3. Nicht nur reden, sondern auch was sagen
Einen Vorteil haben Studierende gegenüber den wissenschaftlich etablierten Juristen und Juristinnen aber doch. Man ist noch nicht so sehr in dem Fachjargon sozialisiert und fremdelt daher – insbesondere am Anfang – mit der wissenschaftlichetablierten Ausdrucksweise. Das macht einem zwar in Klausuren und Hausarbeiten das Leben etwas schwerer, in einem wissenschaftlichen Aufsatz ist es allerdings erfrischend, wenn die Verfasserin oder der Verfasser nicht mit den immergleichen Worthülsen um sich wirft, die der akademische Betrieb so produziert.
Es lohnt sich also, skeptisch gegenüber Fachbegriffen zu sein. Dazu gehört es auch, wenn möglich, auf einen Nominalstil, also die Substantivierung aller möglichen Wörter in einem Satz (z.B.: Ausführung der Tathandlung bei Benutzung einer Waffe) zu verzichten. Solche Sätze hören sich zwar an, als seien ihre Aussagen in Stein gemeißelt, dieser Stil bietet aber auch ein erhöhtes Risiko für Verwirrung, weil die einzelnen Satzbestandteile (Substantive, Verben, Adjektive) nicht mehr so intuitiv auseinandergehalten werden können.
Deswegen ist es oft besser, eine einfache Sprache zu wählen, die mit präzisen Begriffen arbeitet. Fachbegriffe sind zwar dazu gedacht präzise zu sein, einige aber so abgegriffen, dass sie Alles und Nichts bedeuten können (man denke nur an die Dauerbrenner „Gesellschaft“, „System“, „Beziehung“).
4. In Ketten tanzen
Auch für wissenschaftliche Artikel gibt es gewisse Formen und Stile, an die man sich gerade gerade bei den ersten Veröffentlichungen halten sollte. Dazu gehört es, in der Einleitung den Ausführungen eine Agenda voranzustellen und am Ende ein Gesamtfazit zu liefen. Das erleichtert nicht nur dem späteren Leser bzw. der Leserin, sich schnell einen Überblick zu verschaffen und die relevanten Punkte zu finden. Zudem zwingt man sich selbst zu einer klaren Gedankenführung, indem man den Gang der Darstellung und die Schlussfolgerungen, die man daraus zieht, in wenige Sätze presst.
Auch im Hauptteil des Aufsatzes gibt es Strukturen, an welche man sich halten kann und so auch die Gefahr verringert, etwas Wesentliches zu übersehen. So lässt sich die Auslegung einer Norm bzw. einer Normenkollision sehr gut anhand der Auslegungskanones (Wortlaut, Systematik, historischer Wille des Gesetzgebers und Zweck der Norm) oder die Entwicklung einer Norm anhand der verschiedenen Stadien des Gesetzgebungsprozesses darstellen.
Allgemeinere Strukturen sind etwa der Dreischritt These-Antithese-Synthese oder eine Gegenüberstellung de-lege-lata & de-lege-ferenda. Bei diesen Strukturen ist auch etwas mehr „Spiel“ drin, man ist also nicht sklavisch daran gebunden, sondern darf eine Darstellungsweise finden, die dem eigenen Thema gerecht wird.