Rechtsanwalt & Partner Stefan Schicker im New Lawyers Podcast

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 15.03.2023

Legal Tech & IT-Recht von der ersten Stunde

Rechtsanwalt & Partner Stefan Schicker im New Lawyers Podcast

Stefan Schickers erster Computer war ein Commodore 64: Auf dem Gerät, das an eine Brotbox erinnerte, programmierte er unter anderem eine Adressverwaltung oder ließ sich das Gehalt berechnen, das er damals beim Zeitungsaustragen verdiente. Heute ist er Partner – und ehemals Managing Partner – in der Kanzlei SKW Schwarz und CEO der SKW Schwarz Tech GmbH. In dieser Folge des New Lawyers Podcasts spricht er mit Alisha Andert darüber, wie er seine Leidenschaft für Technik mit Jura zusammenbringt und welchen Herausforderungen er dabei begegnet.

 

Jura und Technik waren von klein auf Teil von Stefan Schickers Leben. Sein Vater war Rechtsanwalt, er wuchs also in einem juristischen Umfeld auf. Gleichzeitig interessierte er sich für Technik und für das Programmieren. Die logische Schlussfolgerung: Beides zu kombinieren.

Bei Schicker sah das zunächst einmal so aus, dass er gemeinsam mit Freunden Webseiten programmierte. Gleichzeitig sah er sich im – damals noch weitaus weniger genutzten – Internet um, wer sich dort noch so mit dem Thema Recht auseinandersetzte. Auf der Seite Rechtsinfos.de sammelte er die Links, kategorisierte sie und fügte Beschreibungen hinzu. Beflügelt vom Erfolg dieser Seite begann er dann, eine Marketingdatenbank für Recht und Steuern zu programmieren. Auf dieser konnten Anwält:innen Marketing im Internet betreiben, Fachartikel veröffentlichen und über diese von Besucher:innen der Seite gefunden werden.

Einige Anwaltskolleg:innen standen der Internetwerbung damals berufstypisch erst einmal skeptisch gegenüber und hinterfragten, ob diese überhaupt legal sei – die Anwaltskammer erteilte aber eine Freigabe für die Seite, sodass dieser neuen Art des Marketings nichts mehr im Wege stand.

Die neusten Folgen des New Lawyers Podcasts:

Schicker sieht sich als Übersetzer

Dass sich Schicker damals nicht mit seiner Webseite selbständig machte, hing unter anderem mit der Dotcom-Blase zusammen. Damals wurden einige Onlineunternehmen an der Börse überbewertet – das Platzen der Blase führte zu Ernüchterung in der Branche. Zunächst begann Schicker seine Laufbahn bei einer Kanzlei, in welcher er mit Patentanwält:innen zusammenarbeitete, wünschte sich dann allerdings einen stärkeren Austausch mit anderen IT-Rechtler:innen.

Gefunden hat er diese Möglichkeit bei SKW Schwarz, wo er schließlich Partner wurde. Zwar rückte die Technik während seiner Karriere etwas in den Hintergrund. Dennoch spielte sie in seinem Leben immer eine Rolle. „Also ich sehe mich ja im Prinzip schon seit Anfang meiner Karriere [...] als Übersetzer in diesem Dreieck 'Deutsch-Jura' 'Jura-Technik' 'Technik-Deutsch'“.

Also ich sehe mich ja im Prinzip schon seit Anfang meiner Karriere [...] als Übersetzer in diesem Dreieck 'Deutsch-Jura' 'Jura-Technik' 'Technik-Deutsch'
- Stefan Schicker

2016 begann er schließlich damit, in der Kanzlei Legal Tech voranzutreiben. Die Vorstellung, dass die Technik Anwält:innen die Jobs wegnehmen könnte, hielt er für unbegründet. Stattdessen sah er viele Chancen in der Digitalisierung. Die Kanzlei wurde in dieser Zeit umstrukturiert und er für das Management-Team zum COO gewählt. Dass Legal Tech auf seiner Agenda weit oben stehen würde, hatte er von Anfang an deutlich gemacht.

Eine wichtige Neuerung bei SKW Schwarz folgte 2018 mit der Gründung der Tech GmbH, die auch ein Innovation Lab beinhaltet. Die GmbH sollte es ermöglichen, dass für die Mandant:innen der volle Umfang an Dienstleistungen angeboten werden kann: anwaltliche von der Kanzlei und nicht-anwaltliche von der GmbH. Zwar stellte sich bald heraus, dass eine GmbH nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, dennoch zeige sie eine Sache ganz klar: dass es der Kanzlei ernst ist.

SKW Schwarz ist auf der Suche nach Talenten

Legal Tech: Das Mindset ist wichtiger als Programmierfähigkeiten

Bis das Thema Legal Tech von allen Kolleg:innen verstanden und angenommen wurde, gab es aber noch einiges an Arbeit. Schickers Herangehensweise: Lieber mit bunten Bildchen als mit Paragraphen arbeiten. Seinen „Durchbruch“ hatte er bei einem Meeting, bei dem er immer wieder auf das Thema Legal Tech angesprochen wurde und deshalb kurzfristig einen Vortrag hielt. Seitdem waren alle mit an Bord.

Was er heute anders machen würde: Anstatt sich auf die Vielzahl an Tools zu stürzen, würde er erst einmal beim Mindset der Mitarbeiter:innen ansetzen. Diese müssten verstehen, dass es sinnvoll ist, viel Zeit und Ressourcen in etwas zu stecken, das langfristig lohnend ist. Nicht ganz einfach in einer Branche, die momentan noch kaum finanziellen Druck kennt. Auch Programmierung für Jurist:innen würde bei ihm heute nicht mehr im Fokus stehen. Wichtiger sei es, dass die Anwält:innen die Logik dahinter verstünden, dass sie die Sprache der Computer sprechen.

In der Zukunft könne das bald ganz anders aussehen. Schicker sagt voraus, dass der finanzielle Druck zunehmen wird und dass die aktuellen Abrechnungsmodelle – die ein langsameres Arbeiten finanziell belohnen – zunehmend infrage gestellt werden. Jetzt umzudenken werde sich also lohnen.

 

Du möchtest mehr über das Innovation Lab von SKW Schwarz erfahren? Oder dich interessiert, warum Schicker sich nach sechs Jahren aus dem Management der Kanzlei zurückzieht? Dann hör doch mal rein in diese Folge des New Lawyers Podcasts!

Die Themen dieser Folge im Überblick:

 

  • Ab 02:01: Icebreaker-Frage: Was hast du dir von deinem ersten Gehalt gekauft?
  • Ab 03:14: Wo hat deine Karriere gestartet?
  • Ab 05:41: Wie bist du zu Jura gekommen?
  • Ab 06:14: Wie hast du Jura und Tech zusammengeführt?
  • Ab 12:32: Wie bist du zu SKW Schwarz gekommen?
  • Ab 14:57: IT-Recht & Legal Tech – wie hast du die Entwicklung wahrgenommen?
  • Ab 20:11: Wie hast du Legal Tech in der Kanzlei etabliert?
  • Ab 23:09: Was sind die größten Herausforderungen der Digitalisierung?
  • Ab 27:24: Die Gründung der Tech GmbH
  • Ab 30:12: Worauf bist du stolz?
  • Ab 31:54: Was muss noch passieren, damit Kanzleien technologischer denken?
  • Ab 33:11: Nach der Stelle als Managing Partner: Was ist dein neues Ziel?
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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.