Dr. Sebastian Kalb Loschelder Partner

"Wir sind in der Verantwortung, Loschelder mit jungen Talenten zu stärken"

Sebastian Kalb über die Herausforderungen als Partner und welche Vorteile ein MBA bringen kann

Dr. Sebastian Kalb ist seit 2014 Partner bei Loschelder. Als einer von sieben Partnern im Gesellschaftsrecht liegt der Schwerpunkt seiner Arbeit in den Bereichen M&A, Private Equity und der Beratung von Joint Ventures. 
 

Herr Kalb, Sie sind als Partner bei Loschelder in den Bereichen M&A, Joint Ventures und Private Equity tätig. Diese Kombination umfasst eine große Bandbreite gesellschaftsrechtlicher Fragestellungen. Haben Sie hier einen geheimen Favoriten?

Mein Favorit – und Steckenpferd – ist der Bereich M&A. Bei Unternehmenstransaktionen schätze ich insbesondere die Verhandlungssituationen, in denen man sich mit seinem Gegenüber auseinandersetzen und Kompromisse finden muss. 

Bei Verhandlungen kommt es immer wieder zu neuen Konstellationen. Keine Verhandlungssituation gleicht der anderen. Mal ist man auf Verkäufer-, mal auf Käuferseite tätig. Manchmal ist man in der stärkeren, manchmal in der schwächeren Verhandlungsposition. Dadurch erhält das Ganze eine Dynamik, die bei jeder Transaktion neu ist und die man kaum vorhersehen oder planen kann. Das ist immer wieder spannend zu erleben und auch einer der Gründe, weshalb ich in diesem Bereich sehr gerne berate.

Dr. Sebastian Kalb

Weshalb haben Sie sich neben dem Doktortitel für einen MBA anstelle eines LL.M. entschieden? Ist der LL.M. doch kein „Muss“ für eine Karriere?

Der LL.M. war für mich grundsätzlich immer eine Option. Mit vier Jahren Berufserfahrung als Wirtschaftsanwalt und in Kombination mit meiner Affinität zu Zahlen habe ich mich aber entschieden, lieber einen MBA zu machen. Dadurch bin ich noch näher am Mandanten und kann an Themen, die über die Rechtsberatung hinausgehen, aktiv mitarbeiten.

Der Titel allein entscheidet jedoch nicht über die Karriere, sage ich immer. Bei Loschelder schätzen wir natürlich sehr, wenn unsere Bewerber/innen einen Doktor und/oder LL.M. haben, dies ist allerdings anders als früher keine zwingende Voraussetzung mehr.

Der Vorteil eines LL.M. – jedenfalls wenn er im englischsprachigen Ausland erworben wurde – liegt für uns insbesondere in der Sicherheit, dass die Person verhandlungssichere Englischkenntnisse mitbringt. Natürlich gibt es auch im deutschsprachigen Raum LL.M.-Programme, die einen sehr guten inhaltlichen Schwerpunkt haben, der im Ausland erworbene LL.M ist aufgrund der dokumentierten Fremdsprachenkenntnisse jedoch von größerer Relevanz für unsere Praxis.
 

War der MBA im Nachgang essentiell für Ihre Karriere oder eher „nice to have“? 

In erster Linie war der MBA „nice to have“ und keine Voraussetzung dafür, als Wirtschaftsanwalt erfolgreich zu sein. Tatsächlich ist der MBA für mich persönlich und auch für Loschelder fast ein unique selling point, da nicht viele Anwälte/-innen zusätzlich einen MBA absolviert haben.

Insofern war es eine gute Investition und – wie bereits erwähnt – hilft es in der Mandantenarbeit und dabei, die verschiedenen wirtschaftlichen Positionen der Beteiligten nachvollziehen zu können. Beispielsweise kann ich Themen, die mit der Kaufpreisfindung und -verhandlung zu tun haben dank MBA besser durchdringen als vor meinem MBA. 
 

Wie waren Ihre ersten Schritte, als Sie zu Loschelder wechselten und wie wird grundsätzlich neuen Kolleginnen und Kollegen unter die Arme gegriffen, um diese in den Arbeitsablauf zu integrieren?

Nachdem ich zuvor mehrere Jahre in einer internationalen Großkanzlei tätig war, bin ich 2014 zu Loschelder gewechselt. Da ich nicht der erste Gesellschaftsrechtler im Team war, konnten wir bereits von Beginn an bei vielen Themen zusammenarbeiten und uns in der Mandatsarbeit unterstützen. Ebenso haben wir vor meinem Einstieg viele Gespräche im Hinblick auf eine gemeinsame Geschäftsentwicklung geführt.

Die meiste Unterstützung ergab sich daraus, dass wir auf Mandaten von vornherein in festen Teams zusammengearbeitet haben. Anfangs wusste ich zum Beispiel nicht, wer bei Loschelder bei Transaktionen das Arbeitsrecht betreut. Durch die Teamarbeit war ich jedoch schnell mit allen Kollegen und Kolleginnen vernetzt und kannte deren Zuständigkeitsbereiche. Dies hat mir dann auch die enge Zusammenarbeit mit anderen Praxisgruppen erleichtert, die für eine gute Beratung im M&A entscheidend ist.

Herr Kalb, wie verliefen die Gespräche für die Übernahme in die Partnerschaft bei Ihrem Wechsel zu Loschelder?

Die ersten Diskussionen haben natürlich bereits vor meinem Einstieg stattgefunden. Mir wurde vorab signalisiert, dass ich gute Chancen auf eine Partnerschaft haben würde, wenn ich in der Lage wäre, in kurzer Zeit nach meinem Einstieg mein eigenes Geschäft zu entwickeln und perspektivisch auszubauen. 

Für diese Gelegenheit hatte ich schon seit einigen Jahren eine Strategie und einen Business Plan. In sehr intensiven Gesprächen haben wir bei Loschelder nicht nur dieses Konzept und meine bisherige Tätigkeit auf Herz und Nieren geprüft, sondern auch evaluiert, ob es auf persönlicher Ebene passt.
 

Welche Aufgaben warten auf einen Anwalt oder eine Anwältin, der Partner/die Partnerin im M&A Bereich wird und gibt die Berufserfahrung einem wirklich alles an die Hand, was gebraucht wird oder ist es als neuer Partner/Partnerin doch learning by doing?

Für eine erfolgreiche Tätigkeit als Partner ist eine herausragende juristische Beratung der Mandanten ein Muss. Zum Erfolg gehört aber auch, dass man Mandate akquirieren und entwickeln kann. Nach vier, fünf Berufsjahren kommen die Akquise und die ersten Schritte zur Entwicklung des Geschäfts zu der reinen juristischen Tätigkeit hinzu.

Auch ein gewisses Gespür für neue Nischen und Themen entwickelt sich erst in dieser Zeit. Hierzu gehören auch Fragestellungen, die die strategische Ausrichtung der Partnerschaft, weitere Standorte, neue Fachbereiche oder die Abläufe in der internen Verwaltung betreffen. Die Zuständigkeitsbereiche eines Partners/einer Partnerin gehen weit über die Mandatsarbeit hinaus, dies ist für mich anfangs neu gewesen.

Es reizte mich allerdings, auf dieser Stufe etwas Neues zu lernen und einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Auf Grund unseres Rotationsprinzips lernt zudem jeder jeden Zentralbereich (zum Beispiel HR, IT, Finanzen etc.) kennen, sodass es garantiert nicht langweilig wird.  
 

Sie sind bereits seit 2014 Partner bei Loschelder. Was waren die größten Veränderungen in Ihrer Praxisgruppe, die mit Ihnen als Partner stattfanden?

Loschelder hatte bereits fünf gesellschaftsrechtliche Partner bevor ich dazu stieß. Seit meinem Zugang haben wir uns innerhalb des Gesellschaftsrechts weiter deutlich spezialisiert. Ich betreue schwerpunktmäßig M&A, andere Partner haben sich in andere Richtungen, zum Beispiel Aktienrecht oder Insolvenzrecht, entwickelt, sodass jeder zusätzlich zu seiner Kernkompetenz Gesellschaftsrecht eine weitere Spezialisierung aufgenommen hat. Als Team und Kanzlei sind wir entsprechend spezialisierter aufgestellt als noch vor fünf Jahren. 

Gleichzeitig wachsen unser Team und der Bereich M&A kontinuierlich. Mit Dr. Felix Ebbinghaus haben wir 2017 einen weiteren Partner gewonnen, der den Bereich M&A mit betreut.
 

Welche Ziele haben Sie sich für die Zukunft gesetzt und was wollen Sie für und mit Ihrer Abteilung in den nächsten Jahren erreichen?

Im Markt für M&A sehen wir uns gut positioniert und streben kein übermäßiges Wachstum unseres Teams an. Dennoch besteht ein Ziel mittelfristig darin, ein M&A-Team aus zwei Partner/innen und 4–5 Mitarbeiter/innen zu haben, um auf dem Markt besser wahrgenommen zu werden. Dafür ist es unabdingbar, dass wir junge und talentierte Anwälte/innen finden, die immer wieder frischen Wind bei Loschelder reinbringen.

Zwar habe ich noch etwa 20 Berufsjahre vor mir, dennoch muss ich mich irgendwann überflüssig machen. Bis dahin – und dies nimmt einige Jahre in Anspruch – gilt es, neue Mitarbeiter/innen zu gewinnen und aufzubauen. Als Partner sind wir in der Verantwortung, Loschelder mit jungen Talenten zu stärken.  

Wirtschaftsrecht ist auch deine Leidenschaft?

Ein viel diskutiertes Thema ist die Work-Life-Balance. Ist in einer mittelständischen Kanzlei, die sich in zahlreichen Bereichen spezialisiert hat, trotzdem ein Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben denkbar?

Es gibt sicherlich Berufe, in denen sich Privat- und Berufsleben einfacher verbinden lassen als im Anwaltsberuf. Nichtsdestotrotz – und das leben wir auch unseren Mitarbeiter/innen vor – besteht eine unserer Maximen in der Partnerschaft darin, ein Gleichgewicht und einen vernünftigen Ausgleich zum Job zu finden.

Fast alle Partner haben Familie und viele, wie ich, auch jüngere Kinder. Um diese Balance zu finden und zu erhalten, sollte der Großteil des Tagesgeschäfts bis 19 Uhr geschafft sein. Wenn es hart auf hart kommt und unvorhergesehene Dinge passieren, ist dies natürlich nicht immer möglich. Dies ist allerdings mehr die Ausnahme als die Regel.
 

Wie ist es als Kanzlei zwischen den verschiedenen Interessengruppen zu verhandeln und was ist hierbei Ihre oberste Prämisse?

Dies hängt stark von den Interessensgruppen ab. Als Partner einer Kanzlei leiten wir ein eigentümergeführtes Unternehmen und sind innerhalb der Partnerschaft auf mehrheitsfähige Entscheidungen angewiesen. Entscheidungen werden nicht im Alleingang gefällt und unsere Entscheidungsfindungsprozesse sind oft mit anspruchsvollen Diskussionen verbunden.

Die oberste Prämisse, die in diesen Situationen zum Tragen kommt, ist ganz klar die des gegenseitigen Respekts. Unabhängig davon, ob es eine partnerinterne Debatte ist, mit Mitarbeiter/innen oder Vertreter/innen der Gegenseite verhandelt wird, es ist immer wichtig, einander auf Augenhöhe zu begegnen und sich fair zu behandeln.
 

Verläuft die Kommunikation in Verhandlungssituationen, wo jeder auf die Durchsetzung der eigenen Interessen bedacht ist, genauso? 

Zwischen zwei Verhandlungsgegnern kann es durchaus ein bisschen ruppiger zugehen. Dennoch gilt auch hier ein respektvoller und fairer Umgang. So wie ich meinem Gegenüber Respekt entgegenbringe, möchte ich schließlich auch behandelt werden. Gleichzeitig geht es in Transaktionen nicht nur ums Gewinnen, sondern auch darum, einen Kompromiss zu finden, was häufig bedeutet, dass beide Seiten in gewissen Punkten nachgeben müssen. Dessen muss man sich immer bewusst sein.

Die richtige Kommunikation spielt in Verhandlungen eine enorm wichtige Rolle. Ebenso sollte im Vorfeld bereits klar sein, inwiefern Bewegungsspielraum gegeben ist, wie weit man von dem eigentlichen Ziel abrücken darf und wo man nicht nachgeben darf. 
 

Loschelder hat derzeit nur den Standort Köln. Vermissen Sie hier den internationalen Bezug oder machen die Mandate dies wieder wett?

Im M&A gestaltet sich das Tagesgeschäft sehr international, da sehr viele Transaktionen Bezüge zum Ausland haben. Entweder haben deutsche Zielgesellschaften ausländische Tochtergesellschaften oder haben mit ihren ausländischen Partnern Verträge unter einer anderen Rechtsordnung abgeschlossen. Außerdem haben wir viele Mandanten, die im Ausland beheimatet sind, so dass ein Großteil der Kommunikation sowie die Gestaltung der Verträge auf Englisch stattfindet.

Können wir als deutsche Anwälte/innen nicht zum ausländischen Recht beraten, arbeiten wir eng mit einem Netzwerk von Kanzleien in anderen Ländern zusammen. So haben wir in den vergangenen Jahren weltweit bereits viele Partnerkanzleien kennengelernt, mit denen wir uns regelmäßig austauschen und gemeinsam an Projekten arbeiten.

Für eine erfolgreiche Tätigkeit als Partner ist eine herausragende juristische Beratung der Mandanten ein Muss. Zum Erfolg gehört aber auch, dass man Mandate akquirieren und entwickeln kann.
Dr. Sebastian Kalb

Wie funktioniert der interne Zusammenhalt zwischen Ihrer und anderen Praxisgruppen? Erinnert jede für sich genommen eher an eine Boutique oder ist der Zusammenhalt wie der in einer größeren Kanzlei?

Die Beratung und Leistung, die ich meinen Mandanten anbiete, kann ich nicht alleine bewältigen, dafür brauche ich ein sehr spezialisiertes und für den Mandanten maßgeschneidertes Team, das ich mir für jedes Projekt individuell zusammenstelle – und als dieses Team arbeiten wir alle zusammen und gleichberechtigt am Erfolg des Projekts.

Wir sehen uns nicht als Boutique oder einzelnes Dezernat, sondern als Kanzlei, die über die Praxisgruppen hinweg sehr eng in unterschiedlichen Teams zusammenarbeitet. Entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist natürlich auch eine gute Arbeitsatmosphäre und die habe ich bei Loschelder immer als sehr angenehm empfunden.
 

Was erwarten Sie von neuen Kollegen und Kolleginnen und sehen Sie sich eher als Chef oder als Mentor?

Es ist wichtig, dass sich neue Kollegen und Kolleginnen vom ersten Tag an selbst aktiv einbringen, eigene Ideen entwickeln, kreativ sind und mir mitteilen, wenn etwas besser laufen könnte. 

Die juristische Qualität lässt sich in der Regel mit den Examenszeugnissen belegen, dennoch muss es auch auf der persönlichen Ebene passen. Aufgrund unserer Kanzleigröße können wie es uns nicht erlauben, wenn jemand nicht in unser Team passt. Daher achten wir in den Auswahlverfahren sehr darauf, ob der Bewerber/die Bewerberin unseren Ansprüchen dahingehend gerecht wird und neben Belastbarkeit und Spaß an der juristischen Arbeit ein hohes Maß an Teamfähigkeit mitbringt.

Ich sehe mich tatsächlich mehr in der Rolle des Mentors und versuche jungen Kollegen und Kolleginnen von Beginn an, auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen nicht von oben herab Anweisungen zu erteilen. Wie bereits erwähnt muss ich mich Stück für Stück überflüssig machen. Von jungen Kollegen und Kolleginnen, die eines Tages besser sind als ich, profitiere ich in dem Sinne gewissermaßen am meisten – und auf diesem Weg begleite ich sie sehr gern und führe sie dorthin. 

Ihr Fazit?

Wie Loschelder sich von anderen Kanzleien unterscheidet? Wir bieten unseren Anwälten und Anwältinnen eine langfristige Karriereperspektive mit reellen Chancen auf eine Partnerschaft – das ist für uns essentiell. Unsere bisherige Struktur, auch hinsichtlich eines ausgeglichenen Partner-Mitarbeiter/innen-Verhältnisses, werden wir aufrecht erhalten. Neben der anspruchsvollen und interessanten Arbeit kommt das Privatleben nicht zu kurz; der Spagat der Work-Life-Balance funktioniert bei Loschelder auf allen Ebenen. 

Vielen Dank, Herr Dr. Kalb!

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