Bücher für Jurastudenten zu Weihnachten

Verfasst von Annika Lintz

Weihnachtsspecial: 10 Bücher, die Jurastudenten lesen sollten

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In der Literatur haben Themen wie Recht und Gerechtigkeit schon immer eine große Rolle gespielt. Viele Jurastudenten gehen im Laufe des Studiums aus zeitlichen Gründen dazu über, nur noch Lehrbücher zu lesen. Dabei gibt es außerhalb der Fachliteratur zahlreiche Veröffentlichungen, die insbesondere für Juristen und Jurastudenten lesenswert sind. Die folgende Liste enthält einige interessante Bücher.

 

1. Franz Kafka: Der Prozess

Ein Klassiker, aber absolut lesenswert, ist Kafkas „Prozess“. Der unvollendete Roman erzählt die Geschichte eines Mannes, der verhaftet wird, ohne einen Grund zu erfahren. Es folgt ein rätselhafter und grotesker Prozess. Das Gericht, vor dem sich der Protagonist verantworten muss, bleibt anonym. Auch die Anklage und das Gesetz, gegen das er verstoßen haben soll, sind nicht bekannt. Das Geschehen wird immer absurder. Der Roman lässt viel Raum für Interpretationen über die Bedeutung dieses Prozesses.

 

2. Ferdinand von Schirach: Verbrechen/ Schuld/ Strafe

Durch sein Theaterstück „Terror“ hat Ferdinand von Schirach auch außerhalb der juristischen Welt Bekanntheit erlangt.

Das Stück, an dessen Ende das Publikum ein Urteil fällt, wurde inzwischen an über 100 Theatern auf verschiedenen Kontinenten aufgeführt.

Daneben hat der Strafverteidiger mehrere Bücher geschrieben, unter anderem drei Kurzgeschichtenbände. „Verbrechen“, „Schuld“ und „Strafe“ erzählen Geschichten, die auf Fällen aus der Praxis des Autors basieren. Von Schirach beschreibt die zum Teil sehr brutalen Fälle nüchtern und ohne jede Wertung. Er gibt auf diese Weise einen sehr direkten Einblick in die Lebenswirklichkeit eines Strafverteidigers. Die Bücher bilden eine Trilogie, die dem Verlauf eines strafrechtlichen Verfahrens nachempfunden sind. Alle drei sind jedoch auch unabhängig voneinander zu verstehen. Insbesondere für Jurastudenten mit einem besonderen Interesse am Strafrecht sind die Kurzgeschichtenbände sehr zu empfehlen.

 


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3. Ursula Krechel: Landgericht

„Landgericht“ erzählt die Geschichte eines Richters, der 1947 aus dem Exil nach Deutschland zurückkehrt. Als Jude wurde er von den Nationalsozialisten unterdrückt und ist schließlich geflohen. Nach seiner Rückkehr kämpft er um Gerechtigkeit und darum, seine Familie wieder zusammenzuführen. In der bürokratischen Bundesrepublik hat er damit große Schwierigkeiten. Anhand des dargestellten Schicksals lässt sich viel über die Situation in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus und danach erfahren. Der Roman knüpft an historische Begebenheiten an, ihm liegt viel Recherchearbeit zugrunde.

Wer historisch interessiert ist und sich auf verschiedenen Ebenen mit der Nachkriegszeit in Deutschland beschäftigen möchte, findet in diesem Buch einen guten Ansatzpunkt.

4. Wilfried Ahrens: Juristische Stilblüten

Eine etwas leichtere, aber ebenfalls aufschlussreiche Lektüre bieten die Bücher von Wilfried Ahrens. Der Oberstaatsanwalt aus Göttingen hat inzwischen mehrere Werke mit den größten sprachlichen Fehlgriffen rund um den gerichtlichen Betrieb zusammengestellt und veröffentlicht.

Titel wie „Der Unfallort hat sich bereits entfernt“, „Der Angeklagte trägt die Kisten des Verfahrens“ oder „Der Polizist rettete sich durch einen Seitensprung“ lassen erahnen, dass es im juristischen Alltag zu kuriosen Situationen kommen kann.

Sprachliche Glanzleistungen und überraschend ehrliche Aussagen („Ich fahre sonst nicht schwarz und wenn, dann nur sehr ungern“) begegnen dem Juristen offenbar immer wieder. Wer eine witzige und unterhaltsame Seite der Justiz entdecken möchte, sollte sich diese Stilblüten nicht entgehen lassen.

5. Martin Walser: Finks Krieg

„Finks Krieg“ ist einer politischen Affäre nachempfunden, die sich in den 1980er und 1990er Jahren in Hessen zutrug. Im Zentrum des Romans steht der Ministerialrat Stefan Fink, der gegen seinen Willen versetzt wird und eine Konkurrentenklage erhebt. Der daraus resultierende Rechtsstreit zieht sich über viele Instanzen hin.

Die Angelegenheit entwickelt sich von einem juristischen Konflikt zu einer Art persönlichem Krieg Finks. Er interessiert sich nur noch für die laufenden Verfahren, alles andere wird nebensächlich. Je länger der Protagonist um seine Stellung kämpft, desto einsamer wird er. Der Roman behandelt die gerichtliche Auseinandersetzung, aber auch politische Zusammenhänge und die Wechselwirkung zwischen Macht und Recht. Für Juristen ist das ein spannendes Thema.

6. Herbert Rosendorfer: Ballmanns Leiden

„Richter Ballmann leidet am Alltäglichen, und so ergreift er die Flucht, als seine Welt plötzlich Risse bekommt: Er steigt aus.“ Eines Morgens beschließt der Vorsitzende Richter am Landgericht, nicht mehr zum Dienst zu gehen. Die darauffolgende Geschichte beschreibt eine „Midlife Crisis der besonderen Art“, sie ist skurril und nicht ganz ernst gemeint.

Der Autor hat selbst als Richter gearbeitet, seine Darstellung des Justizbetriebs ist detailgenau und gerade dadurch satirisch.

 


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7. Briefe an junge Juristen

Die beruflichen Möglichkeiten für Juristen sind vielfältig. Wer sich noch nicht sicher ist, in welche Richtung es später gehen soll, könnte Anregungen und Inspirationen in den offenen Briefen finden, die 32 erfahrene Juristen über ihre Karriere geschrieben haben. Die Autoren arbeiten in unterschiedlichen Berufsfeldern. Die klassischen juristischen Berufe (Anwalt, Richter, Staatsanwalt) sind vertreten, aber auch Professoren, Unternehmer, Journalisten und Politiker kommen zu Wort.

Die beschriebenen Lebensläufe sind sehr individuell und verschieden. Einige der Autoren haben neben Jura noch andere Fächer studiert, viele haben Auslandserfahrungen gemacht. Manche Karrieren hingen eher vom Zufall ab, andere waren durchgeplant. Das Buch ist vor allem für diejenigen hilfreich, die noch unentschlossen in Bezug auf ihre beruflichen Vorstellungen sind.

8. Gerhard Strate: Der Fall Mollath

Das Buch mit dem Untertitel „Vom Versagen der Justiz und Psychiatrie“ wirft einen entsprechend kritischen Blick auf das deutsche Rechtssystem. Thema des Werkes von Gerhard Strate ist der aufsehenerregende Prozess um Gustl Mollath, der nach einem Gerichtsurteil und einem psychiatrischen Gutachten mehrere Jahre in der geschlossenen Psychiatrie verbringen musste. Dann wurde sein Verfahren wiederaufgenommen. Mollath wurde freigesprochen und es kam heraus, dass die Einweisung in die Psychiatrie zu Unrecht erfolgt war.

Der Fall Mollath führte zu kontroversen öffentlichen Diskussionen über mögliche Verfahrensfehler, falsche Beweiswürdigungen und fragwürdige Gutachten.

Gerhard Strate ist Strafverteidiger und hat Mollath in dessen Wiederaufnahmeverfahren vertreten. In seinem Buch kritisiert er zahlreiche Punkte des Verfahrens.

 


Eine wichtige Rolle im Fall Gustl Mollath spielte das psychologische Gutachten:

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9. Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem

1961 fand in Jerusalem ein Prozess gegen den ehemaligen SS-Offizier Adolf Eichmann statt, der während des Nationalsozialismus an der Planung und Organisation des Holocaust beteiligt gewesen war. Die politische Theoretikerin Hannah Arendt erlebte das Verfahren als Prozessbeobachterin mit und veröffentlichte ihre Eindrücke. Ihre Ausführungen riefen zahlreiche kontroverse Diskussionen hervor. Die Charakterisierung Eichmanns als psychisch normalen Schreibtischtäter, der nur seine Pflicht erfüllt habe, stieß nicht nur in Israel auf Kritik und Unverständnis. Das Buch wirft komplexe Fragen auf, die für angehende Juristen immer noch sehr relevant sind.

10. John Grisham: Die Firma

Ein junger Anwalt glaubt, seinen Traumjob in einer exklusiven Kanzlei gefunden zu haben. Die Arbeit ist anspruchsvoll, die Bezahlung hervorragend. Nach und nach fallen ihm an der Firma jedoch beunruhigende Dinge auf. Er wird beschattet und schließlich durch das FBI kontaktiert und unter Druck gesetzt. Grishams Roman ist ein spannender Thriller mit einer nicht immer realistischen, aber sehr fesselnden Handlung und tiefgründigen Charakteren.

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