Wie beurteilen Sie nach 100 Tagen die Vorteile einer Boutique-Kanzlei? Was raten Sie Berufseinsteigern?
Das Persönliche sagt mir sehr zu. Hier bin ich nicht eine von vielen, sondern Teil einer Gemeinschaft. Ich erlebe ein ehrliches Interesse aneinander. Ein konkretes Beispiel ist auch meine Promotion: Sie liegt zwar hinter mir, doch die Korrekturphase dauert noch an. Ich muss also darauf vorbereitet sein, Teile meiner Dissertation zu überarbeiten, wenn das mein Doktorvater wünscht. Sollte dem so sein, bekomme ich Vollzeitjob und Doktorarbeit nicht unter einen Hut.
So haben wir individuell vereinbart, dass ich für den Fall der Fälle freigestellt werde. Diese Flexibilität hat mir den Einstieg sehr erleichtert. Eine weitere große Stärke ist die flache Hierarchie. Auch Herr Professor Dolde kommt zu mir ins Büro, um mich nach meiner fachlichen Einschätzung - oder auch einfach nur nach dem letzten Wochenende - zu fragen. Das bestärkt mich. Ich übernehme eigenverantwortlich Aufgaben, die ich mit einem erfahrenen Partner bespreche. Hierfür nehmen sich meine Kollegen viel Zeit. Lasst euch nicht von den hohen Referendargehältern der Großkanzleien blenden.
Aber ich werde auch nicht geschont: Anfang August habe ich zum Beispiel eine Urlaubsvertretung gemacht und auf diese Weise das Tagesgeschäft kennengelernt. Über mein neues Smartphone und die Bahncard 50 zum Einstieg habe ich mich natürlich auch sehr gefreut . Berufseinsteigern rate ich, ehrlich zu sich selbst zu sein und dem Bauchgefühl zu vertrauen. Ich kann nur sagen: Nutzt das Referendariat, um euch verschiedenes anzuschauen – auch eine spezialisierte Boutique in eurem Lieblingsrechtsgebiet.
Wieso haben Sie sich für das Öffentliche Recht entschieden?
Mein Schwerpunkt an der Uni war Öffentliches Recht bzw. Verwaltungsrecht. Ich hatte eine gute, engagierte Professorin, die meine Begeisterung geweckt hat. So bin ich dem Öffentlichen Recht treu geblieben.
Dem Öffentlichen Recht haftet das Klischee an, es wäre langweilig und spießig. Pflichten Sie diesem bei oder wie sehen Sie das, Frau Marquard?
Als potenzieller Karriereweg bei Studierenden fristet das Öffentliche Recht mehrheitlich ein Schattendasein. Das ist vollkommen unbegründet, wie meine Erfahrung zeigt. Die Arbeit bei Dolde Mayen & Partner ist ganz und gar nicht langweilig. Es geht hier auch um juristische, dogmatische Grundsatzfragen. Wir bearbeiten viele politische, brandaktuelle Mandate.
Es macht mich auch ein bisschen stolz, wenn ich morgens die Zeitung aufschlage und unsere Mandate wiederfinde. Anwältin im Öffentlichen Recht bedeutet nicht behördliches Massengeschäft. Vor allem für politisch Interessierte ist es äußerst spannend.
Und wenn „spießig“ bedeutet, dass man Recht und Gesetz ernst nimmt, sollten doch alle Anwälte „spießig“ sein, oder etwa nicht? Dolde Mayen & Partner zeigt sich mir als eine Kanzlei, die unkonventionell und aufgeschlossen ist. So gibt es im Büro keinen Dresscode. Stehen keine Termine an, kleidet sich jeder so, wie er sich wohlfühlt.