Gibt es Klischees über mittelständische Kanzleien, die sich nicht bewahrheiten und welches Bild hatten Sie vor Ihrem Einstieg bei LUTZ | ABEL von diesem Kanzleityp?
Im Studium haben wir von den Vertretern der Großkanzleien immer gehört, dass man in mittelständischen Kanzleien keinesfalls international arbeiten könnte. Zwar mag es sein, dass nicht dieselben internationalen Strukturen wie in einer Großkanzlei bestehen. Es ist aber jedem selbst überlassen, die Beratungstätigkeit international auszuweiten. Z. B. berate ich fortlaufend einige Mandanten in den USA und in anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Diese Wege habe ich mir selbst erschlossen – die Kanzlei hat mich auch darin immer unterstützt.
Im Übrigen zeigt die Entwicklung von LUTZ | ABEL, dass die Kanzlei immer stärker in internationale Mandate eingebunden wird. Außerdem verfügt LUTZ | ABEL über ein breites Netz an Kooperationskanzleien, mit denen wir fortlaufend bei internationalen Projekten zusammenarbeiten.
Sie sind im Vergaberecht tätig. Hatten Sie bereits während Ihres Jurastudiums oder Referendariats Kontakt mit diesem Fachbereich und wie abwechslungsreich ist Ihre Tätigkeit?
Vorweg kann ich sagen, dass das Vergaberecht eines der interessantesten Rechtsgebiete ist, die ich in meiner juristischen Karriere kennengelernt habe. Das erste Mal hatte ich in der Anwaltsstation Kontakt mit diesem Bereich. Ich wusste bereits damals, dass ich im Vergaberecht tätig sein möchte.
Es ist ein Rechtsgebiet, welches an der Schnittstelle von Europa- und nationalem Recht liegt und damit sehr abwechslungsreich und dynamisch ist. Neben den klassischen Mandanten, wie Gemeinden und Ministerien, kommen immer neue Zielgruppen dazu, wie z. B. Start-ups. Spaß macht mir auch, dass ich regelmäßig in größeren Projekten mit anderen Praxisgruppen zusammenarbeite.
Das Vergaberecht regelt die Vorgehensweise der öffentlichen Hand beim Einkauf von Lieferungen, Dienstleistungen und Bauleistungen oder bei der Vergabe von Konzessionen. Welche Mandanten betreuen Sie hier vorwiegend und was reizt Sie besonders am Vergaberecht
Wir beraten regelmäßig öffentliche Auftraggeber, wie z. B. Städte, Gemeinden und Ministerien bei der Vorbereitung und Durchführung von Vergabeverfahren, also von der Planung bis zum Abschluss. Beispielsweise berate ich gerade ein Ministerium bei der Vorbereitung einer komplexen europaweiten Ausschreibung von IT-Leistungen und einen anderen Mandanten bei einem Vergabeverfahren betreffend der Errichtung eines Krankenhausgebäudes.
Bei den von uns betreuten Projekten handelt es sich überwiegend um Aufträge, die von unseren Mandanten in einer europaweiten Ausschreibung vergeben werden. An diesen Ausschreibungen können sich Unternehmen aus der gesamten Europäischen Union beteiligen. Das Vergaberecht ist daher ein Rechtsgebiet mit einem starken internationalen Bezug, was ich immer schon als sehr spannend empfunden habe.
Wir sind bei diesen Projekten von Beginn an voll eingebunden und stimmen uns manchmal mehrmals täglich mit den Projektmitarbeiterinnen und Projektmitarbeitern auf Seiten unserer Mandanten und deren technischen Beraterinnen und Beratern ab. Mir hat die Projektarbeit schon immer sehr viel Spaß gemacht. Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit liegt daher auch im Projektmanagement. Da bei jedem Vergabeverfahren bestimmte Fristen zu beachten sind, müssen Rechtsfragen oftmals sehr kurzfristig beantwortet werden. Außerdem gibt es häufig Überschneidungen mit anderen Rechtsgebieten, wie z. B. dem Datenschutz, dem Arbeits- und dem Gesellschaftsrecht. Das Beratungsfeld „Vergaberecht“ empfinde ich daher als sehr spannend und abwechslungsreich.
Daneben beraten wir Unternehmen bei Ausschreibungen und vertreten diese bei Bedarf auch in Nachprüfungsverfahren vor den deutschen Nachprüfungsinstanzen, wie den Vergabekammern und Oberlandesgerichten. Z. B. habe ich gerade ein Unternehmen aus einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union wegen einer fehlerhaften Ausschreibung vor der Vergabekammer Berlin erfolgreich vertreten.
Toll finde ich auch, dass sich das Vergaberecht fast täglich durch die Rechtsprechung weiterentwickelt. Die aktuellen Entscheidungen sind daher sehr wichtig und ich habe Spaß daran, mir diese zu erarbeiten.