Frau Rath, Sie beraten Ihre Mandanten in insolvenzrechtlichen Fragestellungen mit häufig grenzüberschreitendem Bezug. Von Ihren Erfahrungen mit internationalen Sachverhalten profitieren auch Ihre Associates. Wie vermitteln Sie Ihr Wissen an die jungen Kolleginnen und Kollegen?
Regina Rath: Mein Bereich hat viele Schnittstellen und ich arbeite in der Regel sowohl fachgebiets- als auch standortübergreifend. Vom ersten Tag an beziehe ich junge Kolleginnen und Kollegen aktiv in die Mandatsarbeit ein. Dadurch lernen sie nicht nur die unterschiedlichen Rechtsgebiete kennen, die Berührungspunkte mit dem Insolvenzrecht haben, sondern auch die unterschiedlichen Arbeitsweisen der Beteiligten.
Auch wenn die Sachverhalte häufig komplex und zeitkritisch sind, bemühe ich mich immer darum, den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch die Hintergründe zu erläutern und nicht nur Teilaspekte, die aktuell zu bearbeiten sind.
Daneben haben wir auch verschiedene interne Fortbildungsveranstaltungen, die sich primär an jüngere Kolleginnen und Kollegen richtet. Bei Lunch & Learn, beispielsweise, berichten wir aus unserer Praxis und vermitteln sowohl rechtliches Spezialwissen als auch praktische Tipps. Erst vor kurzem hatten wir unser Lunch & Learn zum Thema NPL Transaktionen, ein weiteres spannendes Thema in diesem Jahr war das neue StaRUG und unsere ersten Praxiserfahrungen dazu.
Frau Dr. Stieß, Sie wurden unter anderem von Legal 500 Deutschland als führende Anwältin der nächsten Generation in der Kategorie 'Large Cap M&A, Deutschland' gerankt. Wie können Sie sich durch diese Position für Frauenförderung einsetzen und gibt es in Ihrer Kanzlei Programme, um die Gleichberechtigung zu unterstützen?
Katrin Stieß: Die Anerkennung im Markt, die ja auf die Wertschätzung von Mandanten und Wettbewerbern zurückzuführen ist und in Rankings einfließt, ist sicherlich nicht nur ein toller Ansporn dafür, sein Bestes bei der Beratung zu geben, sondern auch ein Signal an den weiblichen Nachwuchs, dass Frauen auch im M&A gesehen werden und gesehen werden wollen. Dies ist meines Erachtens zentral für die Frauenförderung und Gleichberechtigung in einer Kanzlei, da wir Dienstleister sind und das was wir tun, steht und fällt mit den Bedürfnissen und Erwartungen unserer Mandanten. NRF hat, nicht zuletzt dank vielfältiger, teils seit Jahren bestehender Förderprogramme, einen für eine globale Wirtschaftskanzlei bereits sehr ordentlichen Frauenanteil in der Anwaltschaft, in der Partnerschaft und im Management.
Um den Anteil weiter zu erhöhen, fördern wir junge Kolleginnen zum Beispiel durch unser bereits oben erwähntes „Development Breakthrough Programme“ und solche mit Potenzial für die Partnerschaft durch unser „Career Strategies Programme“ und ein Mentorenprogramm. Gleichermaßen wichtig aus meiner Sicht ist, dass Kolleginnen so früh wie möglich Verantwortung übernehmen und für den Mandanten sichtbar sind, um ihr Können unter Beweis zu stellen, Erfahrungen zu sammeln und Feedback intern wie extern für die eigene Arbeit zu erhalten. Darüber hinaus fördern wir natürlich auch insgesamt die Vielfalt unserer Teammitglieder durch weitere, maßgeschneiderte Programme in Deutschland und international.
Frau Dr. Bandilla-Dany, Ihr Schwerpunkt liegt auf Spezialimmobilien, wie insbesondere Einkaufszentren und zu Mandanten zählen Immobilienfonds und Immobilienverwaltungsgesellschaften. Zwar ist dies für Sie Alltag, aber inwiefern entsprechen die Mandate einer alltäglichen Situation und wie versuchen Sie Ihre Erfahrungen an neue Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben?
Constanze Bandilla-Dany: Es ist tatsächlich immer eine große Herausforderung das eigene Wissen an junge Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben, so dass diese schnell auch eigenständig in Mandantenkontakt treten können und den Mandanten das Gefühl vermitteln können, eine kompetente Ansprechperson zu sein.
Ich persönlich erzähle einfach immer sehr viel, hole weit aus und versuche immer zu vermitteln, dass das wirtschaftliche Interesse der Mandanten genauso wichtig ist wie juristische Feinheiten.
Entscheidend ist, dass das Arbeitsprodukt so präzise und fokussiert ist, dass es den Mandanten – und auch dem Gericht – als Entscheidungsgrundlage nutzen kann.