Männer wissen alles. Das könnte man zumindest meinen, wenn man manchen von ihnen zuhört. Seit einigen Jahren sorgt ein Phänomen für Aufmerksamkeit, das bereits sehr lange existiert: Das sogenannte Mansplaining, das sich aus den Wörtern „man“ und „explaining“, also „Mann“ und „erklären“, zusammensetzt. So machen viele Frauen die Erfahrung, dass sie immer wieder von Männern belehrt werden – oft sogar, obwohl sie selbst die eigentlichen Expertinnen in dem Thema sind. Für einiges Aufsehen sorgte zum Beispiel ein Mann, der auf Twitter einer Gynäkologin trotz ihres Titels den Unterschied zwischen einer Vulva und einer Vagina erklären wollte. Doch auch im Berufsalltag kommt es oft vor, dass Frauen von Männern unterbrochen und „aufgeklärt“ werden.
Woher kommt es nun, dass so viele Männer scheinbar der Meinung sind, Frauen ungefragt die Welt erklären zu müssen - und sie in Gesprächen immer wieder unterbrechen, um ihre eigene Meinung kundzutun? Forscher gehen hier unter anderem von einem geschichtlichen Hintergrund aus. Denn Männer werden historisch gesehen von der Gesellschaft als intelligenter eingeschätzt.
Frauen fiel Jahrtausende lang die Rolle der Mutter zu, während nur Männer eine akademische Laufbahn einschlagen konnten. Auch heute ist zum Beispiel ein Großteil der Professoren immer noch männlich.
Frauen wurde also, was Wissen anbelangt, immer weniger zugetraut als Männern. Das zieht sich bis in die heutige Zeit und spiegelt sich auch jetzt noch im Alltag und im Beruf wider: Zum Beispiel, wenn der neue Mitarbeiter an seinem ersten Tag der Chefin erklärt, wie sie den Drucker zu benutzen hat. Oft sind sich Männer diesen Verhaltens gar nicht bewusst. Sie sind in gewisser Weise dazu erzogen worden, selbstbewusst aufzutreten und ihre Meinung kundzutun - so wie Mädchen dazu erzogen wurden, sich nicht zu sehr zu behaupten und im Zweifelsfall lieber zu lächeln und zu nicken.