Angebote richtig wahrnehmen
Doch wie lassen sich diese Fähigkeiten schulen? Die Vorlesung an der Universität lehrt zumeist, wie man im Gutachten zu einem Ergebnis kommt, nicht aber, wie man dieses einem potentiellen Mandanten nahebringt. Hier greifen die oft als „lästiges Übel“ angesehenen Schlüsselqualifikationen. Wer seine Kurse vorausschauend wählt, kann wertvolle Soft Skills für die Zukunft erwerben.
„Präsentation und Rhetorik“, „ Konfliktmanagement“,„Verhandlungen zum Erfolg führen“, „Selbstbewusst kommunizieren für Studentinnen“ oder „Kommunikationstraining für den erfolgreichen Berufseinstieg“ lauten von den Universitäten angebotene Seminare – mal mit mal ohne direkten juristischen Bezug.
Eine weitere Möglichkeit bietet juristische Arbeit im Team, etwa in einer Law Clinic oder studentischen Rechtsberatung - oder bei einem Moot Court: Als Vertreter einer Prozesspartei können junge Juristen trainieren, wie sie ihre rechtlichen Ausarbeitungen vor einem „fiktiven Schiedsgericht“ wirkungsvoll präsentieren. „Die Teilnahme an einem Moot Court geht mit einem verbesserten Verständnis des eigenen Auftretens einher. Das Feedback von Coaches und Teamkollegen hilft dabei, während der Verhandlungsvorbereitung einen großen Sprung nach vorne in Sachen Rhetorik und Körpersprache zu machen“, sagt Tun de Jong, ehemaliger Teilnehmer und Coach beim Vis Moot. „Die Zeit, in der man seine Argumente präsentieren kann, ist begrenzt. Dies zwingt einen dazu, sich auf das Wesentliche zu fokussieren und die Argumente bewusst zu gewichten.“
Zudem trainierten die zum Teil provokanten Zwischenfragen der Schiedsrichter einen für jeden Anwalt wesentlichen Soft Skill: Das Sachliche vom Persönlichen zu trennen und das Gegenüber freundlich vom eigenen Standpunkt zu überzeugen.
Abgucken, ausprobieren, beraten lassen
Ebenso hilfreich kann es sein, schon während des Studiums einem Praktiker über die Schulter zu schauen. Wer früh ein Praktikum in einer Rechtsanwaltskanzlei absolviert, kann sich einen eigenen Eindruck von der Arbeitsweise und den entsprechend erforderlichen Soft Skills machen. Diese können je nach Ausrichtung einer Kanzlei variieren: Familienrechtler benötigen insbesondere emotionale Intelligenz, Wirtschaftsrechtler müssen mit riesigen Teams umgehen können und im Patentrecht muss sich schnell hochspezielles Faktenwissen angeeignet werden.
Manche Soft Skills lassen sich sogar ganz nebenbei trainieren: In einer Lerngruppe können Studierende üben, über komplexe Sachverhalte zielorientiert zu diskutieren oder Ergebnisse zu präsentieren. Das ist nicht nur eine hervorragende Vorbereitung für mündliche Prüfungen, sondern schult auch darin, mit Kritik umzugehen und selbst konstruktives Feedback zu geben.