Der Choleriker im Chefsessel
Ganz übel wird es für Mitarbeiter, wenn der Chef zur Wutausbrüchen neigt und Sachlichkeit und Fairness in solchen Momenten gänzlich über Bord geworfen werden. Selbst Experten sind sich uneins darüber, wie in solchen Fälle reagiert werden sollte. Nun ist eine cholerische Ader nicht unbedingt Ausdruck fehlender Führungsqualitäten oder fehlender Eignung als Chef – es ist allerdings ein Problem.
Die wichtigste Regel im Umgang mit explodierenden Chefs ist es, sich nicht auf dieses Niveau zu begeben. Denn hier zerreißen die sprichwörtlichen Tischtücher und im Zweifel wird es nicht der Chef sein, der sie wieder zusammenflickt.
Zurückschreien oder ähnliches ist daher keine Option, sondern Zurückhaltung ist gefragt und es sollte ein Gegenpol entstehen, der Ruhe ausstrahlt. Für souveräne oder erfahrene Mitarbeiter ist das einfacher als für andere. Es gilt daher entweder den Rat von und das Gespräch mit Kollegen zu suchen oder zu einem besseren Zeitpunkt mit dem Chef zu sprechen.
Auch hier sind Menschen sehr unterschiedlich, denn den einen stört es nicht einmal, unangemessen behandelt zu werden, solange der restliche Arbeitsalltag läuft. Den anderen macht es tatsächlich krank. Offene Kommunikation und Rücksprache (aber kein Lästern!) mit den Kollegen können hier helfen, doch wenn dieses Verhalten ein No-Go für die eigene Gefühlslage ist, bleibt oft nur der Jobwechsel.
Sonderfall: Ausbilder im Referendariat
Unter Juristen ist eine gewisse Streitbarkeit bekannt, weshalb auch die Beziehung zwischen Ausbilder und Referendar nicht immer gänzlich unbelastet ist. Das Positive an dieser Konstellation ist jedoch, dass die gemeinsame Zeit begrenzt ist und nicht mehr als ein paar Monate einnimmt.
Referendaren ist daher zu raten, sich möglichst anzupassen, Verständnis zu zeigen und entsprechend der Art des Ausbilders zu arbeiten. Diese Vorgehensweise hat aber ihre Grenzen und diese liegen dort, wo Dinge nicht mehr hinnehmbar sind. Wichtig ist es dann allerdings, richtig zu handeln und nicht alles zu verschlimmbessern.
Als Druckabbau zu lästern, ist etwa besonders kritisch zu betrachten, da der Flurfunk in solchen Fällen verlässlich ist. Selbst wenn sich jemand für die Thematik interessiert und sogar der gleichen Meinung sein mag, verschafft das nur kurze Freude, wenn der Ausbilder nun sogar nicht gänzlich unbegründet schlecht auf dich zu sprechen ist. Auch der direkte Kontakt mit anderen (potenziellen) Ausbildern ist nicht ratsam, da das als Anschwärzen bei Kollegen verstanden werden kann. Im Grunde gibt es nur zwei richtige Wege, die je nach Ausmaß der Situation gewählt werden können.
Der beste Weg ist die direkte, aber sachliche Konfrontation mit der Situation in einem gemeinsamen Gespräch. Natürlich verlang ein solches Gespräch einiges an Mut und angenehm wird es wahrscheinlich auch nicht sein, aber häufig hilft es, wenn einmal die Positionen ausgetauscht werden können, beide Seiten ein Verständnis für die Denkweise des Gegenübers bekommen haben und ein gemeinsames weiteres Vorgehen abgestimmt wird.
Allerdings setzt dies ein zumindest noch halbwegs intaktes Verhältnis voraus. Wenn dieses nicht mehr vorliegt, kann der zuständige Personalrat oder ein anderes für Referendare zuständiges Gremium kontaktiert werden. Eine gemeinsame Lösung muss gefunden werden und im Zweifel kann das nur von einer anderen Stelle veranlasst werden. Dieser Weg sollte allerdings wirklich nur im Notfall gewählt werden, da in diesem Fall ein Prozess eingeleitet wird, der für alle Seiten unangenehm ist und mitunter auch eigene Verfehlungen aufdecken kann.
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