Aus dem sozialen Brennpunkt Darmstadt-Kranichstein in eine amerikanische Großkanzlei nach Frankfurt am Main – Gab es ein ausschlaggebendes Ereignis, weshalb du dich nach dem Abitur für das Jurastudium entschieden hast?
Eigentlich wollte ich zunächst Pilot werden. Leider scheiterte ich am Einstellungstest. Parallel dazu hatte ich mich an verschiedenen Universitäten für Jura beworben, weil ich etwas Vernünftiges studieren wollte. Mich interessierten aber auch wirtschaftliche Themen sehr. Am Ende entschied ich mich für die EBS Universität in Wiesbaden. Die Möglichkeit neben Jura auch BWL und VWL zu studieren und trotzdem in Regelstudienzeit fertig zu werden, reizte mich besonders. Im Nachhinein bin ich ganz froh darüber, dass ich kein Pilot geworden bin.
Mit dem Wechsel von der Grundschule auf das Gymnasium änderte sich auch dein Freundeskreis. Wie entscheidend und prägend war dein schulisches – aber auch familiäres – Umfeld während dieser Zeit?
Tatsächlich musste ich auf dem Gymnasium neue Freundschaften schließen, weil sich meine Freunde aus der Grundschulzeit leider für andere Schulen entschieden hatten. Meine zwei besten Grundschulfreunde hatten sich für eine Gesamtschule entschieden, weshalb ich überlegte, auch dorthin zu gehen.
Allerdings wollte ich bereits damals Abitur machen, um mir alle Möglichkeiten offen zu halten. Diese Entscheidung war aber auch von meinen Eltern geprägt. Insbesondere mein Vater, der in Afghanistan Bauingenieurwesen studiert hat, wollte, dass meine drei Geschwister und ich ebenfalls Akademiker werden.
Gerade das Jurastudium ist mit vielen Vorurteilen behaftet. Wie hast du die ersten Tage und Wochen an der Universität erlebt?
Ich fand relativ schnell Anschluss und habe heute noch mit sehr vielen ehemaligen Kommilitonen Kontakt. Mein Jahrgang war der erste und bestand nur aus 88 Studenten. Der Zusammenhalt in solch einem kleinen Jahrgang ist ohnehin stärker als in einem Jahrgang mit mehreren hundert Studenten und ich denke, dass Motivation und Fleiß in solch einer Situation, unabhängig von sozialer oder kultureller Herkunft, verbindet.
Wir waren eine ziemlich gemischte Gruppe und nicht wenige Studenten beanspruchten Bildungskredite und/oder erhielten Stipendien. Dass jeder Privatstudent von Papa finanziert wird, kann ich also nicht bestätigen.
Ein Studium ist zunächst einmal mit finanziellem Aufwand verbunden. Warum hast du dich trotz wirtschaftlich schwieriger Lage für eine private – und nicht eine öffentliche – Universität entschieden?
Ausschlaggebend war für mich, eine möglichst gute Ausbildung zu erhalten. Die EBS Universität warb damit, dass man innerhalb der Regelstudienzeit mit der Ersten Juristischen Prüfung abschließt – inklusive Schwerpunkt, Auslandssemester, wirtschaftswissenschaftlicher Fächer sowie LL.B. Das bot leider keine öffentliche Universität. Ich war und bin der Meinung, dass es absolut sinnvoll ist, in seine eigene Ausbildung zu investieren.
Zwar hatte ich auch einen finanziellen Druck, war aber von meinen Fähigkeiten überzeugt und war mir sicher, dass ich das Studium und das anschließende Referendariat mit ausreichend Fleiß und Disziplin bewältigen konnte. Die Studiengebühren habe ich mithilfe eines Stipendiums der EBS Universität und mit einem Bildungskredit der KfW finanziert, meine Lebenshaltungskosten habe ich mithilfe diverser Nebenjobs im Gastronomiebereich sowie BAföG bestritten.