Welches Gewicht hat dabei die Frage, dass nicht nur Sie verstehen, was der Mandant will, sondern auch der Mandant versteht, was Sie ihm raten?
Patrick Schwarzbart: Dass der Mandant uns versteht, ist für die Mandantenzufriedenheit von ganz wesentlicher Bedeutung. Gerade bei Transaktionen, bei denen meistens großer Zeitdruck herrscht, benötigen Mandanten präzise und einfach verständliche Ausführungen und Empfehlungen.
Das ist für viele Anwälte, insbesondere jüngere Kollegen, durchaus eine Herausforderung. Unsere Antwort kann inhaltlich noch so richtig sein, wenn der Mandant sie nicht versteht und nachfragen muss, hinterlassen wir einen schlechten Eindruck. Gerade die Eigenschaft, dem Mandanten Empfehlungen präzise zu vermitteln, stellt eines der wichtigsten Qualitätskriterien bei der anwaltlichen Beratung dar.
Ksenia Ilina: Ich schließe mich Herrn Schwarzbart zu 100% an. Es ist die große Kunst eines Anwalts die Ergebnisse dem Mandanten so zu präsentieren, dass er diese versteht. Insbesondere in der M&A-Welt, in der schnelle, knappe und präzise lösungsorientierte Beratung erwartet wird, gehört es zu den Schlüsselqualifikationen eines jungen Anwalts.
Wie bereitet man sich auf einen Pitch oder eine Erstberatung eines Unternehmens vor?
Patrick Schwarzbart: Wir legen großen Wert auf eine ansprechende Gestaltung unserer Pitches, da wir auf jeden Fall den besten ersten Eindruck beim Mandanten hinterlassen wollen.
Um ein Beispiel zu nennen: Als wir für eine Transaktion gepitcht haben, bei der ein Traditionsverlagshaus eine große Buchhandelskette erwerben wollte, haben wir unser Pitchdokument im DIN A5-Format in einen Ledereinband mit viel Patina gebunden, so dass es aussah wie ein altes Buch. Und ja, wir haben den Pitch gewonnen.
Des Weiteren bereiten wir uns akribisch auf den Pitch vor. Wir versuchen, so viel wie möglich über den potentiellen Mandanten oder das Kaufobjekt herauszufinden. Das beinhaltet zum Beispiel das Auswerten von Nachrichten, Bilanzen, Geschäftsmodellen etc. Mandanten, bei denen wir pitchen, sind häufig überrascht, dass wir bereits bei Pitches die wesentlichen Probleme bei der Transaktion vorausahnen und schon in diesem frühen Stadium in der Lage sind, konstruktive Empfehlungen im Hinblick auf die Vorgehensweise zu geben.
Ab dem ersten Moment der Beratung stellen sich natürlich auch Haftungsfragen. Können Sie (bspw.) die drei größten Fallen aufzeigen?
Ksenia Ilina: Haftung ist selbstverständlich etwas, was man immer im Auge behalten sollte. Abseits von fachlichen Haftungstehmen, die im Einzelfall sehr unterschiedlich sein können, gibt es aus meiner Sicht drei Punkte die junge Anwälte beachten sollten, um möglichst eine spätere Haftung zu vermeiden.
Der erste Punkt ist Kommunikation. Man sollte sich immer trauen, Fragen an den Partner zu stellen, auch wenn man sich dabei unwohl fühlt. Damit lassen sich schon die meisten Probleme beseitigen.
Der zweite Punkt ist Präzision. Auch wenn man unter Zeitdruck steht oder meint, Arbeitsergebnisse schneller liefern zu müssen, muss man zwingend immer ganz genau arbeiten und seine eigenen Arbeitsergebnisse überprüfen. Dies gilt selbst für die kürzeste Email - bevor sie rausgeht, nochmals durchlesen.
Und zuletzt die Spezialisierung. Man sollte sich immer dem Rechtsgebiet widmen, in dem man tätig ist und auf das man sich spezialisiert hat. "Fachfremde" Beratung ist ein Risiko.