Wie verliefen die Gespräche und die Kontaktaufnahme rund um die Wahlstation bei der Deutschen Post? Gibt es hier Besonderheiten, die bei der Bewerbung beachtet werden müssen?
Ich habe mich ganz klassisch auf eine Stellenausschreibung beworben. Das Vorstellungsgespräch fand mit drei Juristen im Post-Tower in Bonn statt und dauerte ca. 45 Minuten. Im Kern ging es um die Frage, an welcher Stelle ich am sinnvollsten eingesetzt werden würde.
Besonderheiten im Bewerbungsprozess dürften nicht bestehen. Sollte keine Stelle ausgeschrieben sein, lohnt es sich immer, in der Personalabteilung anzufragen, ob Initiativbewerbungen erwünscht sind und wer der zuständige Ansprechpartner ist.
Sie kennen sowohl die Arbeit in einer Kanzlei als auch die in einem Unternehmen. Lassen sich die Tagesabläufe miteinander vergleichen und wo fallen mögliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten besonders auf?
In beiden Stationen habe ich selbstbestimmt arbeiten dürfen. Ich erhielt eine Aufgabe und sprach die Vorgehensweise mit meinem Ausbilder ab. Dann habe ich mich in die Thematik eingelesen, eine Lösung erarbeitet und diese dem Ausbilder präsentiert. Im Idealfall war dieser mit dem Ergebnis beanstandungslos zufrieden und verwendete den exakten Wortlaut für seine Zwecke weiter, etwa im Schreiben an die Gegenseite.
Ein Unterschied fiel beim Mittagessen auf: In der Großkanzlei gab es mehrere Referendare, mit denen man dann auch gemeinsam zum Mittagessen ging. Bei Deutsche Post DHL Group war ich, zumindest in der Rechtsabteilung, der einzige Referendar. Ich bin daher in der Regel gemeinsam mit meinen direkten Kollegen essen gegangen. Das hat den persönlichen Kontakt, über die „professionelle“ Ebene während der Arbeit hinaus, deutlich gestärkt und die Zusammenarbeit aus meiner Sicht positiv beeinflusst.
Wie stark wurden Sie von Anfang an in die Strukturen und die Arbeit mit eingebunden und welche Bereiche durften Sie in diesen drei Monaten der Wahlstation kennenlernen?
Ich wurde von Anfang an sehr intensiv in die Strukturen und die Arbeit eingebunden. In der zweiten Woche meiner Stage sollte ich etwa einen meiner Ausbilder zu einem wichtigen Meeting begleiten, in dem er die zuvor von uns zusammen erarbeitete Sicht der Rechtsabteilung zu einem Produkt darstellen wollte.
Als mein Ausbilder dann kurz vor dem Meeting spontan zeitlich nicht teilnehmen konnte, fragte er mich, ob er das Meeting verschieben solle oder ob ich die Rechtsabteilung vertreten wolle. Diesen Vertrauensbeweis, der sinnbildhaft für den Umgang bei Deutsche Post DHL Group mit mir als Referendar steht, nahm ich natürlich dankbar an.
Thematisch habe ich mich insbesondere mit den Bereichen Vertrags-, Lauterkeits- und Markenrecht befasst.
Apropos Strukturen – Wie ist die Rechtsabteilung im Unternehmen einzugliedern und welche Karrierestufen existieren bei der der Deutschen Post DHL Group für Juristen?
Die Rechtsabteilung muss man sich wie eine Kanzlei innerhalb des Unternehmens vorstellen, deren Mandanten die einzelnen Unternehmensbereiche sind.
Bei Deutsche Post DHL Group bestehen dabei verschiedenste Karrierestufen für Juristen. In der Rechtsabteilung steigt man in der Regel als sog. Legal Council ein und könnte sich mit der Zeit zum Team- oder sogar Abteilungsleiter weiterentwickeln.
Zudem bieten sich in großen internationalen Konzernen auch spannende Möglichkeiten, für eine gewisse Zeit ins Ausland zu gehen. Bei der Deutschen Post DHL Group kommt es immer wieder einmal vor, dass deutsche Kollegen etwa in England, den USA oder Singapur arbeiten – und umgekehrt, dass auswärtige Kollegen des internationalen Rechtsbereichs in Bonn sind.