selma Nabulsi: Ich würde sagen, man braucht einen anpassungsfähigen Atem. Während manche Aufgaben innerhalb weniger Stunden oder Tage erledigt werden können, ist man bei anderen mehrere Wochen beschäftigt. Gerade für mich als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist es aber auch interessant, zu sehen, wie sich Mandate, an denen ich einmal mitgearbeitet habe, längerfristig entwickeln. Besonders in Erinnerung bleiben mir dabei Projekte, bei denen ich besonders aktiv eingebunden wurde – etwa als ich bei Vertragsverhandlungen mit einem Mandanten live dabei sein oder gemeinsam mit zwei Kolleginnen und Kollegen einen Vortrag über ein datenschutzrechtliches Thema für Studierende halten durfte.