Veröffentlicht am 03.08.2020

Ein langer Weg – das Ziel klar vor Augen

Andreas Erhard über die Arbeit als Jurist im Personal- und Organisationsreferat der Landeshauptstadt München

Mit mehr als 40.000 Beschäftigten ist die Landeshauptstadt München die größte kommunale Arbeitgeberin in Deutschland. Die ca. 800 Mitarbeiter*innen des Personal- und Organisationsreferats kümmern sich dabei um die verschiedensten Themen rund um das Personal und unterstützen die einzelnen Referate. Erst kürzlich, im Jahr 2019, feierte das Personal- und Organisationsreferat seinen 100. Geburtstag.

Als Jurist in der Rechtsabteilung des Personal- und Organisationsreferats freue ich mich, Teil eines erfolgreichen Teams zu sein und dabei am Erhalt und weiteren Steigerung der Attraktivität der Landeshauptstadt München als Arbeitgeberin mitarbeiten zu können. 
 

Herr Erhard, bevor Sie zur Landeshauptstadt München in die Rechtsabteilung des Personal- und Organisationsreferats wechselten, haben Sie einige Jahre als Rechtsanwalt in einer Kanzlei gearbeitet. Wie kam es 2016 zu Ihrem Wechsel in den öffentlichen Dienst?

Die Tätigkeit als Rechtsanwalt hat viel Spaß gemacht, war abwechslungsreich und spannend. Neben anderen Rechtsgebieten war damals bereits das öffentliche Recht, u.a. auch das Beamtenrecht, einer meiner Tätigkeitsschwerpunkte. 

Einen Wechsel in den öffentlichen Dienst fand ich deshalb besonders attraktiv, da ich die Möglichkeit gesehen habe, noch intensiver an größeren Projekten gestaltend mitzuarbeiten. Dies hat sich auch voll bestätigt. Besonders viel Spaß macht die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus den verschiedensten Berufsfeldern. Hierbei lernt man jeden Tag dazu und erhält die Möglichkeit, weit über den juristischen Tellerrand hinauszublicken. 

Bei der Arbeit für eine Kommune wie der Landeshauptstadt München befindet man sich außerdem unmittelbar am Puls der Zeit. Man bekommt aus erster Hand mit, welche Themen die Menschen besonders bewegen. 
 

Sie haben Ihre Wahlstation im Referendariat bei einer Anwaltskanzlei in Sydney absolviert. Was ist Ihnen gerade im Hinblick auf die juristische Arbeit im Unterschied zu Deutschland besonders in Erinnerung geblieben?

Da denke ich an den Ablauf von Gerichtsverfahren in Australien. Dieser unterscheidet sich in so manchen Punkten von dem Ablauf, wie wir ihn im deutschen Rechtssystem haben. So bereiten dort sog. Solicitors, d.h. Anwält*innen einen Prozess vor und beraten ihre Mandant*innen außergerichtlich. Mit der Durchführung des Prozesses selbst werden dann jedoch meist sog. Barristers beauftragt. Diese werden von den Solicitors instruiert, treten vor Gericht auf und halten die Plädoyers. Wie man es aus Filmen kennt, kommen dabei auch noch die traditionellen Perücken zum Einsatz. 

Gerne erinnere ich mich auch an die große Gelassenheit und Lebensfreude der Sydneysider, wie man die Bewohner von Sydney nennt. 
 

Einer Ihrer Aufgabenschwerpunkte liegt in der Dienstaufsicht. Welche Inhalte beinhaltet das konkret?

Wenn Beschäftigte bspw. gegen ihre Pflichten im Arbeits-/Beamtenverhältnis verstoßen, ist die Dienstaufsicht gefragt. Je nach Schwere des Pflichtverstoßes und den Umständen des Einzelfalls werden von Seiten der Arbeitgeberin Maßnahmen getroffen. Bei einmaligen leichten Pflichtverstößen werden von der Führungskraft oder der Personalstelle bspw. Gespräche mit den Beschäftigten geführt. Schwerere Pflichtverstöße können jedoch auch zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses oder zur Beendigung des Beamtenverhältnisses führen. 

Als Rechtsabteilung beraten wir die Personalstellen in Fragen der Dienstaufsicht, sprechen aber auch Maßnahmen aus und übernehmen – soweit möglich – die gerichtliche Vertretung für die Landeshauptstadt München.

Wie ist die Vernetzung zu anderen Abteilungen oder Referaten? Gibt es hier mitunter auch Projekte, an denen gemeinsam gearbeitet wird?

Die Vernetzung ist sehr stark. Das Arbeiten an gemeinsamen Projekten ist an der Tagesordnung. Tatsächlich können die wenigsten Projekte isoliert von einer Abteilung bzw. einem Referat bearbeitet werden. 

Ein gutes Beispiel hierfür sind die Vorhaben zur weiteren Digitalisierung im Personalmanagementbereich. Für eine erfolgreiche Umsetzung ist Know-How aus den verschiedensten Berufsgruppen erforderlich. Nur eine intensive Zusammenarbeit von Spezialist*innen aus den Bereichen IT, Personalwesen, Recht etc. ermöglicht ein gutes Gelingen. 

Doch auch bei den einzelnen personenbezogenen Fällen im Bereich des Arbeits- und Beamtenrechts findet eine enge Zusammenarbeit der Personalstellen in den Referaten vor Ort und der Rechtsabteilung des Personal- und Organisationsreferats statt. 
 

Das Personal- und Organisationsreferat kümmert sich um mehr als 40.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Landeshauptstadt München. Aus welchen Gründen haben Sie sich für dieses Referat entschieden oder war Ihr Einstieg mehr einem Zufall geschuldet? 

Ehrlich gesagt war dies eher Zufall. Ich habe mich allgemein auf eine Juristenstelle bei der Landeshauptstadt München beworben. In meinem Vorstellungsgespräch wurde mir dann gesagt, dass derzeit u.a. eine Stelle in der Rechtsabteilung des Personal- und Organisationsreferats zu besetzen sei und ob ich mir eine Tätigkeit dort vorstellen könne – die Entscheidung ist mir sehr leichtgefallen.

Als Querschnittsreferat unterstützt das Personal- und Organisationsreferat sämtliche Referate der Landeshauptstadt München u.a. in personalrechtlichen Fragestellungen. Dadurch erhält man Einblicke in die vielfältigen Tätigkeits- und Aufgabenbereiche einer modernen Großstadt, lernt andere Berufsfelder und vor allem viele nette Menschen kennen. 
 

Vor Ihrem Studium haben Sie eine Ausbildung zum Koch gemacht, der allgemein eine gewisse Härte nachgesagt wird. Hat Sie das in gewisser Hinsicht bereits im Vorfeld auf die Strapazen des Jurastudiums vorbereitet?

Ja, das kann man sagen! Eine „Zutat“, die man sowohl für den Beruf des Kochs als auch für das Jurastudium braucht, ist Stressresistenz. Wichtig ist es einen kühlen Kopf zu bewahren. Insofern unterscheiden sich das Kochen für eine große Veranstaltung im Hotel und die Prüfungssituation im juristischen Staatsexamen gar nicht so stark. Allerdings muss ich sagen, dass ich mit meiner damaligen Ausbildungsstelle großes Glück hatte. In der Hotelküche, in der ich meine Ausbildung gemacht habe, herrschte eine angenehme und lockere Arbeitsatmosphäre. 

In mindestens einem Punkt unterscheidet sich die Kochausbildung jedoch wesentlich vom Jurastudium. Man sagt ja gerne: „Viele Köche verderben den Brei“. Im juristischen Staatsexamen kann man den „Brei“ aber eigentlich nur selbst verderben. 
 

Welche Eigenschaften sollten neue Kollegen und Kolleginnen unbedingt mitbringen?

Vor allem Neugier. Wer neugierig ist und Freude daran hat, sich in neue Themenfelder einzuarbeiten, sich mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Referaten an Projekten zu beteiligen und eigene Ideen einzubringen, für den bietet die Landeshauptstadt München ein immenses Spektrum. 

Denjenigen, die motiviert und bereit sind, sich ständig weiterzuentwickeln, steht hierfür ein breites Angebot zur Verfügung.
Andreas Erhard

Die Landeshauptstadt München gilt als sehr beliebte Arbeitgeberin und nicht zuletzt der Teamgeist und das kollegiale Miteinander werden dabei regelmäßig positiv hervorgehoben. Welche weiteren Faktoren machen die LH München aus Ihrer Sicht zu einer guten Arbeitgeberin?

Vor allem die Innovationskraft! Wenn ich in unserem Intranet mitverfolge, mit welchem Ideenreichtum und mit welch großer Motivation in den verschiedenen Bereichen der Stadtverwaltung an neuen, spannenden Vorhaben, insbesondere auch im Bereich der Digitalisierung gearbeitet wird, freue ich mich, Teil dieses Teams zu sein. Ich empfinde die Landeshauptstadt München als moderne, coole Arbeitgeberin, die sich dem Wandel der Zeit nicht verschließt, sondern bestrebt ist, in verschiedensten Bereichen innovative, neue Wege zu gehen. 

Toll ist auch, dass man bei der Landeshauptstadt München stets gefördert wird und die Möglichkeit erhält, sich kontinuirlich weiterzuentwickeln. 
 

Neben fachlichen Weiterbildungen bietet die Stadtverwaltung die Möglichkeit, sich als Führungskraft zu empfehlen. Worauf kommt es hier an und gibt es einen Zeitplan o.Ä. zu beachten?

Ich denke, dass die Landeshauptstadt München hier vor allem den Menschen im Blick hat. Jeder Einzelne hat Talente, Fähigkeiten und Erfahrungen, die er im Rahmen einer möglichen Führungsposition gewinnbringend einbringen kann. Die Landeshauptstadt München bietet beispielsweise Assessment Center zur Potenzialförderung an. Den Beschäftigten soll dadurch geholfen werden, Potenzial für eine Führungsposition zu erkennen und dieses weiter zu fördern. 

 

Viele Führungspositionen sind von Juristen und Juristinnen besetzt. Ist dies spezifischen juristischen Kompetenzen geschuldet? 

Juristin*innen lernen in Ihrer Ausbildung, sich schnell in neue und komplexe Sachverhalte einzuarbeiten. Ich denke jedoch, dass diese Fähigkeit nur eine von vielen ist, die man benötigt, um eine Führungsposition gut auszufüllen. Eine gute Juristin bzw. ein guter Jurist ist nicht automatisch eine gute Führungskraft. Auf die sogenannten „Soft-Skills“ kommt es genauso an, wie auf die fachliche Qualifikation. Eine Führungskraft muss meiner Einschätzung nach ein großes Maß an Empathie besitzen und wissen, wie man mit Menschen umgeht und mit ihnen kommuniziert. 
 

Wie fing für Sie die Arbeit bei der Stadt an? Gab es einen strikten Einarbeitungsplan und wie wurden Sie in den ersten Tagen und Wochen von Ihrem Team unterstützt?

Gerade am Anfang ist natürlich vieles neu und aufregend. In unserer Abteilung übernehmen daher die Kolleg*innen, die schon länger dabei sind, die Aufgabe, den neuen Kolleg*innen als „Einarbeitungspate“ zur Seite zu stehen. Das habe ich als sehr angenehm empfunden und halte dies für eine schöne Idee. Da sich in unserer Abteilung meist zwei Jurist*innen ein Büro teilen, kann man die Kollegin bzw. den Kollegen stets ansprechen und seine Fragen – die am Anfang meist zahlreich sind – loswerden.

Man wird also nicht allein gelassen. Ganz im Gegenteil! Neben einem Einarbeitungskonzept werden von den Kolleg*innen für verschiedenste Themenbereiche auch Schulungsunterlagen ausgearbeitet und Einführungsveranstaltungen für die neuen Kolleg*innen angeboten. Ein guter Start ist daher garantiert. 

Die Leistungsfähigkeit einer Stadt hängt auch von den Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter ab. Wie steht es um die fachliche und persönliche Entwicklung im öffentlichen Dienst?

Ich habe bei der Landeshauptstadt München den Eindruck gewonnen, dass sowohl die fachliche als auch die persönliche Entwicklung der Beschäftigten stark gefördert wird. Denjenigen, die motiviert und bereit sind, sich ständig weiterzuentwickeln, steht hierfür ein breites Angebot zur Verfügung.

So gibt es bei der Landeshauptstadt München eine eigene Fortbildungsabteilung, die Fortbildungen in vielen Berufs- und Themenbereichen anbietet. Über ein digitales Fortbildungsmanagementsystem kann man den Katalog der Fortbildungen aufrufen und sich für die Teilnahme an Fortbildungen anmelden. Überrascht hat mich dabei vor allem die große Vielfalt des Angebots. Dieses reicht von juristischen Themen über IT-Kurse bis hin zu Potenzialförderung und Erste-Hilfe-Kursen.
 

Das Münchner Personal- und Organisationsreferat genießt auch über die Landesgrenzen Bayerns hinweg einen sehr guten Ruf. Gab es eine Entwicklung oder ein Konzept in den vergangenen Jahren, an dem Sie maßgeblich mitgewirkt haben und auf das Sie besonders stolz sind?

Da einer meiner Tätigkeitsschwerpunkte der Beschäftigtendatenschutz ist, durfte ich in den letzten Jahren intensiv an der Umsetzung der Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bei der Landeshauptstadt München mitwirken. Hierzu wurden ein stadtweites Projekt sowie verschiedene Arbeitsgruppen ins Leben gerufen. Mir hat es dabei besonders Spaß gemacht, mit motivierten Kolleg*innen aus den verschiedenen Referaten zusammenzuarbeiten.

Dabei konnte ich spannende Einblicke in die Tätigkeiten anderer Referate sowie deren juristischen Fragestellungen im Zusammenhang mit dem Datenschutz gewinnen. Ganz besonders freut mich jedoch, dass wir als Ergebnis unseres Projekts ein Datenschutzkonzept mit verschiedensten Mustern, Informationen und Hilfestellungen nach den Vorgaben der DSGVO vorstellen konnten. Da sich im Zuge des digitalen Wandels auch ständig neue Herausforderungen stellen, sind wir bestrebt, unser Konzept stets weiterzuentwickeln. 
 

Welche Herausforderungen und Veränderungen stehen Ihrem Referat aktuell beziehungsweise in den nächsten Jahren bevor?

Ein großes Thema ist derzeit die Digitalisierung. In verschiedenen Projekten wird intensiv daran gearbeitet, Personalmanagementprozesse zu digitalisieren und zu optimieren. Dabei ist besonders das Zusammenspiel von technischer Umsetzung und juristischen Fragestellungen interessant und verlangt interdisziplinäre Zusammenarbeit der Abteilungen und Referate. 
 

Abschließend noch eine Frage an Sie als Koch: Einige Bewerber und Bewerberinnen machen ihre Entscheidung mitunter von der Kantine des potenziellen Arbeitgebers abhängig. Wie schneidet die Landeshauptstadt München in dieser Hinsicht ab?

Die Kantinen der Stadt, die ich bereits besucht habe, kann ich als Koch mit gutem Gewissen empfehlen. Das Essen schmeckt gut und hat eine gute Qualität. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist meiner Einschätzung nach hervorragend. Ich bin auf jeden Fall noch nicht hungrig geblieben, seit ich hier bin. 
 

Ihr Fazit?

Rückblickend bin ich froh, dass ich nach meiner Ausbildung zum Koch nochmals die Schulbank gedrückt, das Abitur gemacht und anschließend Jura studiert habe. Dies war zwar ein langer und manchmal auch steiniger Weg. Viele Jurastudent*innen werden das Gefühl kennen. Man fragt sich: „Kann ich das wirklich schaffen?“. Das Ziel, Jurist zu werden, wollte ich dabei aber nie wirklich aus den Augen verlieren. Manchmal wurde mir schon gesagt, dass mein Weg sehr ungewöhnlich sei. Das mag sein. Für mich war es jedoch der richtige und er hat mich letztlich hierher geführt. Dafür bin ich dankbar. 
 

Vielen Dank, Herr Erhard!

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